2024-05-08T14:46:11.570Z

Interview der Woche
Heute im FuPa-Interview der Woche: Nelson Kari-Kari vom Landesligisten VfB Bodenheim.
Heute im FuPa-Interview der Woche: Nelson Kari-Kari vom Landesligisten VfB Bodenheim.

"Bodenheim ist der etwas andere Verein aus Mainz"

Bodenheims Nelson Kari-Kari spricht im FuPa-Interview der Woche über verpasste Chancen, den zukünftigen Neu-Coach Jürgen Collet und das Landesliga-Spitzenduell gegen RWO Alzey +++ "Würden Ludwig Anspach gern zum Abschied den Aufstieg schenken."

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Bodenheim. Die Landesliga erwacht aus dem Winterschlaf, und es geht direkt mit einem Kracher los. Der VfB Bodenheim empfängt am Sonntag, 15 Uhr, den – nur einen Zähler entfernten – Zweiten RWO Alzey. In der vergangenen Saison hat der VfB den Relegationsrang knapp verpasst. Warum es in dieser Saison besser läuft, erzählt Nelson Kari-Kari im Interview der Woche. Der 28-Jährige war schon dabei, als die Bodenheimer bis 2012 das letzte Mal in der Verbandsliga gespielt haben – und blickt auch auf Trainer Jürgen Collet, der den VfB zur neuen Saison übernehmen wird.

Nelson, Ihr habt die Chance, RWO Alzey im direkten Duell vom Relegationsplatz zu verdrängen, und Spitzenreiter Wormatia II ist auch nicht allzu weit entfernt. Ein guter Zeitpunkt, den Aufstieg ganz klar als Ziel zu benennen, oder?

Das wäre mir noch zu früh. Natürlich, wenn man Chance hat, muss man sie auch ergreifen wollen. Wir müssen aber erst mal gucken, wie wir aus der Winterpause kommen. Die nächsten drei Spiele sind ausschlaggebend, danach kann ich Dir eine genaue Zielrichtung nennen.

Warum könnte es diese Saison besser laufen als in der vergangenen, als ihr knapp am Aufstieg vorbei geschrammt seid?

Wir haben diese Erfahrung gesammelt, kurz vor Schluss noch den zweiten Platz zu verspielen. Mittlerweile ist jeder in der Mannschaft heiß darauf, auch endlich etwas aus einer Saison mitzunehmen, wenn man seit eineinhalb Jahren kontinuierlich oben mitspielt.

Wie war aus Deiner Sicht die Vorbereitung?

Wie bei allen anderen, es gab ein paar Verletzte und Kranke und dann auch noch die Fastnacht, mit der ist es in Bodenheim immer besonderes heikel. In den letzten zweieinhalb Wochen haben wir am Feinschliff gearbeitet, ich bin guter Dinge.

Wie schätzt Du euren Gegner am Sonntag, RWO Alzey, ein?

Das ist an den Torschützen schon zu sehen: Die Offensive hat Verbandsliganiveau. Wex, Dautaj, Helmlinger mit seiner Erfahrung, dazu jetzt noch Zeringer – das ist eine geballte Offensivkraft. Mit der Qualität glaube ich, dass sie ganz lange oben bleiben werden. Aber es ist in der Landesliga auch viel von der Tagesform abhängig.

Ihr steckt in der kuriosen Situation, dass der Trainer für die neue Saison bereits bekannt ist. Ändert das, was diese Runde angeht, etwas für euch?

Nö, auf keinen Fall. Wir haben klar und deutlich gesagt, dass wir oben mitspielen wollen. Wenn der Aufstieg rausspringt, wäre das Gold wert für uns. Wir spielen für Bodenheim und würden unserem Trainer gern zum Abschied den Aufstieg oder die Relegation mitgeben. Das hat er sich verdient, wenn man sieht, dass wir nun in der zweiten Saison nacheinander oben mit dabei sind.

Als Grund dafür, dass Ludwig Anspach nicht bleibt, wird das nicht ganz reibungslose Verhältnis zur Mannschaft genannt. Wie würdest Du es umschreiben?

Es ist so weit ganz gut, so wie es sein muss. Bodenheim ist nicht einfach. Wir haben viele schwierige Charaktere und viele Spieler, die alles hinterfragen. Man kann es nicht jedem Spieler recht machen. Aber unser Trainer ist ein feiner Kerl. Ich denke, die Unzufriedenheit hat eher mit den taktischen Vorgaben zu tun. Durch unsere individuelle Klasse und unsere Erfahrung konnten wir es gut kompensieren. Sein Umgang mit den Spielern war immer okay, auch wenn der ein oder andere mit ihm nicht so klar kam. Aber das ist normal.

