2024-03-28T15:56:44.387Z

Querpass

Toppmöllers Team und der Coup gegen Legia

Erstmals spielt eine Luxemburger Fußballmannschaft in den Europa-League-Playoffs. Thomas Klasen kein Fola-Trainer mehr / Update.

Sie haben schon Historisches geschafft, sehen sich aber noch nicht am Ziel ihrer Träume: Mit einem 2:2 im Rückspiel gelang es dem Luxemburger Meister F91 Düdelingen am Donnerstagabend, den im Vorfeld klar favorisierten polnischen Champion Legia Warschau aus der Europa-League-Qualifikation zu werfen. Das Hinspiel eine Woche zuvor hatte das von Dino Toppmöller aus Rivenich (Kreis Bernkastel-Wittlich) trainierte Team sogar mit 2:1 gewinnen können.
Unglücklich ausgeschieden ist dagegen Progres Niederkorn. Nach dem 1:2 beim russischen Team vom FK Ufa hatte der amtierende Vizemeister der BGL-Ligue den Spieß umgedreht und stand kurz vor der Verlängerung, ehe die Gäste in der vierten Minute der Nachspielzeit zum 2:2 kamen und sich nun auf Duelle mit den Glasgow Rangers freuen dürfen.

Soweit wie F91 hat sich derweil noch kein Luxemburger Klub auf internationaler Ebene nach vorne gepirscht – und am nächsten Donnerstag, ab 20 Uhr, folgt bereits das Hinspiel der Europa-League-Playoffs, der letzten Vorstufe zur Gruppenphase also: Dann haben es die Düdelinger mit dem rumänischen Meister CFR Cluj zu tun.

Energischer Start der Luxemburger

„Das wird eine ähnlich schwere Aufgabe. Doch wir wollen den nächsten Schritt machen“, sagte Dino Toppmöller nach dem Rückspiel gegen Legia. Der 37-jährige, der es einst als Aktiver auf 128 Zweitligaeinsätze gebracht hat und später auch noch in Salmrohr und beim SV Mehring spielte, war selbst ein wenig überrascht, wie energisch seine Schützlinge in das Match gegen Warschau starteten: Nach klugem Zuspiel von David Turpel traf der beim 1. FC Kaiserslautern ausgebildete und später auch bei der TuS Koblenz und dem SC 07 Idar-Oberstein aktive Patrick Stumpf früh zum 1:0 (8.). Einen schnellen Konter schloss Stelvio Da Cruz zum 2:0 ab (17.).

Legia fand im ersten Spiel unter seinem neuen Coach, dem Portugiesen Ricardo Sá Pinto, nur mühsam seinen Rhythmus. José Kanté nutzte einen der wenigen druckvollen Angriffe der Polen, um das 2:1 zu erzielen (33.). „Nach der Pause hatten wir dann auch das nötige Matchglück – und einen starken Torwart Jonathan Joubert“, nannte Coach Toppmöller die zwei entscheidenden Faktoren, warum nicht mehr als das 2:2 wiederum durch Kanté fiel (85.). „Ziemlich fertig“, war der F91-Coach nicht nur wegen des nervenaufreibenden Spiels. Eine Erkältung „ließ es mir bei der ganzen Aufregung teilweise etwas schwarz vor den Augen werden“, gestand er. Zudem klappte im Vorfeld einiges nicht: „Der Busfahrer hat das falsche Tageshotel angefahren und dann haben wir auch noch viel zu spät unser Mittagessen bekommen. Eigentlich waren das schon negative Vorzeichen.“

F91-Trainer Dino Toppmöller:

Als schlechter Verlierer erwies sich Toppmöllers Trainerkollege Sa Pinto, der dem (objektiv gesehen aber souverän agierenden) bulgarischen Schiedsrichtergespann die Schuld für den überraschenden K.O. in die Schuhe schob. Der portugiesische Übungsleiter fand aber auch lobende Worte für Düdelingen: „Sie haben hier keinen großen Druck, spielen einen sauberen Fußball und haben gute Spieler – nicht nur aus Luxemburg, sondern auch aus Frankreich und Deutschland.“

Neben dem Regionalliga erprobten Stumpf bringen so etwa der Ex-Sandhausener Dominik Stolz und Marc-André Kruska als 98-facher Bundesligaspieler von Borussia Dortmund viel Erfahrung mit ein. Zeiten, in den wie über Jahrzehnte hinweg selbst bei Luxemburger Topvereinen üblich nur nach Feierabend trainiert wurde, sind auch und gerade beim F91 Düdelingen passé.

