2024-05-02T16:12:49.858Z

Star des Spieltages

"Star des Spieltages": Cengiz Oktay

+++ Akteur des Kurdischen FC Gießen dreht Partie gegen Garbenteich/Hausen mit zwei Treffern in der Schlussphase +++ Kapitän, Torjäger und Vorstandsmitglied +++ dramatisches Wahlduell +++

Hochdramatisch ging es zu bei der aktuellen "Star des Spieltages"-Wahl. In den letzten Stunden, ja sogar Minuten wechselte die Führung mehrfach zwischen Lukas Huck vom TV 1908 Kefenrod und Cengiz Oktay vom Kurdischen FC Gießen hin und her. Beide Kontrahenten trieben ihre "Fans" zu Höchstleistungen an, sodass beide letztlich auf jeweils knapp 300 Stimmen und mehr kamen. Mit leichten Vorsprung entschied Oktay die Wahl dann für sich. Respekt für die Leistung beider und unser herzlicher Glückwunsch an Cengiz Oktay!

"Ich habe das anfangs gar nicht mitbekommen und das erst am Dienstagabend von meinen Mitspielern erfahren", sagte der Gewinner. "Ich habe dann zugegebenermaßen ein wenig für mich Werbung gemacht. dass soviele für mich abgestimmt haben, konnte natürlich keiner Ahnung. Ich danke allen dafür, vor allem natürlich meinen Mitspielern vom Kurdischen FC. Ich bin echt begeistert"

Aprorpos Kurdischer FC: Dieser zählt im Gießener Fußballkreis in dieser Saison zu den Vereinen, die sehr positive Schlagzeilen produzieren. Im vergangenen Jahr neu gegründet belegt die Mannschaft von Trainer Sabur Ortac einen beachtlichen vierten Tabellenplatz in der Kreisliga B1 Gießen. Eine wichtige Rolle im Verein spielt Cengiz Oktay, der nicht nur in der Vorstandsarbeit involviert ist, sondern das Team auch als Kapitän anführt. Am Wochenende sorgte der 30-Jährige für den bereits 20.Saisonsieg des Kurdischen FC und drehte die Partie gegen die FSG Garbenteich/Hausen mit zwei Treffern in der Schlussphase praktisch im Alleingang.

Oktay, der in früheren Jahren in Wertheim in der Landesliga kickte und später auch höherklassig bei Eintracht Lollar, hatte in den letzten drei Jahren eine Pause eingelegt. Schuld waren massive Knieprobleme, die auch zu Arthroskopien führten. Zudem spielten die beruflichen Verpflichtungen dann eine übergeordnete Rolle, betreibt er doch selbstständig einen Telekommunikationsladen in Butzbach.

„Man musste einfach ehrlich zu sich sein. Es war ja nun nicht so, dass noch die ganz große Fußball-Karriere bevorstand, sodass ich mich dann voll auf den Beruf konzentriert und zunächst gar nicht mehr gespielt habe“.

Aber nachdem die Anfrage von befreundeten Spielern und Verantwortlichen kam, war für Oktay schnell klar, beim Kurdischen FC etwas aufbauen zu wollen und nicht nur als Spieler aktiv zu sein. „Ich wollte und konnte aufgrund meines reiferen Alters gerne Verantwortung übernehmen. Die Idee, einen Verein mit jungen Leuten in einem ruhigen Umfeld aufzubauen, hat mich überzeugt“, so der ehemalige Wirtschaftsstudent, der seinen alten Studienkollegen auch gleich noch einen Gruß zukommen lässt. "Ich habe da noch viele Freunde, die noch studieren oder jetzt fertig sind. Aber natürlich grüße ich, wenn ich schon dabei bin, auch meine Mitspieler und alle Fans vom Kurdischen FC Gießen", so Oktay lachend.

Die Spieler-Akquise erfolgte dann auch nicht unbedingt nach sportlichen Aspekten. „Ein großes Lob geht von meiner Seite an unseren Trainer Sabur Ortac, der viel Zeit investiert hat, um sich nach charakterlich passenden Spielern umzuschauen“.

Denn auch Oktay hat schon bemerkt, dass dem neugegründeten Kurdischen FC viele Vorbehalte entgegengebracht wurden, die aus Verfehlungen des damaligen Verein herrührten. Damit möchte der 30-Jährige und seine Mannschaft aber nicht in Verbindung gebracht werden. „Es ist natürlich schwierig, dagegen ankämpfen zu müssen“, gibt der Offensivspieler zu. „Daher ist es uns aber umso wichtiger, im Verein eine harte Linie zu fahren und den Spieler Benimmregeln an die Hand zu geben. Natürlich lebt der Fußball auch von Emotionen, aber diese müssen richtig kanalisiert werden“.

„Wer sich nicht benehmen kann, fliegt!“ - auf diese einfache Formel kann die Philosophie vielleicht gebracht werden. Und diese scheint zu greifen, denn der Kurdische FC wird aktuell sehr positiv wahrgenommen, betreibt aber auch vereinsintern viel dafür. „Die Mannschaft unternimmt viel abseits des Platzes. Wir grillen oder sind auch mal gemeinsam unterwegs. Aber auch rund um das Spiel organisieren wir uns selbst, tätigen Einkäufe oder streuen ab. Ein funktionierendes Team ist auch wichtig für die Außendarstellung“,so der 30-Jährige.

Für Trainer Sabur Ortac ist Oktay dabei ein wichtiges Puzzlestück des Vereins. „Cengiz ist als Spieler und als Mensch ein absolutes Vorbild. Auf dem Feld ist er ein Führungsspieler und mein verlängerter Arm, aber auch abseits des Platz übernimmt er viel Verantwortung“. Der Kurdische FC möchte Integration vorleben, auch Ukrainer oder Litauer sind schon im Team dabei, was hervorragend passt. Darauf ist Cengiz Oktay stolz. „Wir wollen ein offener Verein sein, bei dem wie in jedem anderen aber gewisse Regeln existieren und eingehalten werden müssen. Fairness gilt bei uns als oberstes Gebot“.

Wenig fair ging Oktay selbst mit der FSG Garbenteich/Hausen um, denen er am Sonntag die Punkte in der Endphase noch klaute. „Wir waren eigentlich klar überlegen und urplötzlich hinten. Mit einem Elfmeter gelang mir der Ausgleich, und in der Nachspielzeit dachte ich, ich muss einfach den Ball nochmal Richtung Tor bringen, bevor der Schiedsrichter abpfeift“. Das gelang, der Ball rutschte durch und schlug zum 3:2-Siegtreffer ein. Die Sieger-Kopfnuss gab es von Mitspieler Deniz Ortac gratis, wobei dieser sich doch eine beachtliche Beule zuzog. „Er hatte vor dem ersten Gegentor eine unglückliche Aktion und war mir so dankbar, dass dieser Fehler nicht zu einem Punktverlust geführt hat. Dafür nahm er die Kopfschmerzen auch gerne in Kauf“, sagte Oktay lachend.

So lange dies aber das einzige ist, das Cengiz Oktay und seinen Teamkameraden momentan Kopfschmerzen bereitet, sind wahrscheinlich alle beim Kurdischen FC Gießen mehr als zufrieden.

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Aufrufe: 012.5.2016, 19:30 Uhr
Marc SteinertAutor