2024-04-16T09:15:35.043Z

Interview
Wenn der Eigentürmer den Platz sperrt, muss das Spiel abgesagt werden. Wenn dies jedoch bei bestem Wetter geschieht, können Zweifel aufkommen. Dem Verband sind allerdings die Hände gebunden, wie Bezirksspielleiter Reinhold Mießl (links) erklärt.	F.: Julian Leitenstorfer, oli
Wenn der Eigentürmer den Platz sperrt, muss das Spiel abgesagt werden. Wenn dies jedoch bei bestem Wetter geschieht, können Zweifel aufkommen. Dem Verband sind allerdings die Hände gebunden, wie Bezirksspielleiter Reinhold Mießl (links) erklärt. F.: Julian Leitenstorfer, oli

Absagen mit Ansagen

Wenn die Tore geschlossen bleiben, weil die Plätze gesperrt sind, hat das oft taktische Gründe +++ Was Bezirksspielleiter Reinhold Mießl davon hält, wenn der „Joker“ gezogen wird

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Die Absage der Partie in der Kreisliga Augsburg zwischen dem TSV Diedorf und dem TSV Zusmarshausen hat zuletzt für Unmut gesorgt. Bei herrlichstem Herbstwetter hatte der Verein das Hauptfeld gesperrt und dadurch für die einzige Spielabsage weit und breit gesorgt. Eine Woche zuvor wurde beim SV Stettenhofen der „Joker“ gezogen und das Spiel gegen Biberbach abgesagt. Absagen mit Ansage, denn in beiden Fällen waren Anfragen nach einer Verlegung vorausgegangen. Wer kann eigentlich wann und warum absagen oder verlegen? Darüber sprachen wir mit dem kommissarischen Bezirksspielleiter Reinhold Mießl.

Wann kann man eigentlich ein Spiel verlegen?

Mießl: Wenn es nicht schon vor der Saison verlegt und im Spielplan verankert ist, geht das während der Saison grundsätzlich nur noch mit Zustimmung des Gegners. Dazu wird online ein Verlegungsantrag gestellt, den der Gegner genehmigen muss. Der Spielleiter erteilt dann seine Zustimmung und verständigt den Schiedsrichter. Wenn es ganz kurzfristig erfolgt, ist der verlegende Verein verpflichtet, Gegner, Spielleiter und Schiedsrichter zu verständigen.

Und wann kann ein Spiel abgesagt werden?

Mießl: Grundsätzlich dann, wenn der Eigentürmer den Platz sperrt. Das ist in aller Regel die Stadt oder die Gemeinde beziehungsweise der Verein. Diese Regelung wurde geschaffen, da gerade zum Beispiel in Augsburg die Stadt bei schlechtem Wetter oft schon am Freitagnachmittag ihre Plätze gesperrt hat.

Der Verband hat also keine Möglichkeit im Zweifelsfalle einzuschreiten?

Mießl: Nein. Da haben wir keine Handhabe. Wenn der Platz jedoch in einer Saison öfters als einmal nicht bespielbar ist, kann der Spielleiter zur Vermeidung weiterer Ausfälle den Paragraf 59, Absatz 4 anwenden und das Heimrecht tauschen.

Wie kann man sich den Tausch des Heimrechts vorstellen?

Mießl: Der Gast gilt dann als Platzverein. Er kann Eintritt verlangen, muss den Leiter des Ordnungsdienstes stellen und den Schiedsrichter bezahlen, wenn es keinen Pool gibt. Der Verkauf von Speisen und Getränken bleibt beim Heimverein, weil das meist durch das Sportheim übernommen wird. Zur Deckung der Unkosten wie Platz streuen oder Duschwasser bekommt der Heimverein ein Pauschale. 35 Euro bis zur Kreisliga, 50 Euro in der Bezirksliga, 75 Euro in der Landesliga zum Beispiel.

Wie oft kommt so ein Tausch des Heimrechts vor?

Mießl: Relativ selten. Im Bezirk Schwaben so drei bis vier Mal pro Saison.

Wie wurde eine Spielabsage früher gehandhabt?

Mießl: Wenn die Situation zweifelhaft war, ist der Schiedsrichter angereist, hat den Platz begutachtet und entschieden, ob gespielt wird oder nicht. Auch in der Regionalliga gibt es zum Beispiel eine Platzkommission.

Welche Regelung würden Sie bevorzugen?

Mießl: Ich würde es so belassen, wie es jetzt ist. Nachdem der Verband Wert darauf legt, dass sich die Vereine informieren sollen, kennen sie natürlich auch die Lücken in der Spielordnung und missbrauchen die Möglichkeit der taktischen Absage so oft, dass man tatsächlich über eine Änderung nachdenken muss.

Wie könnte diese zustande kommen?

Mießl: Ein Verein müsste einen Antrag auf dem Kreistag stellen. Wenn er dort angenommen wird, geht er zum Bezirks- und schließlich zum Verbandstag. Dazu bedarf es aber eines konkreten Vorschlags, wie die Sache dann gehandhabt werden soll.

Das schlechte Wetter, die Zeit der Spielabsagen, kommt ja erst noch. Was würden Sie sich für diese Phase der Saison wünschen?

Mießl: Also absagen, weil die Leute fehlen, das geht gar nicht. Dann müssen halt Spieler aus der Zweiten oder der A-Jugend nachrücken. Der Gipfel des ganzes Theaters ist es, wenn dann Spieler aus der Ersten, deren Spiel abgesagt wurde, in der Zweiten eingesetzt werden oder auf dem Nebenplatz trainiert wird. Ich wünsche mir von allen Beteiligten Ehrlichkeit und Fairplay.

Aufrufe: 025.9.2017, 16:54 Uhr
Augsburger Landbote / Oliver ReiserAutor