2024-05-08T14:46:11.570Z

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Rückrunden-Vorbereitung:  Nach einem Ausflug in den Leistungsbereich gibt Chris Brennenstuhl (l.)  jetzt bei den Landesklasse-Kickern von Concordia Lübtheen den Ton an. Nitsche
Rückrunden-Vorbereitung: Nach einem Ausflug in den Leistungsbereich gibt Chris Brennenstuhl (l.) jetzt bei den Landesklasse-Kickern von Concordia Lübtheen den Ton an. Nitsche

Für den Traum in die ,,Provinz"

Chris Brennenstuhl, Trainer der Lübtheener Concordia-Kicker, verbreitet einen Hauch von Bundesligaluft in der Lindenstadt

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Chris Brennenstuhl ist nach Lübtheen zurückgekehrt und weiß einiges aus Fußballdeutschland zu berichten.

Der 27-Jährige hatte trotz seiner Maxime, Fußball mit Freunden spielen zu wollen, immer den Traum, sein Hobby zum Beruf zu machen. Dem Bachelor des Sportmanagements war zwar bewusst, dass ein Posten im Management eines Bundesligisten wie ein Sechser im Lotto wäre. Trainer jedoch kommen und gehen. Doch: Wieso sollte er nicht einer sein, der kommt?

Die nötigen Scheine leistete er während seines Studiums ab – auf eigene Kosten. Chris war so erfolgreich, dass Ende dieses Jahres die A-Lizenz-Ausbildung auf seiner Agenda steht. Der Anfang war gemacht. Wie wird man nun Trainer in einem Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) eines Profivereins? „Über eine Bewerbung ging natürlich nichts“, weiß Chris zu berichten. Er verzagte aber nicht und trainierte bald die C3-Jugend der JSG Walldorf. Ja, Pokalschreck Walldorf! Die JSG resultiert aus einer Kooperation für den Jugend-Leistungsbereich der Vereine VfR und FC Astoria Walldorf. Letzterer ist der Verein, der im diesjährigen DFB-Pokal als Viertligist den VfL Bochum und Darmstadt 98 aus dem Wettbewerb warf. Bald fasste er sich ein Herz und marschierte ins Hoffenheimer Förderzentrum. Der Kontakt zur TSG entstand durch den Verein „Anpfiff ins Leben“ (u. a. gegründet von Dietmar Hopp), durch welchen Chris bereits nach Walldorf gekommen ist. Ab Juli 2015 war er dann Trainer an der Fußballschule von 1899. Zuvor gelang es ihm, als Stützpunkttrainer beim badischen Fußballverband anzuheuern. Das sind für den Anfang keine schlechten Referenzen – vor allem, wenn man, wie Chris, auch noch einem „normalen“ Job als Kaufmännischer Angestellter nachgegangen ist. Aber Chris wollte vom Fußballtrainer im Breitensport endlich an ein NLZ, sprich: in den professionellen Bereich.

Zu Beginn der Saison 2016/17 bot sich die Chance. Darmstadt 98 hat sich gemeldet. „Ich wollte eigentlich absagen“, verriet Chris. Doch die Lilien boten ihm eine Position als U16-Cheftrainer an. Chris nahm sich ein Zimmer in einem Studentenwohnheim. Auf zu neuen Ufern. Allerdings nur für einen Teil des Tages. Er behielt seinen Job in Walldorf. Hierzu berichtet Chris: „Trainer im Leistungsbereich als Nebenberuf? Das ist nur in Darmstadt möglich!“ Der Tag konnte nicht genug Stunden haben. „6.30 Uhr fuhr ich los zur Arbeit. Erst 22.30 Uhr war ich wieder zu Hause und das Training musste auch noch vorbereitet werden“, schildert Chris sein Tagespensum. Seine einzige Ablenkung waren Hörbücher während der Autofahrt. „Da wurde mir die überragende Menschenführung von Carlo Ancelotti nähergebracht.“ Mit diesen Impulsen lief es trotz der Doppelbelastung von Chris gut bei den Junglilien. Die intensive Arbeit mit den Jungs fruchtete.

Die Mannschaft, die sich in der Verbandsliga Süd mit jahrgangsälteren Mannschaften sowie mit den Vertretungen von Wehen-Wiesbaden, dem FSV Frankfurt oder den Kickers aus Offenbach messen muss, stand einen Spieltag vor Abschluss der Hinrunde nach acht Siegen in Folge auf dem ersten Platz. Chris wurde die Doppelbelastung allerdings zu viel und er kündigte im Oktober seine Anstellung in Walldorf. Volle Konzentration auf den Trainerjob. Das letzte Spiel der Hinrunde sollte am 3. Dezember angepfiffen werden. Da stand Chris allerdings nicht mehr an der Linie. Es war an einem Dienstag, als ihm mitgeteilt wurde, dass er nicht mehr der Trainer der U16 ist. Damit hatte er aufgrund interner Entwicklungen zwar gerechnet, mit Blick auf die sportliche Leistung kam es dennoch überraschend. Er übermittelte seinen Jungs diese Neuigkeit per SMS, woraufhin er von den persönlichen Antworten seiner Schützlinge noch mal sehr beeindruckt war.

Chris hat innerhalb kürzester Zeit das Auf und Ab der Fußballbranche am eigenen Leib erfahren. Ein Rückschlag? Nur für kurze Zeit! Er blickte wieder nach vorne. Es ging zurück nach Lübtheen, „wieder mit den Freunden Fußball spielen“ und sie trainieren. Dabei hat er seine professionelle Einstellung mit in die Lindenstadt gebracht und erwartet sie als Trainer der Männermannschaft von Concordia auch von den Spielern. Unter Beweis soll das in der Rückrunde der Landesklasse V gestellt werden. Man darf also gespannt sein. Chris sieht die Rückkehr nach Lübtheen als Chance, weitere Meriten zu verdienen. So lange folgt er seinem Motto „Mach das, worauf du Spaß hast“ in der Griesen Gegend statt in der Hoffenheimer „Provinz“. Seinen Traum, Trainer im Leistungsbereich zu werden, verliert er dabei nie aus dem Auge. Und so schnelllebig wie dieser Sport ist, sehen wir ihn vielleicht eines Tages von der Trainerbank eines Bundesligisten in die Kameras der Welt winken.

Aufrufe: 013.3.2017, 15:30 Uhr
Sascha NitscheAutor