„Ich werde ab der kommenden Saison die Ü50 coachen und weiter im Vorstand arbeiten“, sagt Zander, der immer ein Taschentuch in seinen Stutzen trug und wohl zu den fairsten Spielern in Stadt und Land zählte. Nach jedem Foul entschuldigte sich Zander sofort bei seinen Gegenspielern, die ihn seit 1959 schätzen gelernt haben.
Beim TuS Bremerhaven 93 lernte Zander mit sechs Jahren in der D- und C-Jugend das Fußballspielen. Danach wechselte der Mittelfeldspieler mit Bruder Willi, dem heutigen Verbandssportlehrer des Bremer Fußball-Verbandes, am 1. Juli 1968 zur Leher Turnerschaft. Beide sind seitdem mit ihren Ehefrauen Ute und Susanne im Verein nicht mehr wegzudenken. Ewald und Willi sind beide im LTS-Vorstand und leiten im Hintergrund mit dem Präsidium um Erwin Knäpper die Geschicke des 1898 gegründeten Traditionsvereins im Norden der Stadt.
Während Willi Ende der 70er-Jahre mit dem OSC Bremerhaven in der zweiten Bundesliga spielte und später als Co-Trainer unter Dieter Eilts die Deutsche U21-Nationalmannschaft coachte, schaffte Ewald Zander in der Saison 1972/73 den Sprung von der LTS-A-Jugend in die erste Herrenmannschaft und stieg innerhalb von zwei Jahren von der Bezirksliga in die Verbandsliga Bremen auf. Zanders Treue zum Verein ist beispiellos und heute undenkbar, da viele Spieler nicht einmal mehr für ein Jahr bei einem Verein durchhalten. Bis Ende Juni 1992 bestritt Zander über 1000 Partien, bevor er sich mit fast 40 Jahren der Ü32-Mannschaft und später den erfolgreichen Ü40- und Ü50-Kickern des Vereins anschloss und unzählbare Meisterschaften und Pokalsiege auf dem Feld und in der Halle feiern durfte.
Mit der Stadt- und Landesauswahl spielte Zander unter anderem in England, Finnland, Lettland und Polen.
Während viele seiner damaligen Mitspieler schon die Fußballschuhe an den Nagel gehängt hatten, ging es für Zander im Alter von 52 Jahren noch einmal von Höhepunkt zu Höhepunkt. Im Februar 2006 reiste der Libero, Vorstopper und Mittelfeldspieler mit der Seniorenmannschaft vor der Weltmeisterschaft in Deutschland nach Rio de Janeiro und bestritt an der Copacabana zwei Freundschaftsspiele. Unter anderem gegen Vasco Da Gama mit Ex-Weltermeister Romário, der 984 Tore auf seinem Konto hatte und gegen die Bremerhavener die Tausender-Marke knacken wollte. Dazu kam es aber nicht, da der Präsident beim Stand von 5:0 für den Erstligisten das Freundschaftsspiel abbrechen ließ. Romário, abgeschirmt von zwei Bodyguards, kam übers Warmlaufen nicht hinaus, der zwei Jahre später dort Trainer werden sollte. Die Vasco-Spieler sollten „lieber trainieren als gegen dickbäuchige Deutsche zu spielen“, hieß es in der Begründung nach dem Spielabbruch bei 40 Grad im Schatten.
Ende April 2006 nahm Zander mit der Ü32 der Leher TS an der 1. inoffiziellen Deutschen Meisterschaft in der Nähe von Frankfurt teil. 2007 beim 1. DFB-Ü40-Cup in Berlin, wo das Auftaktspiel gegen Bayern München und späteren Titelträger SG Balve-Garbeck jeweils torlos enden sollten. Am letzten Sonntag schloss sich der Kreis, als seine Mitspieler Zander auf dem Kunstrasenplatz mit einem kleinen Geschenk und Blumen für seine Frau Ute für die tollen gemeinsamen Jahren bedankten, die er im Hitzesommer 1976 kennengelernt hatte, als wochenlang Harpo mit „Moviestar“ auf Platz eins der Charts rangierte.