Euer Ex-Coach Jockel Weinz hat vom besonderen Bodenheimer Klima gesprochen, das man „inhalieren“ müsse. Wie würdest Du diese Atmosphäre in eurem Klub umschreiben?

Bodenheim ist der etwas andere Verein aus Mainz. Es gibt so viele Ex-Spieler, die sagen: Die Atmosphäre war etwas Besonderes. Auch das Umfeld passt dazu. Als Trainer ist es glaube ich nicht immer so einfach mit uns, aber wenn Du uns mal gepackt hast, hast Du auf jeden Fall Spaß mit uns.

Du hast in Bodenheim schon viele unterschiedliche Trainertypen erlebt, Spielertrainer wie und erfahrene Leute, Thomas Eberhardt, Jasmin Sinanovic, Oliver Rapp, Günter Loos, Jockel Weinz, Anspach – welcher Trainertyp passt am besten zum VfB?

Harter Hund, das brauchen wir. Aber auch einen, der auf die Spieler eingeht, sie mal fragt, wie es ihnen geht. Ein Zwischending, harter Hund, menschlich korrekt. Wir müssen aber schon gezeigt bekommen, wo es lang geht.

Kennst Du euren ab Sommer neuen Coach Jürgen Collet schon, hat er sich schon vorgestellt?

Vorgestellt hat er sich noch nicht. Vom Namen her kennt man ihn natürlich, man sagt sich Hallo, wenn man sich begegnet, aber unter ihm trainiert habe ich noch nicht. Ich bin sehr gespannt, er war überall, wo er war, erfolgreich. Vielleicht kann auch ich als alter Hase auch noch etwas von ihm mitnehmen (lacht). Spieler, die unter ihm trainiert haben, sagen, er ist geradlinig. Wer da nicht mitzieht, ist fehl am Platze. Deswegen passt er auch gut bei uns rein.

Welche Meinung hat die Mannschaft vom neuen Coach?

Nur positiv! Ich habe noch nichts Negatives gehört.

Das würde wohl jetzt auch kaum einer offen sagen...

Och, in Bodenheim würden schon einige es sagen, wenn es ihnen nicht passt. Aber jeder ist motiviert, freut sich auf ihn.

Du zählst gemeinsam mit Norman Loos, Kevin Handrick und Tobias Porth zu den letzten verbliebenen Spielern, die dabei waren, als der VfB das letzte Mal Verbandsliga gespielt hatte. Ist der Klub, ist das Team diesmal reif für diese Spielklasse?

Verstecken vor der Verbandsliga müssten wir uns nicht, aber wir müssten uns sicher strecken. Unsere Jugendarbeit hat sich gut entwickelt, wir haben einen Unterbau und uns einen besseren Namen erarbeitet.

Hast Du Bock auf die Verbandsliga?

Ich würde gern noch zwei Jahre auf diesem Niveau kicken. Als Abschluss wäre so ein Aufstieg schon das I-Tüpfelchen für mich hier in Bodenheim. Dann könnte ich mich irgendwann entspannt vom Fußball abwenden. Aber wie ich mich so kenne, wird mir das nicht so leicht fallen.

Kannst Du Dir überhaupt vorstellen, noch einmal woanders zu spielen?

Wenn, dann nur noch bei meinem Heimatverein. Ich bin beim SV Gonsenheim groß geworden, bin Ur-Gonsenheimer, habe bei den Bambinis angefangen, meine Mutter wohnt noch in Gonsenheim. Aber dann käme wohl eher die zweite Mannschaft in Frage, wenn es denn irgendwann mal wieder eine geben sollte.

Der SV Gonsenheim hat sich prima entwickelt, speziell durch die gute Jugendarbeit – ein Vorbild für den VfB?

Auf jeden Fall. Ich freue mich jedes Mal, wenn sie gewinnen und ich Babak (Keyhanfar, der Trainer, d.Red.) gratulieren kann. Ein Vorbild sind sie definitiv, aber für uns viel zu hoch angesiedelt. Marienborn macht gute Jugendarbeit, Schott auch – man muss sich anschauen, wie sie das gemacht haben.

Wo steht der VfB am Ende der Saison – und am Ende Deiner Aktiven-Karriere?

Am Ende der Saison stehen wir auf Platz eins oder Platz zwei. Und wenn ich nicht mehr da bin, spielt der VfB im Mittelfeld der Verbandsliga.

Aufrufe: 02.3.2017, 18:30 Uhr
Torben SchröderAutor