2024-05-10T08:19:16.237Z

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Manfred Müller war lang am Ball. Im Juli hört er als Bezirksvorsitzender auf.   | Foto: Christoph Breithaupt
Manfred Müller war lang am Ball. Im Juli hört er als Bezirksvorsitzender auf. | Foto: Christoph Breithaupt

Manfred Müller: "Ich verfolge den Fußball weiter"

BZ-Interview mit Manfred Müller aus Ichenheim, der nach elf Jahren als Vorsitzender des Fußballbezirks Offenburg aufhört.

Nach elf Jahren gibt der Chef der Fußballer im Bezirk Offenburg sein Amt ab. Beim Bezirkstag am 8. Juli ist es soweit. Mit dem scheidenden Vorsitzenden Manfred Müller hat BZ-Redakteurin Ulrike Derndinger über Erfolge, Enttäuschungen im Amt und die Zeit danach gesprochen.
BZ: Herr Müller, ab 9. Juli sind Sie nach Jahrzehnten in Fußball-Ehrenämtern "arbeitslos". Wie fühlen Sie sich bei dem Gedanken?
Müller: Ich habe keine Angst (schmunzelt).

BZ: Wie groß ist der Schritt für Sie?
Müller: Ich bin seit 1955 mit dem Fußball verbunden. Mit elf Jahren habe ich angefangen bei den Sportfreunden Ichenheim als Schüler. Mit 73 Jahren bin ich in einem Alter, dass man Jüngeren eine Chance geben muss. Gesundheitlich hätte ich zwar noch weitermachen können. Aber ich will nicht auf der Trage aus dem Saal gebracht werden und will eine bewusste Entscheidung treffen. Mit anderen Worten: Ich muss nicht - ich will aufhören.

BZ: Ihr Amt bedeutete Bürokratie. Man legt die Termine für den Spielbetrieb für die 125 Mannschaften im Bezirk fest, überwacht den Spielbetrieb, leitet Sitzungen und organisiert Bezirkstage.
Müller: Ja. Ich hatte täglich stundenweise mit Fußball zu tun. In den eigenen vier Wänden macht ein Bezirksvorsitzender das Notwendige, dass der Spielbetrieb und Vieles mehr funktionieren.

"Ich habe mir alles von Null an erarbeitet." Manfred Müller über seinen Start im Amt

BZ: Täglich stundenweise? Sehr aufwändig, oder?
Müller: Mein ganzes Leben bestand aus Familie, Arbeit und Ehrenamt. Das hat mir viel gebracht und mich geprägt. Die größte Stütze war meine Frau. Sie war meine Sekretärin, hat Spielergebnisse in Listen eingetragen. Als es noch keinen Computer gab, alles von Hand. Ich konnte mein Amt nur mit Elan ausfüllen, weil sie so mitgemacht hat.

BZ: Woran denken Sie gern zurück?
Müller: Da gibt es viel. Wenn man bei Wahlen einstimmig gewählt worden ist oder wenn man auf dem Platz von wildfremden Leuten freundlich angesprochen wird. Das sind erfreuliche Erlebnisse.

BZ: Sie haben sich mal als sozial eingestellten Menschen, der für fairen Umgang plädiert, bezeichnet. Welche Erfahrung war für Sie die unsportlichste?
Müller: Mein schlimmstes Erlebnis ist noch nicht so lange her. Ich sollte für den Südbadischen Fußballverband im Bezirk einen Termin und eine Halle für eine zweistündige Schulung organisieren. Das Thema war "Sicherheit", konkret: Was müssen Platzordner können, damit es bei Spielen sicher zugeht? Aus einem Verein im Bezirk wurde dagegen eine Internetkampagne losgetreten. Die Vereine brauchen so was nicht, das sei Geldmacherei, hieß es. Andere Vereine sind aufgesprungen und haben mich heftig angegriffen. Letztlich kam nur die Hälfte der Bezirksvereine zur Schulung. Das Ganze hat mich sehr mitgenommen.

BZ: Hat Sie diese Erfahrung näher ans Aufhören gebracht?
Müller: Es hat mich darin bestärkt. Aber ich habe schon 2015 gesagt, dass ich ans Aufhören denke.

BZ: Was wollen Sie Ihrem designierten Nachfolger, Heinz Schwab, mit auf den Weg geben?
Müller: Ich würde nie sagen: Mach' es so oder so. Aber wenn er fragt, bekommt er eine Antwort. Ich selber war damals Knall auf Fall ins Amt gekommen und habe mir alles von null an erarbeitet. Wenn ich den Vorgänger, der plötzlich zurückgetreten war, um Rat fragte, sagte der nur: Ich habe nichts mehr, ich habe alles gelöscht.

BZ: Sie sind agil - werden Sie nochmal ein fußballerisches Ehrenamt anstreben?
Müller: Als Bezirksvorsitzender ist Schluss. Punkt. Das muss fürs Interview reichen (schmunzelt).

BZ: Also werden Sie sich nun Ihrem Hobby, dem Garten, widmen?
Müller: Ja. Das Gemüse ist angepflanzt, wahrscheinlich wieder zu viel (lacht). Dann habe ich noch ein Mietshaus zu betreuen, ich fahre Rad und lege mich zum Mittagsschlaf hin. Ansonsten bin ja nicht aus der Welt oder schließe mich irgendwo ein. In den Medien und auf dem Sportplatz verfolge ich weiterhin den Fußball.


















Zur Person























Manfred Müller (73), Maurermeister in Rente, der bis zu seiner Pensionierung im Offenburger Jugenddorf arbeitete, bekleidete das Spitzenamt im Bezirk seit September 2006. Im Jahr 1988 begann seine Karriere im Bezirk Offenburg in verschiedenen Funktionen, als Staffelleiter der Landesliga und Bezirksliga, im Verbandsspielausschuss und im Bezirksfußballausschuss. Von 1955 bis 1976 spielte er in der Jugend, bei den Aktiven und Alten Herren der Sportfreunde Ichenheim. Von 1992 bis 1998 war er Vorsitzender seines Vereins. Müller ist verheiratet mit Rita Müller, hat mit ihr einen Sohn und eine Tochter und wohnt in Ichenheim.







Autor: uws/ude
Aufrufe: 022.6.2017, 11:43 Uhr
Ulrike Derndinger (BZ)Autor