2024-05-02T16:12:49.858Z

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Hüter der Gesetze: Ex-Geschäftsführer Siggi Müller (l.) und Präsident Ronny Zimmermann.  Fotos: Czink/Pfeifer
Hüter der Gesetze: Ex-Geschäftsführer Siggi Müller (l.) und Präsident Ronny Zimmermann. Fotos: Czink/Pfeifer

Über Recht und Moral

Es geht um den Vorwurf von Wettbewerbsverzerrung in den Heidelberger Kreisklassen

Heidelberg. Was Recht ist, muss nicht zwangsläufig auch moralisch richtig sein. Sebastian Vettel ist in die Schweiz umgezogen. Dort zählt er weniger Steuern. Kein Gesetz verbietet das. Doch wäre es nicht anständiger, wenn der Formel 1-Weltmeister seine Steuerpflicht in dem Land nachkommen würde, dessen Menschen ihn lieben und denen er seinen Reichtum zu verdanken hat? Recht und Moral - man muss nicht den großen Sport bemühen, in dem Millionen verdient werden. Über Recht und Moral wird in diesen Tagen auch im Fußballkreis Heidelberg diskutiert.

Es geht um den Verdacht der Manipulation und um den Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung. Anschuldigungen, die der Präsident des Badischen Fußballverbandes sehr ernst nimmt. „Ein fairer Wettbewerb ist das höchste Gut, das wir im Fußball haben“, mahnt Ronny Zimmermann.

Manipulationen wird Tor und Tür geöffnet

Fall Nummer eins trug sich in der C-Klasse Gruppe Ost zu. Beim Spitzenspiel zwischen den zweiten Mannschaften des FC Bammental und der DJK-FC Ziegelhausen/Peterstal, klagt der Ziegelhäuser Abwehrchef Dominik Layer, habe er kaum einen Spieler des Gegners wiedererkannt. „Das waren fast alle Spieler aus der Ersten“, so Layer.

Friedbert Ohlheiser, zweiter Vorsitzender des FC Bammental, räumt ein, das sechs Kreisliga-Spieler mitgekickt hätten. Das für den gleichen Tag angesetzte Spiel der Ersten fiel aus und da habe Trainer Uli Brecht beschlossen, das Meisterschaftsspiel der Reserve zum Testspiel umzufunktionieren. „Wir haben uns dabei streng an die Bestimmungen gehalten und nur getan, was alle machen“, verteidigt sich Ohlheiser.

Die Regeln besagen, dass zwei Stammspieler aus der Ersten – nach einer Pause von vier Tagen – in der Reserve eingesetzt werden dürfen. Spieler unter 23 Jahren dürfen unbegrenzt wechseln.

Den Freifahrschein für die Nachwuchskicker hält Trainer Jens Großmann für fragwürdig. „Dadurch wird Manipulationen Tor und Tür geöffnet“, fürchtet Großmann. Als trauriger Tabellenletzter mit nur zehn Punkten ging in der B-Klasse die zweite Mannschaft des FC Dilsberg in die Winterpause – und kamen runderneuert heraus. Den Jungs von der Feste gelang in den letzten Wochen ein kleines Wunder. Mit drei Siegen kletterten sie – argwöhnisch beäugt von der Konkurrenz - auf einen Nichtabstiegsplatz.

Zimmermann: "Leider sind nicht alle Menschen gut"

„Die Dilsberger hatten gegen uns sieben aus der Ersten dabei. Das ist Wettbewerbs-Verzerrung“, schimpfte nach der 1:2-Niederlage Axel Schmid, zweiter Vorsitzender der Spielvereinigung Neckarsteinach. Die Beschuldigten konnten nachweisen, dass alles rechtens war. Großmann: „Wir haben – nur für die Zweite - drei Neuzugänge verpflichtet. Außerdem hat sich unser Lazarett gelichtet.“ Die Vorwürfe aus dem Steinachtal kann Großmann nicht nachvollziehen: „Ich erinnere mich an ein Spiel, da haben die es genauso gemacht und dadurch unserer Reserve beinahe den Aufstieg vermasselt.“ Die umstrittene U 23-Regel hätten die Vereine unbedingt haben wollen, sagt Siggi Müller, langjähriger Geschäftsführer des Verbandes. „Viele junge Spiele pendeln von ihrer Leistung zwischen der ersten und zweiten Mannschaft. Wir wollten verhindern, dass sie dem Fußball den Rücken kehren, wenn sie nicht regelmäßig zum Einsatz kommen“, argumentiert Zimmermann.

Ein kleiner Trost: In den letzten vier Saisonspielen dürfen in der zweiten nur noch Spieler eingesetzt werden, die weniger als die Hälfte der Spiele in der ersten Mannschaft bestritten haben. Doch Rechtsanwalt Zimmermann weiß: „ Es wird immer wieder Versuche geben, zu schummeln und sich Vorteile zu verschaffen. Leider sind nicht alle Menschen gut.“

Quelle: Wolfgang Brück / RNZ

Aufrufe: 09.4.2013, 17:15 Uhr
Wolfgang Brück / RNZAutor