2024-04-19T07:32:36.736Z

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Viele Brüder müsst ihr sein:  Ahmed, Kahled, Abi und Anis Ben Salem (von links) spielen alle für den KV Plieningen in der Kreisliga A.
Viele Brüder müsst ihr sein: Ahmed, Kahled, Abi und Anis Ben Salem (von links) spielen alle für den KV Plieningen in der Kreisliga A.

Brüder, Freunde - und Teamkollegen

Brüder-Quartett beim KV Plieningen

Ahmed, Kahled, Abi und Anis Ben Salem sind nicht nur Brüder, sondern auch Teamkollegen. Denn die vier kicken alle für den KV Plieningen in der Kreisliga A.

,,Elf Freunde müsst ihr sein". Das schrieb Sammy Drechsel bereits 1955 in seinem gleichnamigen Jugendbuch, bei dem der Fußball im Mittelpunkt stand. Auf die Zahl elf kommt die aus Tunesien stammende Familie Ben Salem zwar nicht, dafür sind Amir, Amin, Abi, Ahmed, Anis, Abdelhalim und Kahled mehr als Freunde, die sieben Jungs sind Brüder. Und alle sind sie dem Spiel mit dem schwarz-weißen Lederball verfallen. Während sich die 32-jährigen Zwillinge Amir und Amin inzwischen dazu entschlossen haben, die Fußballschuhe an den Nagel zu hängen, denken Abi (27), Ahmed (26), Anis (23) und Kahled (21) noch lange nicht ans Aufhören. Seit dieser Saison spielen alle vier Brüder beim KV Plieningen in der ersten Mannschaft. Der in Karlsruhe lebende Abdelhalim (24) würde ebenfalls gerne im Wolfer spielen, allerdings ist das aufgrund der Distanz vorerst nicht möglich.

,,Wir brauchten nur eine Person zum vier gegen vier"

,,Wir sind sieben Jungs geworden, weil Mama unbedingt ein Mädchen haben wollte", erzählt Ahmed und lacht. ,,Drei Kinder wären für sie eigentlich genug gewesen, aber als sich herausgestellt hat, dass Abi als drittes Kind auch ein Junge ist, wollte sie es noch einmal probieren - und dann noch einmal und noch einmal."

Bereits in der Grundschule war für alle bei der Sportartenwahl klar, dass es Fußball sein wird - ob es am Einfluss der älteren Brüder lag oder nicht, können die Jüngeren im Nachhinein nicht sagen. ,,Es war ganz praktisch, denn als wir älter geworden sind, brauchten wir keine weiteren Mitspieler organisieren, wenn wir mal am Nachmittag auf den Bolzplatz wollten", sagt Ahmed. ,,Wir brauchten nur noch eine Person und konnten vier gegen vier spielen." Bis das im vergangenen Jahr noch auf den TSV Birkach und den KV Plieningen verteilte verbliebene Quartett nun das erste gemeinsame Spiel in der Kreisliga A bestreiten kann, müssen sich die Brüder aber noch gedulden, da Abi sich von einem Mittelfußbruch erholt. Die anderen drei wollen am Sonntag gegen den TSV Jahn Büsnau ihren Teil dazu beitragen, dass die Mannschaft von Trainer Tomislav Anic ihren zweiten Saisonsieg einfährt.

Die Familie steht für die Brüder an oberster Stelle

Obwohl alle in Deutschland geboren und aufgewachsen sind, ist die Verbundenheit mit der elterlichen Heimat nach wie vor groß. Nicht zuletzt deshalb, weil die gesamte Verwandtschaft in Tunesien wohnt. Der mittlerweile verstorbene Vater kam vor 35 Jahren aus beruflichen Gründen als einziger aus seiner Familie mit seiner Frau nach Deutschland. Daher lassen es sich die Ben Salems nicht nehmen, zumindest einmal im Jahr nach Nordafrika zu fliegen, um die gesamte Verwandtschaft wiederzusehen. ,,Wir haben sowohl von mütterlicher als auch von väterlicher Seite eine wirklich große Familie", sagt Abi. ,,Es ist unmöglich zu sagen, wie groß sie genau ist, da würde das Zählen viel zu lange dauern."

Auf jeden Fall steht die Familie für die Brüder an oberster Stelle. ,,Wir sind alle Familienmenschen", sagt Ahmed. ,,Ich wundere mich jedes Mal, wenn der Zusammenhalt in einzelnen Familien nicht so stark ist. Wir sind wie ein Magnet, der nicht loszukriegen ist, wir verstehen uns untereinander einfach bestens." Obwohl die gesamte Verwandtschaft sich während der dortigen politischen Revolution im Oktober 2010 in Tunesien befand, hielt sich die Anspannung bei der Familie in Deutschland in Grenzen, sagen die Brüder. ,,Natürlich hört man dies und sieht das, aber ich habe das nicht so extrem verfolgt, weil ich nicht so viel von der Medienpropaganda halte", sagt Abi. Stattdessen haben sich die Ben Salems auf die Eindrücke der eigenen Familie vor Ort verlassen. ,,Meine Mutter hatte uns strikt verboten nach Tunesien zu gehen, bis sich die Lage beruhigt hatte", erzählt Ahmed.

Aufrufe: 08.10.2014, 13:00 Uhr
Blick vom Fernsehturm / Olessia SchweizerAutor