2024-04-23T13:35:06.289Z

Querpass
Befürworter der Reform: Trainer "Mecki" Brunner (Eutin 08).
Befürworter der Reform: Trainer "Mecki" Brunner (Eutin 08).

Ligenreform: Das sagen die Spieler und Trainer

Rückkehr zu den Landesligen, Zusammenlegen der Kreisligen - in Schleswig-Holstein sind die Meinungen zu den Reformplänen geteilt

Seit der vergangenen Woche wird diskutiert. Die angedachte Reform der Spielklassen in Schleswig-Holstein zur Saison 2017/18, die quasi die Rückkehr zu den alten Landesligen (bis 1999) vorsieht und die bisherigen elf Kreisligen unterhalb der Verbandsligen auf acht reduzieren will, sorgt an den Stammtischen und in den Kabinen für Gesprächsstoff. Pro oder Contra? Argumente gibt es für beide Varianten. Wir hörten uns bei Spielern, Trainern und Funktionären in den verschiedenen Klassen im Land um und zeichnen so - in alphabetischer Reihenfolge der Befragten - ein unverbindliches Stimmungsbild bei den Vereinen im Land.

Volker ,,Beppo" Bernaschek (Fußball-Obmann PSV Neumünster, SH-Liga):
,,Irgendetwas muss man ja machen, gerade was die Kreisligen anbetrifft. Der Sprung von der Verbandsliga in die SH-Liga ist auch groß, das haben wir selbst gesehen. Auch die Abstiegsregelung in der SH-Liga ist grenzwertig. Vielleicht fünf Absteiger zu haben, ist zu viel. Das Thema Fahrtwege ist für mich kein Argument. Auf die Kilometer wird seitens des Verbandes durch den regionalen Zuschnitt geachtet. Außerdem wird in den Verbandsligen in vielen Vereinen so viel Geld ausgegeben, dass man das hinbekommen."

Wolf Bolz
(Trainer SG PTSK/Holstein, Kreisliga):
,,Ich finde, man sollte neuen Ideen und Impulsen gegenüber offen sein und nicht von vornherein alles schlechtreden. Mal mit neuen Gegnern zu konkurrieren kann ja auch Freude machen und für Abwechslung sorgen. Klar ergeben sich dadurch für einige Vereine weite Wege, aber wenn wir als Nordwest-Kieler teilweise an den Norden des Ostufers reisen, kommt da auch einiges an Wegstrecke in dichtem Verkehr zusammen. Das gehört dann eben dazu."

,,Mecki" Brunner
(Trainer Eutin 08, SH-Liga):
,,Ich finde die Pläne zur Umstrukturierung der Ligen von Seiten des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbands durchaus gut. Ich denke, es macht wirklich Sinn, eine weitere Ebene unter der Schleswig-Holstein-Liga einzurichten. Dadurch werden den Aufsteigern die Übergange in höhere Spielklassen erleichtert, weil das Leistungsgefälle etwas geringer ausfällt."

Stefan Christensen
(Sportlicher Leiter SV Schackendorf, Verbandsliga):
,,Grundsätzlich halte ich eine Reform für unausweichlich. Der Unterbau unter der SH-Liga muss sich verändern, damit die ambitionierten Teams es bei einem Aufstieg auch schaffen. Die aktuellen Sprünge von Kreisliga zur Verbandsliga und Verbandsliga zur SH-Liga sind zu groß. Den Ansatz mit zwei Landesligen finde ich gut und sehe weder die Kosten noch die fehlenden Derbys als großes Problem. Die Derbys gibt es jetzt in der Verbandsliga auch nur punktuell. Für richtig halte ich die Optimierung im Kreisliga-Bereich auf acht Ligen. Hier werden durch Zusammenlegungen Qualität und Attraktivität steigern."

Lars Dubau (Trainer FC Kilia Kiel, SH-Liga): ,,Die Fusion der Kreise und das Einführen einer Art zweigleisigen Landesliga sind Ideen, die Sinn machen. Mal schauen wie sich das Ganze auswirkt und wie der Übergang gelingt. Ich finde die Idee absolut in Ordnung."