Dino Toppmöller ist seit gut zwei Jahren beim F91 im Amt, holte seitdem mit seinem Team zwei Meistertitel und einmal den Pokal. Seine Erfolgsgeschichte schreibt er nun mit dem noch dazu verdienten Weiterkommen gegen Legia weiter. Wohin sein Weg als Trainer mittel- und langfristig geht, vermag er (noch) nicht zu sagen und setzt sich auch nicht unter Druck: „Momentan macht mir die Arbeit im Trainerteam und mit den Jungs in Düdelingen großen Spaß. Von daher gibt es auch aktuell keinen Grund an etwas anderes zu denken.“

Großer Jubel beim F91 Düdelingen:

Klasen kein Fola-Trainer mehr - Strasser kehrt zurück

Im Fokus hat Toppmöller zunächst noch nicht einmal das nächste Europa-League-Match gegen Cluj, sondern das Punktspiel am kommenden Montag, 20 Uhr, bei Fola Esch. Zu einem deutsch-deutschen Trainerduell wird es dann indes nicht kommen: Nach zwei erfolglosen Spielen zum Saisonstart trennte sich die Fola kurzerhand vom früheren Trierer Zweitligaspieler Thomas Klasen, den man erst gut ein halbes Jahr vorher verpflichtet als Cheftrainer hatte, will ihn aber womöglich in einer anderen Funktion behalten. Das komme für ihn aber nicht in Frage, so Klasen - nicht zuletzt aus Autoritätsgründen. Von der Entscheidung der Fola-Verantwortlichen zeigt er sich "überrascht und enttäuscht". Jeff Strasser kehrt an seine alte Wirkungsstätte zurück. Der zu Jahresbeginn beim damaligen Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern wegen Herzrhythmusstörungen zunächst krankgeschriebene und dann zum 30. Juni ausgeschiedene Fußballlehrer war schon von 2012 bis ´17 Coach an der Alzette. Nun wollten die Escher ihrem früheren Trainer offenbar den Weg zurück ins Trainergeschäft bahnen. Klasen will die freie Zeit nun nutzen, um sich bei Hospitationen weiterzubilden.

Extra:

Hohe Sicherheitsvorkehrungen stoßen auch auf Kritik

(AA) Die Zuschauerzahl im Stade Josy Barthel, in welches der F91 Düdelingen aus Sicherheitsgründen schon hatte ausweichen müssen, war gegen Legia Warschau auf 2000 begrenzt. Obwohl offiziell gar keine Tickets nach Polen gegangen waren, machten sich in der ersten Hälfte der Partie rund 150 Anhänger, welche die Karten offenbar über andere Kanäle erworben hatten, lautstark bemerkbar. Diese Anzahl verdoppelte sich zu Beginn der zweiten Hälfte. Fans ohne Karten, die vor dem Stadion Stellung bezogen hatten, gewährten die Sicherheitsbehörden der besseren Kontrolle wegen Einlass. Einige der Legia-Anhänger hatten zuvor versucht, gewaltsam die Stadiontore zu passieren. Rund 400 Polizisten waren im Einsatz. „Ähnlich große Aufgebote gab es zuletzt bei den Spielen unserer Nationalmannschaft 1983 und 1998 gegen England“, berichtete ein Sicherheitsbeauftragter des Luxemburger Verbandes FLF. Im Großherzogtum stießen die hohen und nach Meinung einiger übertriebenen Sicherheitsvorkehrungen auf Kritik. Unverständnis wegen der begrenzten Anzahl an Tickets herrschte auch im Düdelinger Lager. Deren Präsident Romain Schumacher beklagte einen Einnahmeverlust von rund 16000 Euro.

Aufrufe: 017.8.2018, 01:33 Uhr
Andreas Arens Autor