2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
16 Tore in der Vorrunde: Georg Müller (hier in einem Zweikampf mit dem Wackersberger Robert Hammerl) war in der Saison 2000/01 auf dem Weg zum Torschützenkönig im Landkreis – da bremste ihn ein Leistenbruch aus.
16 Tore in der Vorrunde: Georg Müller (hier in einem Zweikampf mit dem Wackersberger Robert Hammerl) war in der Saison 2000/01 auf dem Weg zum Torschützenkönig im Landkreis – da bremste ihn ein Leistenbruch aus. – Foto: Archiv

Beim Lenggrieser SC „müllert’s“ seit 40 Jahren

Georg Müller ist seit 40 Jahren im Verein aktiv

Georg Müller startete als Torjäger beim Lenggrieser SC seine Karriere. Nun ist er Vorsitzender im Verein und seit 40 Jahren im Verein. Er berichtet von seiner Zeit im Verein.

Im internationalen Fußball jagt ein Rekordtransfer den nächsten. Auch in der Region üben höherklassige Vereine auf gute Kicker ihren Reiz aus, manche Vereine locken Wandervögel mit lukrativen Angeboten. Es gibt aber auch Spieler, die den Versuchungen widerstehen und einem Verein ihre ganze Karriere lang – und darüber hinaus – treu bleiben. Wir stellen in loser Folge einige „treue Seelen“ vor.

Lenggries – Gerade einmal drei Vorsitzende benötigte man beim Lenggrieser SC, um die vergangenen knapp vier Jahrzehnte zu bewältigen: Mit Peter Heigl, (14 Jahre), Bill Mozer (11), und Wolfgang Schalch (13) kam der Lenggrieser Sportclub bestens über die Runden. Seit bald zwei Jahren hält nun Georg Müller (48) den Laden am Laufen.

In den vergangenen 40 Jahren hat auch der „Schorsch“ in irgendeiner Funktion immer dazugehört: erst als Nachwuchskicker, dann als Goalgetter, nach der aktiven Laufbahn als Trainer aller Junioren-Teams, der Frauenmannschaft sowie der Zweiten, und nun eben als Vorsitzender. „Ich habe inzwischen zehn Vorstandsjahre auf dem Buckel, unter anderem als Vize, und obendrein eine gute Mannschaft hinter mir. Da fällt das Chef-Sein leicht. Aber eine Kampfabstimmung war meine Wahl nicht gerade“, scherzt Müller angesichts fehlender Mitbewerber bei der Hauptversammlung im April 2019. Auch als Vater von vier Buben im Alter zwischen 5 und 16 Jahren fühlte er sich in der Pflicht. „Wenn ich vier Mädl hätte, wäre ich bestimmt nicht zur Wahl angetreten“, ist sich der Lenggrieser sicher.

Vom Garten der Müllers auf den Fussballplatz des Lenggrieser SC

Die Bubenschar war anno 1978 noch größer. Ein halbes Dutzend Buam tummelte sich beinahe tagtäglich auf dem Müllerschen Anwesen, um dem runden Leder nachzujagen. „Irgendwann wurde meiner Mama der Trubel zu viel, und sie hat mich beim LSC angemeldet“, erinnert sich Georg Müller. Da standen sie, die vier Brüderpaare Michi und Georg Gerg, Andi und Michi Schnaderbeck, Stefan und Klaus Streicher – die inzwischen nach Antdorf übergesiedelt sind – und eben Sepp und Schorsch Müller. Torwart Anton Simon komplettierte die erste Lenggrieser E-Jugend. „Tore waren noch keine da“, erzählt Müller, „die mussten erst noch angeschafft werden.“ Karl Schöttl, der erste Trainer der ersten E-Jugend, sorgte mit dem nötigen Nachdruck für die Anschaffung.

Schon bald zeigte sich, dass der Schorsch den richtigen Riecher, nämlich den Torriecher, hatte. Mit der Nummer neun ging er erfolgreich auf Torejagd, auch vier Jahre in der Zugspitzauswahl. „Irgendwie war ich auch nicht das große Laufwunder, also war klar, wo mich die Trainer aufgestellt haben.“

Der große Umbruch beim Lenggrieser SC

Als Müller und Co. gerade aus der A-Jugend kamen, kam der große Umbruch beim LSC. Denn das Team – damals unter der Fuchtel vom ehemaligen Bayern-Profi Benno Zellermayer – rauschte 1990 von der A- in die B-Klasse, die heutige Kreisklasse. Interessiert verfolgten Müller und dessen Spezln auf dem Tölzer Rot-Weiß-Platz den Relegationskick der Lenggrieser gegen die SG Hausham. Beim 3:0 zog die Blosn von dannen; es konnte ja nichts mehr schief gehen bei einem derart komfortablen Vorsprung.

Pfeifendeckel! Die Haushamer siegten noch mit 4:3, der wilde Lenggrieser Haufen zerstreute sich nach dem Fiasko in alle Winde. „Ein Chaos im Verein damals ..., du glaubst es nicht“, blickt Müller auf turbulente Wochen und seinen Start in der Ersten zurück. „Weil so viele aufgehört hatten, sind wir Jungen gleich in der Pflicht gestanden“, sagt Müller. „Es war ein brutaler Umbruch.“ Immerhin sind einige gestandene Spieler wie Wolfgang Hohenreiter, Dori Baumgartner und Hubert sowie Toni Danner geblieben. Doch bis zur Rückkehr in die Kreisliga sollten noch elf Jahre vergehen. Bill Mozer, Sigi Mehl, Jimmy Lechner oder Karl Schöttl – wer auch immer an der Seitenlinie gestanden ist, es wollte mit dem Aufstieg einfach nicht klappen. Auch deshalb nicht, weil Goalgetter Müller in den entscheidenden Spielen oftmals verletzungsbedingt nicht mitmachen konnte. Vier Kreuzbandrisse und ein Leistenbruch bestimmten seinen Leidensweg zwischen 1994 und 2001.