Dirk Eisenberg
(Trainer Eintracht Groß Grönau U17, B-Jugend-SH-Liga):
,,Die Kosten sind auf jeden Fall ein Faktor, der vielen kleineren Vereinen heute schon Probleme macht. Die Kosten werden steigen, denn es wird aufgrund des demographischen Wandels auch immer weniger Mannschaften geben. Für mich wären drei 18er-Verbandsligen, darunter sechs Landesligen und dann Ligen mit Teams, die lieber Derbys spielen wollen, das bessere Konstrukt. Da kann dann jeder Verein für sich einen Weg wählen. Man sollte grundsätzlich anders denken und neue Ideen thematisieren als die Räder zum x-ten Mal hin und her zu drehen."

Maik Gabriel (Trainer Eidertal Molfsee, Verbandsliga):
,,Ich würde mich freuen, wenn die Landesligen, so sie denn so heißen sollten, wieder eingeführt würden. Ich empfände es als sehr sinnvolle Staffelung, kämen unterhalb der Schleswig-Holstein-Liga und vor den jetzigen vier Verbandsligen wieder zwei Ligen, aufgeteilt in eine Nord- und eine Südstaffel. Ich selbst habe als Aktiver in der SH-Liga, in der Landesliga und auch in der Verbandsliga gespielt. Gerade auch die Jahre in der damaligen Landesliga Nord sind mir in guter Erinnerung. Es gibt immer noch genügend Derbys, aber man trifft auch auf Gegner aus entfernteren Regionen. Das Argument, dass die Unterschiede zwischen den einzelnen Ligen durch diese Reform abgemildert würden, ist natürlich auch nicht von der Hand zu weisen."

Thomas ,,Charly" Grote
(Trainer VfB Lübeck III, Kreisliga):
,,Ich bin gegen die Reform. Weitere Anfahrten, höhere Kosten - und sportlich bringt das nichts."


Gegner der Reform: Trainer Dmitrijus Guscinas (Preetzer TSV).

Dmitrijus Guscinas
(Trainer Preetzer TSV, SH-Liga):
,,Die Reform sollte meiner Meinung nach nicht kommen. Viele Vereine aus der Verbandsliga könnten sich die zweigleisige Klasse finanziell und organisatorisch gar nicht leisten."

Jirka Heine
(Co-Trainer Preetzer TSV, SH-Liga):
,,Ich sehe in der Reform die Schaffung zweier unattraktiver Landesligen. Es gibt für die Vereine keine finanzielle Unterstützung. Vielmehr werden weitere Kostenpunkte geschaffen durch weitere Anfahrten, weniger Zuschauerinteresse und weniger Derbys. Auch für Sponsoren wird es unattraktiver. Auch ein Aufstieg in die höchste Klasse des Landes verzögert sich um ein Jahr. Persönlich sehe ich die Reform als Rückschritt in alte Muster und nicht als Lösung, um schwache Vereine zu stärken. Man sollte gezielt Regionen fördern, die es auf Dauer schwieriger haben. Eine Ligareform ist für mich nicht der richtige Weg."

Christian Kröger
(Fußball-Abteilungsleiter Oldenburger SV, SH-Liga):
,,Die Reform ist eine Chance, dass wir zwischen den einzelnen Klassen (SH-Liga zu Verbandsliga und Verbandsliga zu Kreisliga) wieder eine höhere Dichte haben. In der Kreisliga ist es doch so, dass bis auf die ersten drei oder vier Vereine keine ambitionierte Trainingsarbeit stattfindet. Wir brauchen die Ligen-Dichte, um A-Jugend-Spielern eine brauchbare Perspektive im Herrenbereich bieten zu können."

Mathias Losch
(Trainer TSV Schilksee, Regionalliga):
,,Ich habe mich damit noch nicht im Detail beschäftigt, muss ich zugeben. Klar ist jedoch, dass dadurch lange Wege auf die Vereine zukommen, was selbstverständlich auch eine Frage des Geldes ist. Die positive Kehrseite des Ganzen ist aber, dass der Sprung von der Kreis- in die Verbandsliga, der zur Zeit für viele Vereine eine große, vielleicht zu große Herausforderung darstellt, leichter zu bewerkstelligen wäre. Das Gleiche gilt auch für den Aufstieg in die Schleswig-Holstein-Liga. Das Leistungsgefälle zwischen den Einzelnen Spielklassen wird also reduziert, was natürlich gut ist."

