2024-05-17T14:19:24.476Z

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Heyrothsberge bejubelte am Samstag den vierten Sieg in Serie.
Heyrothsberge bejubelte am Samstag den vierten Sieg in Serie. – Foto: Michael Donau

Mit Glück und feinem Füßchen

Landesliga Nord Union Heyrothsberge bezwingt MSV Börde im Heimspiel +++ Karsten Völckel trifft von der Mittellinie

Der SV Union Heyrothsberge surft in der Landesliga Nord weiter auf der Erfolgswelle. Beim 2:0 (0:0)-Heimsieg vom Sonnabend über den Magdeburger SV Börde gelang der vierte Erfolg in Reihe, wobei die Gastgeber vor allem in der zweiten Hälfte das Glück arg strapazierten.

Nach 14 Jahren im Trikot der ersten Herrenmannschaft wissen sie natürlich beim SV Union, was sie an Karsten Völckel haben: Auch wenn die Explosivität mit 32 Jahren weniger ausgeprägt sein mag als in früheren Tagen, kann sich kaum jemand in Heyrothsberge das zentrale Mittelfeld des Fußball-Landesligisten ohne den spielintelligenten „Zehner“ vorstellen. Als solcher ist er dann auch zuständig für die genialen Momente wie jenen, der am Sonnabend das Heimspiel gegen den MSV Börde in der Nachspielzeit endgültig zu Gunsten der Unioner entschied: Nach der Ball- eroberung am eigenen Strafraum ging es bis kurz hinter die Mittellinie. Wo vielen der fußballerische Instinkt befohlen hätte, so lange weiterzulaufen, bis die eigene Aussicht weniger grüne Wiese preisgibt, stoppte Völckel kurz ab, nahm den Kopf nach oben und setzte aus gut 40 Metern den Lupfer über Börde-Keeper Robert Leonhardt hinweg an – hinein ins Tor zum 2:0-Endstand und hinein in den Wahnsinn, der auch in dieser Saison etliche Auftritte des Teams begleitet.

Angesichts der Zitterpartie, die der Gastgeber bis kurz vor Ultimo zu überstehen hatte, sprach SVU-Teammanager Olaf Milz vielen der 63 Zuschauer aus der Seele, als er meinte: „Diese Aufregung mache ich nicht mehr lange mit. Wir können einfach nur Spektakel.“ Im gleichen Atemzug adelte er Torschütze Völckel zum „Spieler, der den Unterschied in so einer Partie macht“. Teamkapitän Marcel Gieseler setzte anschließend im Mannschaftskreis noch einen drauf und hatte den „besten Landesliga-Spieler der Welt“ in seinen Reihen ausgemacht. Nur Trainer André Hoof sparte sich die Superlative und kam zu einer Einschätzung, die wohl auch der Angesprochene selbst in seiner bekannten Bescheidenheit unterschreiben würde: „Wir wissen, was Karsten kann. Und das ist auch das, was wir von ihm erwarten.“

Vor dem furiosen Finale des Sonnabends hatten die Unioner den erwarteten Stresstest für ihren jüngst gestarteten Erfolgslauf zu meistern. Die Magdeburger wurden vom Anstoß weg ihrer Rolle als Top-Team gerecht und ließen den Gastgebern wenig Raum zur Entfaltung. „Wenn es nach fünf Minuten 0:1 steht, dürfen wir uns nicht beschweren“, fasste Hoof die Kräfteverhältnisse aus der Anfangsphase zusammen. Doch mehr und mehr verschaffte sich Heyrothsberge Zugriff aufs Spiel und zeigte sich selbst vor dem MSV-Tor. Zunächst traf Ramon Schröder das Außennetz (21.), dann lief Tobias Thormeier allein auf Leonhardt zu, scheiterte jedoch im Eins-gegen-Eins-Duell mit dem Keeper (35.) Die anschließende Ecke landete bei Christian Krümling, dessen Kopfball auf der Linie geklärt wurde.

