Herr Kramer, mangels Interesse der Vereine sind die Landkreismeisterschaften im Hallenfußball im Dezember ausgefallen. Befindet sich der Hallenfußball als solcher in der Krise?
Udo Kramer: Ein wenig schon, vor allem, wenn man bedenkt, dass sich die Resonanz im Futsal praktizierenden Juniorenbereich sehr positiv darstellt. Im Erwachsenenbereich liegen meiner Meinung nach große Blockaden vor. Es mangelt nicht selten an der Bereitschaft, Veränderungen anzunehmen.
Für die Landkreismeisterschaften war der herkömmliche Hallenfußball-Modus mit Bande vorgesehen...
Kramer: Ja, das stimmt. Dennoch sehe ich bezüglich der jüngsten Turnierabsage einen Zusammenhang mit der vom Verband initiierten Umstellung auf Futsal. Letztlich waren die Landkreismeisterschaften nicht mehr in der Art und Weise durchführbar wie noch vor einigen Jahren. Sprich: Mit zwei Vorrundenterminen und einem Finalturnier.
Das war in der Ära vor der Einführung der Kreisvorrundenturniere in der Halle am Berliner Platz in Nürnberg durch den Verband. Haben die Landkreismeisterschaften dadurch an Stellenwert eingebüßt?
Kramer: Klar, die Spiele in der Steiner Halle am Weihersberg dienen nun ja nicht mehr der Qualifikation zu den Verbandstitelkämpfen im Kreis Nürnberg/ Frankenhöhe. Allerdings hätten die Vereine ohne weiteres Zeit für die als Privatturnier weiterbestehenden Titelkämpfe im Landkreis gehabt, da ja kaum Mannschaften für die Verbandsrunde in Nürnberg gemeldet hatten. Freilich war das Interesse zur Teilnahme an den Landkreismeisterschaften bereits 2015 schwach. Um dem entgegen zu steuern, ist viel Engagement nötig. Ich kann mir gut vorstellen, sämtliche Vereinsvorstände einzuladen, um abzuklopfen, wie groß das tatsächliche Interesse an den Landkreismeisterschaften noch ist.
Das heißt, Sie sind optimistisch, dass es am Ende dieses Jahres wieder eine Landkreismeisterschaft im Herrenbereich geben wird?
Kramer: Grundsätzlich ja. Doch gilt es auch, die Anregungen und Ideen der betroffenen Klubs mit aufzunehmen. Sich einfach mit dem Umstand abzufinden, dass derzeit kaum Interesse besteht, ist aber sicherlich der verkehrte Weg.
Sie forcieren also eine Art Runden Tisch mit den Klubs?
Kramer: Ja, denn letztlich kann der Stein nur von den Verantwortlichen in den einzelnen Vereinen ins Rollen gebracht werden.
Eingangs erwähnten Sie, dass die Resonanz an den Landkreistitelkämpfen im Juniorenbereich weitaus höher ist ...
Kramer: Seit über 15 Jahren betreue ich inzwischen die Hallenmeisterschaften im Landkreis Fürth. Das heißt, ich kümmere mich auch um die Ausrichtung der einzelnen Turniere in den Altersklassen U 7 bis U19. Wir haben derzeit 27 Fußballvereine im Landkreis, wobei sich die Situation in der U17 und U19 aus den verschiedensten Gründen als am schwierigsten darstellt. Dennoch gelang es auch in diesem Winter wieder, in beiden Altersgruppen eine Landkreismeisterschaft auf die Beine zu stellen – jeweils mit acht Teams. An sich eine dankbare Anzahl, da zwei Vierergruppen gebildet werden können. Überrascht haben mich heuer aber die U15-Junioren. Nach zwei mageren Jahren waren diesmal 18 Mannschaften dabei. Eine enorme Teilnehmerzahl.
Um Missverständnissen vorzubeugen: Die Junioren spielen Futsal?
Kramer: Ja. Vor drei Jahren wurde beim Nachwuchs durchweg auf die offizielle Fifa-Variante umgestellt. Das heißt, die heutigen U 15-Akteure waren damals um die elf Jahre alt und Neuem gegenüber weitaus aufgeschlossener. Gerade für Jugendliche erachte ich Futsal als die bessere Variante.
Warum?
Kramer: Ich selbst habe zwar nie richtig aktiv gekickt, finde es jedoch positiv, dass ein Regelwerk in die Hallen Einzug hielt, das dazu anhält, möglichst fair zu spielen. Anhand der kumulierten Fouls beispielsweise. Auch wird bei weitem nicht mehr so viel gebolzt wie früher. Das ist doch super!
Glauben Sie, dass diese Entwicklung im Juniorensektor mittelfristig auch den Hallenfußball im Erwachsenenbereich beeinflusst, dort quasi im Laufe der nächsten Jahre ankommt?
Kramer: Wenn zum Beispiel das Gros der heutigen U 15-Spieler Fußballer bleibt: ja. Die Jungs, die attraktiven Sport unterm Hallendach treiben wollen, werden profitieren. Letztendlich obliegt es aber wieder den Vereinen, diesen Geist auch in ihre Vollmannschaften zu implementieren.
Könnte dann die Austragung nach den Futsal-Regularien den Landkreismeisterschaften frischen Schub verleihen?
Kramer: Ich denke, ja.
Wann könnte es so weit sein?
Kramer: Im Jahr 2020 erscheint mir das realistisch.