Jens Martens
(Trainer SV Henstedt-Ulzburg, SH-Liga):
,,Als ich von der Reformidee hörte, habe ich gleich an die Landesligen gedacht, die wir jahrelang hatten. Ich kann das Vorhaben nur unterstützen. Insbesondere wenn ich die Verbandsliga sehe, in der wir ja auch eine Saison gespielt haben. Da herrscht ein extremes Leistungsgefälle, Mannschaften treten nicht mehr an. Da ist eine Reform nötig und man muss die Spitze stärken. Ich sehe auch keine größeren Probleme. In einigen Verbandsligen muss man schon jetzt weite Wege zurücklegen. Das wird dann vielleicht noch ein paar andere betreffen. Es wird ohnehin keine Lösung geben, die alle gewünschten Kriterien optimal verbessert."


Sönke Meyer
(Verteidiger Eutin 08, SH-Liga):
,,Ich finde es sinnvoll, ältere und gefestigte Strukturen zu überdenken und eine Veränderung voranzutreiben. Teilweise ist der Sprung zwischen den einzelnen Ligen sehr groß und für einige Mannschaften sehr schwer zu bewältigen. Ich denke, durch die Reform wird die Qualität der Ligen gesteigert und dadurch profitiert jeder Spieler in seiner Entwicklung. Einziger Nachteil wären die weiteren Fahrten. Aber ich bin ein Befürworter der Reform."

Thomas Mohr
(Trainer MTV Tellingstedt, Verbandsliga):
,,Wenn es zu einer solchen Änderung käme, würde ich mich sehr freuen. Ich habe ja selbst in der Landesliga gespielt. Ich finde das war die beste Ligenstruktur in den vergangenen 25 Jahren. Schön auch, dass dann in allen Ligen nur noch mit 16 Teams gespielt werden würde."

Thomas Möller
(Trainer VfR Neumünster, SH-Liga):
,,Man muss bedenken, dass Schleswig-Holstein kleines Land ist. Wenn genügend Fußballer da sind, ist dieser Vorschlag richtig gut. Von der Kreisliga in die Verbandsliga - das waren früher drei Klassen. Entsprechend groß ist der Sprung heute. Es wird aber immer schwieriger, Spieler für ambitionierte Spielklassen in Mannschaftssportarten zu gewinnen. So habe ich Zweifel, dass sich das in dieser Struktur am Ende gut umsetzen lässt."

Jan Ottensmann
(Fußballobmann Rot-Schwarz Kiel, Kreisliga):
,,Ich kann den dahinterstehenden Solidaritätsgedanken absolut nachvollziehen. Damit will man etwas für strukturschwache Gebiete tun. Aber Kreisligen, wie zum Beispiel die in Kiel, die ohnehin bereits eine hohe Leistungsdichte aufweisen macht man damit kaputt. Wenn ich bedenke, dass wir zum Beispiel im Spitzenspiel gegen Schilksee 250 Zuschauer hatten, dann spricht das für das große Interesse an dieser Spielklasse. Wenn solche Highlights und Derbys seltener würden, fände ich es schade. Ich befürchte, dass die längeren Wege, die dadurch auf die Mannschaften zukommen, sich eben auch negativ auf das Interesse der Zuschauer auswirken. Also ich stehe dem ganzen etwas zwiegespalten gegenüber."

Andreas Paltian
(Trainer TuRa Meldorf, SH-Liga):
,,Ich würde diese Strukturreform schon begrüßen. Die Vergangenheit ja auch gezeigt, dass die Unterschiede zwischen den einzelnen Klassen sehr groß sind. Bei einer zwischengeschalteten Liga hätten Spieler, aber auch der Verein selbst die Möglichkeit, sich besser anzupassen und auch zu entwickeln. Auch die Reduzierung auf 16 Mannschaften böte Vorteile, weil es die Planung immens erleichtern würde. Die Anzahl der Spiele ist in 18er-Staffeln ja schon recht hoch. Wochenspiele sind insbesondere in den höheren Ligen nur schwer zu realisieren. Für uns beispielsweise ist es in der Woche kaum möglich, nach Oldenburg oder auch nur nach Todesfelde zu fahren."