Nach fünf großen Verletzungen in sieben Jahren waren Vereine abgeschreckt

Damit zerschlugen sich auch Anfragen auswärtiger Vereine wie die des TuS Holzkirchen und vom SV Wackersberg. „Aber auch ohne die Verletzungen wäre ein Wechsel für mich nie ein Thema gewesen“, beteuert Müller, der seit über zehn Jahren als Angestellter der Stadt Bad Tölz im Klärwerk arbeitet. Das Halli-Galli neben Training und Punktspielen war ihm einfach zu wichtig, um es mit auswärtigen Engagements zu verwässern. „Es gab Wochen“, erinnert sich das LSC-Urgestein, „in denen haben wir die Kathl (die damalige Sportstüberlwirtin Katharina Bammer, d. Red.) öfters gesehen, als die Mama zuhause.“ Da kam die Einschätzung von Karl Murböck, der damals bereits beim BCF Wolfratshausen spielte, gar nicht von Ungefähr: „Wenn ihr so intensiv trainiert wie gefeiert hättet, wärt ihr vermutlich ein paar Jahre früher aufgestiegen.“

Unter der Regie von Walter Lang klappte es im Juni 2002 mit dem Aufstieg dann doch. Zwar erneut ohne Müller, dafür umso deutlicher: Mit 6:1 wurde der SV Münsing vom neutralen Platz in Königsdorf gefegt. „Kaltblütig in die Kreisliga“, titelte damals der Tölzer Kurier, und weiter: „LSC deklassiert im Aufstiegsspiel den SV Münsing“.

Die bisher wichtigste Amtshandlung: Im Juni 2019 engagieren Vorsitzender Georg Müller (re.) und Fußball-Chef Peter Nar (li.) Martin Lindner als Trainer. Doch nach dessen Abschied beginnt nun die Suche nach einem Coach für die Erste aufs Neue.
Die bisher wichtigste Amtshandlung: Im Juni 2019 engagieren Vorsitzender Georg Müller (re.) und Fußball-Chef Peter Nar (li.) Martin Lindner als Trainer. Doch nach dessen Abschied beginnt nun die Suche nach einem Coach für die Erste aufs Neue.

Müller vom Verletzungspech verfolgt

Mit ein bisschen Wehmut blickt Müller auf all die verpassten Relegationsspiele zurück. Vor allem in der Saison vor dem Aufstieg war er prächtig in Form. 16 Tore bis zur Winterpause: eine Marke, die bei gleicher Konstanz sogar zum Torschützenkönig im Landkreis gereicht hätte. Der Leistenbruch alleine wäre auch nicht so schlimm gewesen, wenn er denn rechtzeitig diagnostiziert worden wäre. „Aber das war ein Mordsgschiess, bis das endlich festgestellt war“, erinnert sich Müller, „und die OP war dann genau im Juni.“

Auch wenn Müllers Einsätze nach dem Aufstieg in die Kreisliga seltener und zum Schluss nur noch sporadisch waren, so ließ er sich doch eine kleine persönliche Genugtuung nicht nehmen. Ausgerechnet im Derby gegen den SV Wackersberg-Arzbach gelang ihm sein erstes Kreisligator. „Das war mir wichtig, und alle hat’s gefreut, dass mir das gelungen ist. Sogar die Wackersberger haben mir gratuliert.“

Müller hatte Spaß am Trainer Dasein

Danach wurde es ruhig um den Stürmer Georg Müller, doch dafür war er ein gefragter Trainer beim LSC: Alle Juniorenmannschaften trainierte er, zwei Jahre lang die Frauenmannschaft und ein paar Jahre auch die Lenggrieser Zweite. Hier hatte er im Jahr 2007 dann seine letzten paar Minuten-Einsätze – inzwischen nach dem fünften Kreuzbandriss, der allerdings von einem Glatteisunfall im Winter herrührte; keine der anderen Knieverletzungen war übrigens aus einem Zweikampf entstanden. „Mei, was willst machen, wenn du bloß elf, zwölf Hanseln hast. Dann springst halt mal wieder ein“, so Müller pragmatisch.

Da inzwischen die gröbsten Sanierungs- und Erneuerungsarbeiten – zweites Spielfeld, Kunstrasenplatz, Flutlichtanlage – im Isarstadion abgeschlossen sind, blickt Müller als Vorsitzender in eine gesicherte und ruhigere Zukunft. Hätte sich da vor ein paar Wochen nicht eine neue Baustelle aufgetan: Martin Lindner hat aus beruflichen Gründen sein Traineramt niederlegen müssen (wir berichteten). „Vor zehn Jahren hätte ich da vielleicht selbst angepackt“, schmunzelt Müller, „aber wenn ich da auch noch mitmische, wird wohl meine Frau zwider.“ An der Seitenlinie – so viel steht fest – wird es nicht mehr „müllern“. (Wolfgang Stauner)

Aufrufe: 014.1.2021, 10:37 Uhr
Tölzer Kurier / Wolfgang StaunerAutor