2024-04-24T13:20:38.835Z

Interview der Woche
Im Interview der Woche spricht Wormatias Christoph Böcher über das Niveau der Liga und die Saisonziele des Landesligisten.
Im Interview der Woche spricht Wormatias Christoph Böcher über das Niveau der Liga und die Saisonziele des Landesligisten.

Landesliga war früher stärker

Wormatias Christoph Böcher spricht über seine neue Rolle bei der Regionalliga-Reserve +++ Ehemaliger Mitspieler Aydin Ay nun sein Trainer +++ Niveau der Landesliga ist geringer als früher +++ " Bis zum Winter befreit aufspielen und punkten"

WORMS. Von 2010 an spielte Christoph Böcher drei Jahre für die Wormatia. Nach seinem Studium und Stationen bei Arminia Ludwigshafen (Oberliga) und in Mechtersheim (Verbandsliga) ist der 33-Jährige seit dieser Saison wieder zurück in Worms. Mit der zweiten Mannschaft der Wormatia gab es in den zurückliegenden sechs Spielen jedoch nur vier Punkte für den letztjährigen Teilnehmer der Aufstiegsrelegation. Im Interview der Woche spricht Böcher über seinen speziellen Draht zur Nibelungenstadt und die Herausforderungen, denen sich die Wormatia-Zweite in dieser Saison stellen muss.


Mit 33 Jahren bei der U23 von Wormatia Worms einer der ältesten Spieler: Christoph Böcher (links) F: Dinger

Herr Böcher, nach zwei Stationen in der Region sind Sie nun zurück in Worms. Schön wieder da zu sein?
So wirklich war ich ja nicht weg. Vom sportlichen her natürlich schon, aber ich habe immer wieder Kontakt nach Worms gehabt, sei es zu alten Mannschaftskameraden oder dadurch, dass ich hier in Worms arbeite.

Wie haben Sie den Weg zurück zur Wormatia gefunden und was hat sich in den vergangenen Jahren hier getan?
Mit Aydin Ay habe ich ja in Oggersheim zusammengespielt. So ist der Kontakt auch mehr oder weniger wieder zustande gekommen. Er hat mich gefragt ob ich ein bisschen unterstützen möchte. Ich denke in den letzten Jahren hat der Verein die Strukturen so weitergeführt, wie sie zu meiner damaligen Zeit gelegt wurden, auch was die Professionalität angeht. Da wird ein ganz guter Job gemacht, und auch dass man auf die Jugend setzt, finde ich richtig. Was man noch mehr machen könnte ist dieses Zusammengehen von U23 und 1. Mannschaft.

Wie meinen Sie das?
Man sollte die jungen Spieler, die oben nicht so zum Zug kommen auch unten einsetzen. Das wird zum Teil schon gemacht, was auch sehr wichtig für uns ist. Zu meiner Zeit damals gab es das noch nicht. Da hatte die Erste ihren festen Kader und die U23 war für uns nicht wirklich existent.

Welchen Einfluss haben die Spieler aus dem Regionalliga-Kader auf die Landesliga-Mannschaft?
Sobald wir von oben keine Unterstützung bekommen, macht sich das schon extrem bemerkbar. Die Jungs bei uns haben zwar alle Talent, wollen und geben alles, aber es gibt schon einen merkbaren Unterschied zwischen ihnen und den Jungs die von oben zu uns kommen. Im Vergleich zu früher stehe ich jetzt ja auf der anderen Seite. Gerade deswegen muss ich sagen, dass wir die Unterstützung brauchen. Sonst haben wir es mit einem dünnen Kader und vielen jungen Spielern sehr schwer, selbst in der Landesliga.


Als Routinier soll Christoph Böcher (am Ball) der Wormatia-Zweiten Sicherheit geben. F: Dinger

Welche Rolle sehen Sie für sich in der jungen Mannschaft?
Für mich geht es jetzt nicht darum, jedes Spiel darum zu brillieren oder ein Tor zu machen. Es ist mehr oder weniger wichtig, dass die Mannschaft sich auf mich verlassen kann. Ich versuche die Jungs ein bisschen zu führen und ihnen zu helfen. Den Spielern, die von oben zu uns kommen, möchte ich etwas mitgeben, sodass sie im Regionalliga-Kader leichter Fuß fassen und den jungen Talenten, die diesen Sprung noch vor sich haben, will ich den Rücken freihalten.