Jan Pekrun (Torwart FC Dornbreite, Verbandsliga):
,,Ich kann den Gedanken, einen stärkeren Unterbau für die SH-Liga zu schaffen, nachvollziehen. Viele Mannschaften waren nach dem Aufstieg nicht konkurrenzfähig und sind wieder abgestiegen. Trotzdem bin ich gegen die Reform. Höhere Kosten, hoher logistischer Aufwand, weniger Derbys und fehlende Zuschauerresonanz könnten die Folge sein. Für kleinere Vereine ist das vielleicht nicht zu wuppen."

Kevin Pour
(Torwart Grün-Weiß Siebenbäumen, Verbandsliga):
,,Ich finde eine neue Reform unnötig. Durch die weiteren Fahrten und den deutlich größeren Aufwand haben die Vereine mehr Kosten. Außerdem denke ich, dass die neuen Ligen unattraktiv werden, weil es weniger Derbys gibt. Viele Spieler schaffen den Aufwand vielleicht nicht, wie bei mir aufgrund der beruflichen Tätigkeit im Einzelhandel."

Joachim ,,Jockel" Press (Trainer TSB Flensburg, SH-Liga):
,,Die positiven Aspekte überwiegen für mich. Man sollte das nicht gleich wieder alles negativ sehen, sondern einfach ausprobieren. Von Flensburg aus sind die Fahrten ohnehin ziemlich weit. Ob sich die sportliche Qualität erhöht, bleibt abzuwarten. Aber eigentlich spielt doch jeder mit dem Ziel aufzusteigen. Und das ist dann nicht mehr der Quantensprung wie bislang. Ich wäre übrigens auch für eine Wiedereinführung der Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein."

Jan Prüßmann
(Verteidiger NTSV Strand 08, Verbandsliga):
,,Von der Sache her ist das eine super Idee. Man sieht ja schon, wie groß der Klassenunterschied ist. Das große Problem sind aber die Kosten und der größere Zeitaufwand. Das ist meiner Meinung nach einfach nicht möglich, zumal die Zuschauer weniger werden."

Jan ,,Kiste" Voigt
(Sportlicher Leiter Eintracht Groß Grönau, Verbandsliga):
,,Ich bin gegen die Reform. Wir hatten das alles schon mal und man hat das wieder korrigiert. Es würden offensichtlich wieder längere Fahrten und höhere Kosten auf die Vereine zukommen. Dabei lebt der Amateurfußball doch von den regionalen Derbys."

Markus Weber (Sportlicher Leiter SV Todesfelde, SH-Liga):
,,Back to the roots - zumindest ein wenig erinnert die Reform daran, wie es schon einmal war, als es noch die alten Bezirke gab. Grundsätzlich befürworte ich die stufenförmige Gliederung, die dafür sorgen dürfte, dass es Vereine nach einem Aufstieg leichter haben, sich in der nächsthöheren Spielklasse zu etablieren. Bislang war der Sprung nach oben für viele Clubs doch etwas zu groß. Oftmals ging es dann im darauf folgenden Jahr wieder abwärts. Positiv empfinde ich, dass Vereine nach geographischen Gesichtspunkten sich eventuell einer anderen Region zuordnen lassen können. Das bringt neue Spannung, weil man neue Vereine und somit neue Gegner kennen lernt. Ich hoffe nur, dass der Derbycharakter nicht verloren geht."

Sebastian Wenchel (Trainer SC Rapid Lübeck, Kreisliga):
,,Wir haben in den letzten Jahren immer mal wieder Reformen hinnehmen müssen, die oftmals leider nicht zu Verbesserungen geführt haben. Sportlich mag es vielleicht sinnvoll sein, finanziell und organisatorisch eher nicht. Die Gefahr ist groß, dass gerade die kleineren Vereine dadurch in Probleme geraten und eventuell daran scheitern könnten."
Aufrufe: 022.2.2016, 21:00 Uhr
SHZ / sh:zAutor