2024-05-10T08:19:16.237Z

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F: Zobe
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Panthers und MCH reagieren auf Skandal-Derby

"Wir tragen alle Verantwortung": Nach dem Eklat vom vergangenen Samstag sind der MCH Sennestadt und die Black Panthers um Deeskalation bemüht. Eine Fusion ist aber in weite Ferne gerückt

Philip Dräger hatte schon lange vor dem Schlusspfiff genug. Der Vorsitzende des Kreis-Schiedsrichterausschusses, der sich am vergangenen Samstag beim Derby zwischen dem MCH Sennestadt und den Black Panthers Bielefeld „mal ganz allgemein ein Bild vom Futsal machen wollte“, konnte die „aggressive Atmosphäre“ einfach nicht länger aushalten und ging zu Beginn der zweiten Halbzeit nach Hause. Die Stimmung sei enorm aufgeheizt gewesen, erzählt Dräger, ohne dabei Schuldzuweisungen auszusprechen: Er habe „Angst bekommen, da in irgendetwas hinein zu geraten“.
Beim 6:1-Sieg des MCH über den städtischen Rivalen kochten in der Tat die Emotionen hoch: Platzverweise, Rudelbildung, ständige Beschimpfungen und ein Flaschenwurf brachten die Beteiligten in Rage und sorgten zudem für ein Nachspiel in den sozialen Medien, wo es erneut wüste Beschimpfungen hagelte. Am Ende wurde sogar – unfassbar – eine Morddrohung ausgesprochen.

Angesichts solcher Auswüchse scheint es höchste Zeit, einmal kurz inne zu halten und nicht einfach zur Tagesordnung überzugehen. „Wir bedauern zutiefst, wie sich die ganze Angelegenheit hochgeschaukelt hat. Vor allem das kriegsähnliche Szenario im Anschluss ist ein Ding, das im und um den Sport nichts zu suchen hat“, war Sebastian Rauch, der Trainer der Sennestädter, mit einigem Abstand zu den Geschehnissen spürbar um eine Deeskalation bemüht. Auch sein Panthers-Pendant Goran Novakovic zeigte sich „darüber erschrocken, was bei dem Spiel und danach abgegangen ist“. Dass auf dem Feld Emotionen frei gesetzt werden, kann Novakovic noch akzeptieren, wenn alles in einem gewissen Rahmen bleibe. „Nach einem Spiel muss aber wieder Ruhe einkehren!“


Nach anfänglichen Schuldzuweisungen stellte sich Mitte der Woche bei beiden Parteien die Einsicht ein, „dass wir in Zukunft vernünftiger miteinander umgehen müssen“, wie es Novakovic formulierte. „Niemand hat sich am vergangenen Samstag mit Ruhm bekleckert, für so ein Verhalten gibt es einfach keine Entschuldigung. Wir alle tragen die Verantwortung dafür, dass solche Vorfälle nicht wieder vorkommen“, nahm Rauch beide Vereine in die Pflicht und forderte eine „empathische Reaktion: Statt weiter aufeinander loszugehen, sollten wir diesen Eklat zum Anlass nehmen, miteinander zu sprechen und aufeinander zuzugehen“.

Im Herbst waren die beiden Klubs schon so weit, über eine konstruktive Zusammenarbeit, ja sogar über eine Fusion nachzudenken. „In Bielefeld ist ein großes Futsal-Potenzial vorhanden. Wenn es einen großen statt zweier rivalisierender Vereine gäbe, könnte man hier etwas richtig Gutes aufziehen“, sagt Sebastian Rauch, für den ein Zusammengehen aber erst einmal in weite Ferne gerückt ist: Es werde wohl eine ganze Zeit dauern, bis die jüngsten Geschehnisse verarbeitet seien.

Philip Dräger bittet alle Beteiligten „im Sinne des Sports“ um Mäßigung und Einsicht – und versteht die Eskalation auch irgendwie nicht. „Ich habe am Samstag Spieler bei beiden Mannschaften gesehen, die bei der Hallen-Stadtmeisterschaft völlig unauffällig waren und friedlich mit- und gegeneinander gekickt haben. Da muss man sich doch fragen, warum alles anders ist, wenn die gleichen Leute im Futsal aufeinander treffen“, sagt Bielefelds oberster Schiedsrichter. Es gibt also viele Dinge, über die die beiden Vereine nachdenken sollten.

Aufrufe: 027.1.2018, 10:00 Uhr
Hans-Joachim Kaspers / FuPaAutor