Der erste von zwei traumhaften Treffern

All dies durfte rückblickend als Vorbote für den ersten Zungenschnalzer des Tages gesehen werden. Knapp fünf Minuten nach Wiederbeginn brachte ein Pass von Tim Rieche Schröder in Position. Auch er erkannte, dass der Börde-Keeper in Libero-Manier weit vor seinem Gehäuse stand und bewies aus 25 Metern ebenfalls ein feines Füßchen, als er den Ball in die Maschen schlenzte. „Ein geiles Tor“, urteilte der Trainer, der den folgenden Minuten allerdings weniger Euphorisches abgewinnen konnte.

Die Gäste schienen vom Rückstand endgültig angestachelt und entfesselten in den verbliebenen 40 Minuten einen wütenden Sturmlauf in Richtung Gastgebertor. Zum Glück für die Platzherren bekamen diese bei den teils hochkarätigen Abschlüssen stets rechtzeitig den Fuß vor den Ball, beziehungsweise konnten sie sich auf Keeper Christopher Biegelmeier verlassen, doch draußen beim Trainer wuchsen die Sorgenfalten: „Das war nicht sonderlich souverän von uns. Börde hat den erwarteten Druck erzeugt, aber wir haben es nicht geschafft, Umschaltsituationen zu schaffen, wie es unser Plan vorgesehen hat.“ Und so brauchte es am Ende schon eine gehörige Prise Glück und Völckels Geniestreich, um erstmals seit dem 3:0-Derbysieg in Niegripp wieder einen Sieg „zu Null“ einzufahren.

Für diesen „brauchen wir uns sicher nicht beim Gegner entschuldigen“, so Hoof. Anders sah es bei einigen Szenen nach dem Abpfiff aus. Vor allem Patrick Podehl befand sich nach dem Ende der Partie im Zentrum kleinerer Scharmützel mit dem Gegner, was den Gesamteindruck auch beim Coach etwas trübte: „Das hat mich gestört. Wir müssen offenbar erst noch lernen, mit Siegen umzugehen. Das wird auch in der Trainingswoche noch einmal Thema sein.“

MSV-Trainer nimmt es gelassen

Trotzdem wollte MSV-Trainer Marcus Mähnert den Blick nicht allein auf die verpassten Chancen richten. „Sicher, mögen wir diese obere Tabellenregion“, sagte der Coach. „Allerdings ist das für uns sekundär. Ich schaue echt nicht so auf die Tabelle, das ist für mich nicht so wichtig. Daher sind die Tabellenregion und alle Fragen nach verpassten Chancen für mich zweitrangig und nicht von Wert. Ich schaue eher noch auf die noch anstehenden Höhepunkte wie die Spiele gegen Schönebeck und die Preussen. Das sind ja immer noch schöne Spiele.“

Hinzu kam: Sportlich war Mähnert mit seiner Mannschaft in Heyrothsberge gar nicht so unzufrieden. Den 70 Besuchern bot sich eine Partie auf sehr schwer zu bespielendem Platz. „Das war ein ganz schöner Acker. Fußballspielen war da eher nicht möglich, was uns zum Nachteil gereichte“, meinte der Trainer.

Union Heyrothsberge: Biegelmeier – Krümling, Peukert, Kloska, Gieseler, Schröder, Kloska, Thormeier (68. Horn), Völckel, Rieche (72. Schmidt), Spengler (60. Podehl)

MSV Börde: Leonhardt – Conrad, Stellmacher, Liedtke (79. Schüßler), Gehrmann (68. Lange), Müller, Dittwe, Heinemann, Flöter, Leonhardt (42. Rackwitz), Lipowski

Schiedsrichter: Thomas Thrun (Bitterfeld). Zuschauer: 63. Tore: 1:0 Ramon Schröder (50.), 2:0 Karsten Völckel (90.+2)


Aufrufe: 018.11.2019, 06:09 Uhr
Björn RichterAutor