2024-04-24T13:20:38.835Z

Halle
Udo Kramer kennt sich mit Hallenfußball aus: Er organisiert die Landkreismeisterschaften. F:  Hans-Joachim Winckler
Udo Kramer kennt sich mit Hallenfußball aus: Er organisiert die Landkreismeisterschaften. F: Hans-Joachim Winckler

Kramer: Erwachsene haben Blockaden beim Futsal

Turnierorganisator aus Stein im Interview +++ Ein Runder Tisch soll Hallenfußball retten

Der Fußball unterm Hallen­dach befindet sich am Scheideweg. Herkömmlicher Hallenfußball und Fut­sal, die offizielle Fifa-Variante, spalten Trainer, Spieler und Zuschauer in zwei Lager. Mit Udo Kramer (65) aus Stein, ehemaliger Vorstand des STV Deuten­bach (2005– 2012) und seit über einein­halb Jahrzehnten Organisator sämtli­cher Hallen-Landkreistitelkämpfe im Erwachsenen- und Nachwuchsbe­reich, sprachen wir über den Sta­tus quo des Hallenfußballs.

Herr Kramer, mangels Interesse der Vereine sind die Landkreismeister­schaften im Hallenfußball im Dezem­ber ausgefallen. Befindet sich der Hal­lenfußball als solcher in der Krise?

Udo Kramer: Ein wenig schon, vor allem, wenn man bedenkt, dass sich die Resonanz im Futsal praktizieren­den Juniorenbereich sehr positiv dar­stellt. Im Erwachsenenbereich liegen meiner Meinung nach große Blocka­den vor. Es mangelt nicht selten an der Bereitschaft, Veränderungen anzu­nehmen.

Für die Landkreismeisterschaften war der herkömmliche Hallenfußball-Modus mit Bande vorgesehen...

Kramer: Ja, das stimmt. Dennoch sehe ich bezüglich der jüngsten Tur­nierabsage einen Zusammenhang mit der vom Verband initiierten Umstel­lung auf Futsal. Letztlich waren die Landkreismeisterschaften nicht mehr in der Art und Weise durchführbar wie noch vor einigen Jahren. Sprich: Mit zwei Vorrundenterminen und einem Finalturnier.

Das war in der Ära vor der Einfüh­rung der Kreisvorrundenturniere in der Halle am Berliner Platz in Nürnberg durch den Verband. Haben die Landkreismeisterschaften dadurch an Stellenwert eingebüßt?

Kramer: Klar, die Spiele in der Stei­ner Halle am Weihersberg dienen nun ja nicht mehr der Qualifikation zu den Verbandstitelkämpfen im Kreis Nürn­berg/ Frankenhöhe. Allerdings hätten die Vereine ohne weiteres Zeit für die als Privatturnier weiterbestehenden Titelkämpfe im Landkreis gehabt, da ja kaum Mannschaften für die Ver­bandsrunde in Nürnberg gemeldet hat­ten. Freilich war das Interesse zur Teilnahme an den Landkreismeisterschaf­ten bereits 2015 schwach. Um dem ent­gegen zu steuern, ist viel Engagement nötig. Ich kann mir gut vorstellen, sämtliche Vereinsvorstände einzula­den, um abzuklopfen, wie groß das tat­sächliche Interesse an den Landkreis­meisterschaften noch ist.

Das heißt, Sie sind optimistisch, dass es am Ende dieses Jahres wieder eine Landkreismeisterschaft im Her­renbereich geben wird?

Kramer: Grundsätzlich ja. Doch gilt es auch, die Anregungen und Ideen der betroffenen Klubs mit aufzuneh­men. Sich einfach mit dem Umstand abzufinden, dass derzeit kaum Interes­se besteht, ist aber sicherlich der ver­kehrte Weg.

Sie forcieren also eine Art Runden Tisch mit den Klubs?

Kramer: Ja, denn letztlich kann der Stein nur von den Verantwortlichen in den einzelnen Vereinen ins Rollen gebracht werden.

Eingangs erwähnten Sie, dass die Resonanz an den Landkreistitelkämp­fen im Juniorenbereich weitaus höher ist ...

Kramer: Seit über 15 Jahren betreue ich inzwischen die Hallen­meisterschaften im Landkreis Fürth. Das heißt, ich kümmere mich auch um die Ausrichtung der einzelnen Turnie­re in den Altersklassen U 7 bis U19. Wir haben derzeit 27 Fußballvereine im Landkreis, wobei sich die Situati­on in der U17 und U19 aus den ver­schiedensten Gründen als am schwie­rigsten darstellt. Dennoch gelang es auch in diesem Winter wieder, in bei­den Altersgruppen eine Landkreis­meisterschaft auf die Beine zu stellen – jeweils mit acht Teams. An sich eine dankbare Anzahl, da zwei Vierergrup­pen gebildet werden können. Überrascht haben mich heuer aber die U15-Junioren. Nach zwei mageren Jahren waren diesmal 18 Mannschaf­ten dabei. Eine enorme Teilnehmer­zahl.

Um Missverständnissen vorzubeu­gen: Die Junioren spielen Futsal?

Kramer: Ja. Vor drei Jahren wurde beim Nachwuchs durchweg auf die offizielle Fifa-Variante umgestellt. Das heißt, die heutigen U 15-Akteure waren damals um die elf Jahre alt und Neuem gegenüber weitaus aufge­schlossener. Gerade für Jugendliche erachte ich Futsal als die bessere Vari­ante.

Warum?

Kramer: Ich selbst habe zwar nie richtig aktiv gekickt, finde es jedoch positiv, dass ein Regelwerk in die Hal­len Einzug hielt, das dazu anhält, mög­lichst fair zu spielen. Anhand der kumulierten Fouls beispielsweise. Auch wird bei weitem nicht mehr so viel gebolzt wie früher. Das ist doch super!

Glauben Sie, dass diese Entwick­lung im Juniorensektor mittelfristig auch den Hallenfußball im Erwachse­nenbereich beeinflusst, dort quasi im Laufe der nächsten Jahre ankommt?

Kramer: Wenn zum Beispiel das Gros der heutigen U 15-Spieler Fuß­baller bleibt: ja. Die Jungs, die attrak­tiven Sport unterm Hallendach trei­ben wollen, werden profitieren. Letzt­endlich obliegt es aber wieder den Ver­einen, diesen Geist auch in ihre Voll­mannschaften zu implementieren.

Könnte dann die Austragung nach den Futsal-Regularien den Landkreis­meisterschaften frischen Schub verlei­hen?

Kramer: Ich denke, ja.

Wann könnte es so weit sein?

Kramer: Im Jahr 2020 erscheint mir das realistisch.

Aufrufe: 021.1.2017, 10:53 Uhr
Michael Wilt (Fürther Nachrichten)Autor