2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines

Kreuzbandriss und Fußballschuhe - Gibt es Zusammenhänge?

Welche Rolle nimmt der Schuh in Sachen Verletzungsrisiko ein? +++ SFY-Coach und Nationalspielerin Julia Simic erläutert die Hintergründe

Von wegen Schuhe sind nur Frauensache. Kaum etwas ist den Fußballern heutzutage so heilig wie ihr Schuhwerk. Farbe, Passform, Gewicht. Man hat aktuell das Gefühl, dass die Hersteller im Wochentakt neue Modelle auf den Markt bringen.

Aber welche Rolle nimmt der Fußballschuh eigentlich in Sachen Verletzungsrisiko ein und kann beispielsweise durch unterschiedliche Stollenanordnung beziehungsweise Stollenform und –länge das Risiko für Knieverletzungen beeinflusst werden?

Immer wieder reißen sich Fußballer / -innen ihr vorderes Kreuzband (VKB) in sogenannten „Non-Contact“-Situationen, also ohne, dass ein Kontakt mit dem Gegenspieler oder der Gegenspielerin stattfindet. Tatsächlich beläuft sich diese Zahl der kontaktlosen Verletzungsmuster auf über 75% aller Knieverletzungen. Was dann folgt sind Gedanken darüber, welche Ursachen für die Verletzung verantwortlich sein könnten.

Das Bein hat seinen direkten Kontakt zum Boden lediglich über den Fußballschuh – was liegt da also näher, als sich diese Bein-Boden-Verbindung mal genauer anzusehen und zu untersuchen, ob nicht der Fußballschuh mit seinen unterschiedlichen Stollendesigns das Risiko für einen VKB-Riss beeinflusst. Deshalb habe ich mich mal auf die wissenschaftliche Suche für Euch gemacht, um Antworten zu dieser Frage zu finden.

Gehring hat 2007 untersucht, inwieweit sich die Nockenform auf Kniebelastungen auswirkt. Dabei wurden Messungen mit bananenförmigen, also ovalen Nocken im Vergleich zu Belastungen mit runden Nocken durchgeführt. Die Annahme bestand darin, dass die ovalen Nocken eine höhere Kniegelenksbelastung und damit ein erhöhtes Verletzungsrisiko darstellen als die runden. Die Messungen lieferten jedoch keine signifikanten Indikatoren und Ergebnisse für diese Annahme.

2011 hat der Mathematikwissenschaftler Thomas Grund eine Studie zu der Fragestellung veröffentlicht, ob ein Zusammenhang zwischen dem Stollendesgin aktueller Fußballschuhe und den auftretenden Kräften im Kniegelenk besteht und somit die Gefahr von Kreuzbandrissen beeinflusst wird. Solche Studien können aus ethischen Gründen selbstverständlich nur experimentell sein und mit einer Computeranalyse simuliert werden, denn welcher Fußballer würde sich schon zur Verfügung stellen, um an sich die Gefahr einer VKB-Verletzung prüfen zu lassen.

Es wurden also 3 verschiedene Stollendesigns getestet:

  1. klassisches Stollendesign mit runden Stollen

  2. Lamellen- bzw. ellipsenförmige Stollen

  3. Gemischte Anordnung von runden und lamellenförmigen Stollen

Eine spezielle Messapparatur hat nun die auftretenden Kräfte beim Schuh-Boden-Kontakt aufgezeichnet und es wurde berechnet, welche auf das Kniegelenk einwirkende Last zu einem VKB-Riss führt. Diese Untersuchungen wurden dann mit unterschiedlichen Gelenkstellungen des Sprung- und Kniegelenkes wiederholt, weil ja auch im Training oder Spiel die Beinachse niemals identisch ist, sondern je nach Spielsituation unterschiedlich.

Die Ergebnisse der Vergleichsmessungen zeigen messbare und aussagekräftige Unterschiede zwischen den einzelnen Schuhen.

Genau hier sind die Ergebnisse spannend in der Auswertung, denn es scheint, als beeinflusse das Stollendesign des Fußballschuhs tatsächlich die Belastungen im Knie und insbesondere im VKB, allerdings hängt der Grad der Belastung erheblich von den Randbedingungen ab – also beispielsweise ob das Bein innenrotiert ist oder in welcher Winkelstellung es sich befindet.

Bei einigen Ergebnissen waren sogar die runden Nocken das gefährlichste Design, wohingegen diese Art der Stollen bei anderen Begleitumständen, also anderen Belastungen der Beinachse, überhaupt keine erhöhte Gefährdung darstellten. So wird geschlussfolgert, dass das Stollendesign der Schuhe die Belastungen im Knie und speziell im vorderen Kreuzband beeinflusst, es aber von den exakten Randbedingungen abhängt und eine Verletzung ohne Gegnereinfluss am Ende immer während komplexer mehrdimensionaler Gelenkbewegungen und damit Gelenkbelastungen entsteht.

In einer anderen Studie von Müller 2009 wurde festgestellt, dass längere Nocken zu höheren Traktionskräften führen, also einer höheren Kraftübertragung zwischen Schuh und Boden, und damit das Verletzungsrisiko erhöhen können. Außerdem findet Müller durch drei aufeinander folgende Messungen heraus, dass das Verletzungsrisiko nicht nur mit erhöhten Traktionskräften, sondern auch mit der Art der Bewegungsausführung zusammenhängt. Die aktiven, also vom Spieler geplanten Bewegungen, bergen ein geringeres Verletzungsrisiko als reaktive, vom Spieler ungeplante Bewegungen.

So viel zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen und Forschungsständen.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass eine Verletzung des vorderen Kreuzbandes nicht alleine vom Stollendesign des Fußballschuhs abhängt. Es kommt immer auf die Situation an, in der der Fußballschuh zum Einsatz kommt. Doch diese Aktionen können wir ja nicht planen, da jeder Moment im Training und Spiel ein individueller Moment ist.

Für mich ist die Erkenntnis aus der beschriebenen Untersuchung, dass es am wichtigsten ist, einen Fußballschuh zu wählen, in dem man sich wohl und sicher fühlt. Die Gefahr, eine Verletzung zu erleiden, hängt leider von vielen weiteren Faktoren ab.

Versuche daher einfach die Faktoren zu beeinflussen, die du tatsächlich selbst in der Hand hast, z.B. deine Beweglichkeit.

Einschränkungen in der Range of Motion haben einen direkten Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit einer Verletzung bzw. erhöhen statistisch die Verletzungswahrscheinlichkeit. Trainiere an deiner Basis (Beweglichkeit) und richte erst dann deinen Fokus auf die Elemente Athletik und Kraft.

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Deine Julia Simic

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Aufrufe: 018.6.2018, 12:00 Uhr
Julia SimicAutor