2024-05-02T16:12:49.858Z

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Gutes Auge für den Mitspieler: Hans Schmid (re.), beidfüßig, zweikampfstark und ein Top-Techniker, beendet seine Karriere beim Lenggrieser SC, spielt nur noch im Notfall und bei den Alten Herren. Foto: Ewald Scheitterer
Gutes Auge für den Mitspieler: Hans Schmid (re.), beidfüßig, zweikampfstark und ein Top-Techniker, beendet seine Karriere beim Lenggrieser SC, spielt nur noch im Notfall und bei den Alten Herren. Foto: Ewald Scheitterer

Schmid: "Will mehr Zeit für meine Familie haben"

Lenggrieser hört nach 13 Jahren auf

Gaißach/Lenggries – Er gehört beim Lenggrieser SC zum Inventar. 13 Jahre lang durchlief Hans Schmid Höhen und Tiefen mit der ersten Mannschaft – viel mehr Höhen als Tiefen, erinnert sich der Gaißacher.

Darum fällt es dem 31-Jährigen nun auch schwer, einen Schlussstrich zu ziehen. Aber er versucht es. „Der Aufwand wird für mich immer größer, ich möchte mehr Zeit für meine Familie haben“, sagt Schmid und beendet eine Karriere nach „geschätzt 320 Spielen für den LSC. Auch wenn’s innerlich schon ein bisschen zwickt.“ Ganz zurückziehen wird er sich aber nicht: Immer mittwochs tritt er für die Alten Herren weiter gegen den Ball. Auch als Aushilfe in der Ersten steht er parat. „Wenn’s brennt, bin ich da.“

Das verwundert nicht. Schmid ist ein Mensch, auf den man sich verlassen kann. Immer hilfsbereit, ehrlich, geradeheraus, immer für jeden da. Weg war er höchstens mal, wenn im Training Ausdauereinheiten auf dem Programm standen. Dass er nicht unbedingt der ist, der die weitesten Wege geht, gibt er selbst zu. „Als Spieler eher robust als schnell.“ Dafür galt er als brillanter Techniker, zweikampfstark, beidfüßig, mit gutem Auge für die Mitspieler, eine starke Absicherung vor dem Torwart. Womöglich hat er sein Talent an Sohnemann Korbinian weitergegeben, der mit zweieinhalb Jahren auch schon auf den Fußballplatz geht.

Schmid selbst hat mit vier Jahren zu kicken angefangen. Sein Vater Harry, Handball-Torwart beim TV Bad Tölz, nahm ihn zunächst mit in die Turnhalle – ohne bleibenden Erfolg: „Handball hat mir nicht so getaugt“, sagt Hans Schmid. „Ich war lieber draußen.“ So schickte ihn der Papa auf den Fußballplatz. Das Spiel auf dem Rasen sagte ihm viel mehr zu – damals noch beim SC Reichersbeuern, näher an seinem Heimatdorf Greiling, wo er mit den jüngeren Geschwistern Max (jetzt 28, LSC-Stürmer) und Marina (19) aufwuchs und zur Schule ging. Schmid blieb beim Fußball.

Nach der Südschule Tölz machte er eine Ausbildung zum Schlosser an der Berufsschule Wolfratshausen, stieg nach 23 Monaten bei der deutsch-französischen Brigade der Bundeswehr beim Schwimmbadbauer „Rollo Solar“ in Tölz ein. Dort arbeitet er seit zwölf Jahren zu aller Zufriedenheit und wohnt mittlerweile mit seiner Freundin Marina, mit der er seit zehn Jahren zusammen ist, in Gaißach-Obergries. „Ich weiß, da ist eine Hochzeit fällig“, sagt Schmid schmunzelnd. „Die kommt schon irgendwann.“

Zum Lenggrieser SC verschlug es ihn nach den C-Junioren – auf Veranlassung seines Onkels Wolfgang Hohenreiter, bekannt als der „Brauneck-Bomber“. Für Schmid gab’s nur Fußball, und nur in Lenggries. Höher hinauf zog es den defensiven Mittelfeldmann nie wirklich. „Beim LSC war’s ideal für mich.“ Andere, höherklassige Vereine reizten ihn nicht. Warum auch? Schmid hält nichts „von so manchen Söldnertruppen“ in der Region. Der Verein war für ihn mehr als nur eine Verabredung zum Punktspiel. „Die Lenggrieser waren ein super Haufen, es hat immer Spaß gemacht, mit den Jungs konnte man nach dem Spiel diskutieren, feiern, Spaß haben, jeder hat jeden respektiert.“ Seine Kollegen hatten den gleichen Eindruck, sehen Schmid als „griabigen Deifi“. „Der Verein war nach der Familie immer das Wichtigste für mich.“

Sogar ein bisschen als Schule fürs Leben: „Der Fußball lehrt Zusammenhalt, andere Leute zu respektieren, das prägt einen mehr als eine Einzelsportart.“ Gemeinsame Erlebnisse bleiben unvergessen. Zum Beispiel ein Aufstieg: „Was gibt es Schöneres, als den mit dem Heimatverein zu feiern?“ So zählt der Aufstieg in die Bezirksliga 2013 zu den absoluten Höhepunkten seiner Zeit in Lenggries. „Aber auch der Klassenerhalt in den vergangenen beiden Saisons war super“, sagt Schmid. „Da haben wir auch etwas Großes geschafft.“

Jubel auf dem Fußballplatz mit einem Haufen Gleichgesinnter – damit ist jetzt Schluss. Von 100 auf 0 – das wird nicht einfach für den Fußball-Narrischen. Doch sein Entschluss steht. „Ich glaube, es ist die richtige Entscheidung.“ Nun bleibt Zeit für andere Dinge: Die Familie, die Berge – „Marina ist ein Bergfex, da müssen ich und Korbinian jetzt öfter mit“ –, oder auch Eishockey: Schmid spielt für die Gunners im Dietmanns-Cup. Auch hier wird er allerdings nicht drum herumkommen, ein paar Meter auf zu laufen.

Text: Nick Scheder

Aufrufe: 017.8.2017, 10:53 Uhr
Nick Scheder - Isar-LoisachboteAutor