Sie haben in Ihrer bisherigen Laufbahn einige Ligen erlebt. Wie beurteilen Sie das Niveau der Landesliga?
Die Pyramide habe ich ja fast komplett mitgemacht. In der Landesliga angefangen, bin hoch bis in die Dritte Liga und jetzt gehe seitdem Jahr für Jahr wieder eine Stufe runter. Wenn ich mich an die Zeit erinnere, wo ich mit 18 oder 19 Jahren Landesliga gespielt habe, finde ich, dass die Qualität damals größer war. Heute merkt man zwischen den Ligen schon einen großen Sprung. Vor allem was die Intensität und das technische sowie spielerische Niveau angeht.

Woran könnte das liegen?
Jungen Spieler, die wirklich Qualität mitbringen um früher oder später mal Regionalliga oder höher zu spielen, fangen heute nicht mehr in der Landesliga an. Somit gibt es den Sprung, der früher da war, nicht mehr. Die talentierten A-Jugendspieler haben keine Lust mehr Landesliga zu spielen und starten direkt in der Oberliga oder sogar schon Regionalliga. Dort sind ja auch viele U23-Mannschaften angesiedelt.


Christoph Böcher (weißes Trikot) spielt seit dieser Saison wieder für die Wormatia. F: Dinger

Welche Spielertypen sind dann in der Landesliga unterwegs?
Alles in allem sind es nicht mehr die ganz jungen Talente, sondern vielmehr die etwas älteren Spieler. Bei denen spielt der Beruf eine größere Rolle, obwohl sie immer noch Spaß am Sport haben. Natürlich ist da auch eine gewisse Qualität vorhanden, aber das Augenmerk liegt eben nicht mehr so auf dem Fußball. Es hört sich jetzt extrem an, aber es ist ja schon Feierabendfußball der in der Liga gespielt wird. Da ist Worms vielleicht schon etwas die Ausnahme, weil wir natürlich die Möglichkeit haben, die Talente an das Regionalligateam heranzuführen.

Sportlich hatte Ihre Mannschaft zuletzt große Probleme, womit hängt das zusammen?
Einerseits mit der Kaderbreite, denn wir hatten zuletzt nach Ausfällen nicht die Möglichkeit diese zu kompensieren. Das lag auch daran, dass die Erste viele englische Wochen hatte und nicht unbedingt so viele Leute abstellen konnte, wie wir es mit der Personaldecke gebraucht hätten. Dann haben wir leider drei wichtigen Spiele gegen Bodenheim, Herxheim und Alzey am Stück verloren. Dazu die Punktverluste gegen vermeintlich schwächere Gegner und wir sind ein bisschen aus der Spitze verdrängt worden.

Ein generelles Problem oder spielt die mangelnde Erfahrung eine Rolle?
Ich denke schon, dass Erfahrung da eine Rolle spielt. Wenn du vorne die Dinger nicht machst, sie dir hinten aber einfängst und das über mehrere Wochen hinweg, dann kann man da nicht mehr von Pech oder Unerfahrenheit sprechen. Das ist auch eine Frage der Qualität.

Sollte sich die Situation bessern, was ist noch möglich in dieser Saison?
Mit der nötigen Unterstützung können wir sicher nochmal oben angreifen. Wobei ich damit nicht meine, dass wir jede Woche fünf, sechs oder sieben Spieler brauchen, sondern Jungs, die jetzt schon ab und zu ausgeholfen haben und Spielzeit brauchen. Bis zum Winter sollten wir befreit aufspielen und möglichst viele Punkte holen. Je nachdem wie sich der Kader in der Rückrunde zusammenfindet, können wir schon das Ziel haben noch in die Relegation zu rutschen.


Die Verfolgung aufgenommen: Christoph Böcher (links) gegen seinen Alzeyer Gegenspieler. In der Liga möchte Böcher mit seinem Team möglichst schnell wieder in die Spitzengruppe zurückkehren. F: Dinger

Aufrufe: 020.10.2016, 13:30 Uhr
Martin ImruckAutor