2024-04-25T10:27:22.981Z

Über FuPa

Leonhard Koehler - der Groundhopper bei FuPa!

Die Kameraleute von FuPa Ostwestfalen sind Woche für Woche unterwegs, um Spiele in ganz OWL zu filmen. Sie kennen sich aus - vom holprigsten Rübenacker bis zum schmucken Stadion. In der Corona-Pause stellen wir "unsere Leute hinter der Linse" vor. Sie erzählen von ihren Erlebnissen am Spielfeldrand.

"Leonhard Koehler ist mein Name", sagt Leonhard Koehler im ersten Gespräch: "Ich buchstabiere mal. Leonhard mit "h" in der Mitte und "d" am Ende. Koehler mit "oe". Ansonsten wird es sowieso immer falsch geschrieben." Also, dann legen wir mal los. Für Leute wie Leonhard Koehler ist FuPa im Prinzip erfunden worden. "Leo", wie er in der Redaktion der einfachheithalber (aus bekannten Gründen) genannt wird, ist Fußballfan durch und durch. Er kommt aus der Goundhopper-Szene - er ist detail- und statistikverliebt. Mit seinem Job bei FuPa Ostwestfalen hat der 27 Jahre alte Student der Soziologie im Prinzip sein Hobby zum Hobby gemacht. Seine Geschichte geht wie folgt.

Aufgewachsen in der Nähe von Aschaffenburg hing der kleine Leo zunächst dem 1. FC Nürnberg nach, später mit seinem Umzug nach Bielefeld kam die Liebe zum DSC Arminia Bielefeld dazu. "Ich hätte mir mein Leben auch einfacher machen und Bayern-Fan werden können", sagt er mit einem großen Schuss Ironie. Aber scheinbar braucht er den Thrill. "Ohne Leiden, ohne Zittern macht Fußball nur halb so viel Spaß", sagt Leonhard Koehler. Da habe er mit dem "Club" und der "Arminia" schon das Komplettprogramm erwischt. Beide Vereine wetteifern schließlich seit Jahren um die Titel "Rekordabsteiger" und "Rekordaufsteiger".

Besonders schlimm seien die direkten Vergleiche. Da hält sich Koehler an einen eisernen, sehr sozialen Grundsatz: "Ich bin in der Regel für den Verein, der in größerer Not steckt", erläutert Fan Leo. Seine Leidenschaft zum Fußball ist ausgeprägt. Seit fünf Jahren hat er kein Heimspiel des DSC Arminia verpasst. Koehler: "Das hat sich einfach so entwickelt. Wir sind eine feste Clique, die viel Spaß auf der Alm hat." So gibt es an Heimspieltagen feste Rituale: "Ein oder zwei Biere auf dem Weg, um die Stimmne zu ölen, dann früh ins Stadion und den immergleichen Platz am immergleichen Wellenbrecher in Block 3 beziehen."

Doch irgendwann, kurz nach dem Abitur, reichte Leo und seinen Kumpels das "stinknormale Bundesliga-Geschehen" nicht mehr. Aus einer Bierlaune heraus (wann entstehen sonst solche Ideen?) fingen sie an zu schwadronieren. In welchem Stadion müsste man mal gewesen sein? Barcelona? Klar! Liverpool? Sicher! Mailand? Selbstverständlich! Und so startete Leo seinen ersten Auslandstrip nach? Na! Genau! Portsmouth, Crystal Palace und Fulham.

"Für mich haben die kleinen Sachen einen größeren Reiz", erläutert Leonhard Koehler: "Die Begegnungen um so ein Spiel herum sind viel wichtiger als der Fußball selbst. Und das funktioniert in der Provinz besser." So sammelte der Groundhopper unter anderem Punkte in Dänemark bei Lynby BK. Dort wurde 2012 der Jugendspieler Yussuf Poulsen eingewechselt. Den wir heute im Trikot von RB Leipzig kennen.

Highlight in dieser Hinsicht war ein Lokalderby in der neunten (!) italienischen Liga etwa 100 Kilometer nördlich von Rom. "Die heimischen Fans hatten mitbekommen, dass wir extra aus Deutschland angereist waren. Sie haben uns zu Ehren eine Choreo mit Pyrotechnik veranstaltet. Nach der Partie konnten wir Selfies mit der Heimmanschaft in der Kabine machen", berichtet Koehler.

Aber es geht auch eine Nummer größer. Bei der EM 2016 stand Leo im Stadion, als sich Island und Portugal duellierten. "Anschließend haben die Isländer zum ersten Mal ihr "Hu" aufgeführt. Das war schon sehr cool", erinnert sich der 27-Jährige. Auch 2016 buchte er fix einen Kurztrip nach Madrid, um "Atletico noch ein letztes Mal im alten Stadion zu erleben. Ich liebe den Charme dieser alten Stadien" (Koehler). Bei einem derartigen Freizeitverhalten verwundert es nicht, dass sich Leonhard Koehler in der aktuellen Corona-Krise buchstäblich unter Quarantäne gestellt fühlt. Doch der Globetrotter nimmt es gelassen: "Ich habe Hobbys wieder entdeckt, für die ich die letzten Jahre keine Zeit mehr hatte."


Mit seiner Arbeit bei FuPa Ostwestfalen setzte Leonhard Koehler seine Leidenschaft fort - allerdings auf regionaler und lokaler Ebene. Dabei legt der Student eine bemerkenswerte Mobilität an den Tag - er kommt auch ohne Auto in die entlegensten Winkel von Ostwestfalen. "Auf einen Donnerstagabend von Bielefeld nach Petershagen und wieder zurück - das ist schon Sport", sagt Koehler. Oft helfe, wenn ihn der Schiedsrichter, der Trainer oder der Sportliche Leiter einer Mannschaft mit nach Hause nehme, weil die auch aus Bielefeld kommen. Maximaler Aufwand war im vergangenen Jahr eine Pokalpartie im Lippischen bei TuS WE Lügde. "Da bin ich tatsächlich sieben Stunden unterwegs gewesen", so Koehler. Kritisch werde es, wenn es Verzögerungen gibt und Spiele länger als geplant dauern. Das Pokalspiel in Lügde wurde erst im Elfmeterschießen entschieden.

Auch bei FuPa sind es die kleinen Dinge und die Begegnungen mit den Menschen, die den Job des Kameramannes ausmachen. Da wird man in Wiedenbrück schon mal auf dem Kunstrasenplatz hinter dem Stadion eingesperrt. Oder in Sürenheide auf dem Dach der Kabine vergessen. Da hält man in Eidinghausen trotz sintflutartiger Regenfälle hinter der Linse die Stellung oder filmt einen Treffer von Arminias Annabell Jäger, die damit an der Torwand des ZDF-Sportstudios landet. Oder man freut sich einfach auf die "superleckere Köfte-Döner-Tasche" beim FC Hilal Spor. All diese Erlebnisse möchte Leonhard Koehler nicht missen.

Aufrufe: 019.4.2020, 07:45 Uhr
Matthias FoedeAutor