Kopfstände für das Kollektiv

Dass der 42-jährige Stammhalter, nach Stationen beim FSV Frankfurt und Kickers Offenbach gegen Ende der Aktivenzeit zu seinen fußballerischen Wurzeln zurückgekehrt und sukzessive in die Fußstapfen seines Vaters getreten, sich als sportlicher Leiter seit einigen Wochen konkret mit der Verbandsliga Mitte befasst, hätte am Untermain noch vor 15 Monaten kaum jemand für möglich gehalten. Doch nach dem erstmaligen Aufstieg in die Gruppenliga Wiesbaden vor Jahresfrist und der Premiere als Kreispokalsieger am 25. Mai war am 5. Juni um kurz vor 19 Uhr die nächste Stufe der Erfolgsleiter erklommen: Mit dem 5:0-Sieg im Aufstiegs-Rückspiel an der Mainbrücke gegen den VfB Wetter stand fest, dass die DJK-Kicker in der nächsten Saison in der zweithöchsten Spielklasse auf Landesebene gegen den Ball treten werden. ,,Ich bin zeitlos nach Hause gekommen und habe mir, wie einige andere auch, kurzfristig einen halben freien Arbeitstag erbeten", so Ludwig zur spontanen Aufstiegsfeier, die um kurz nach Mitternacht vom Vereinsheim noch ins legendäre Wiesbadener Park Café verlegt wurde.

,,Das ist ganz klasse, was sich getan hat, seit Hans Richter am Steuer ist", sagt Dirk Ludwig und führt die sensationelle Entwicklung zu einem Großteil auf den renommierten B-Lizenz-Trainer zurück. ,,Ihm kann man fußballerisch halt nichts vormachen. Er ist taktisch gewieft und scheut sich nicht, auch mal unbequeme Dinge umzusetzen. Er macht viel und erwartet viel, und er hat athletisch noch mal eine Schippe draufgepackt", so Ludwig über die Arbeit des 57 Jahre alten Ex-Nationalspielers der DDR. Dass dieser in seiner ersten Ansprache nach dem Triumph das Kollektiv in den Vordergrund rückte, mag mit seiner persönlichen Geschichte zusammenhängen: ,,Ihr habt Euch das als Mannschaft verdient. Nehmt das hier heute mit - das kann Euch keiner mehr nehmen."

Auch wenn bei der Weihnachtsfeier 2014 schon mal spaßig die Hessenliga thematisiert worden war - abheben wird im DJK-Lager wohl niemand. ,,Unser Etat betrug etwa ein Drittel von dem, was Zeilsheim hatte. Und wir werden das aufgrund der weiteren Fahrten maximal um zehn Prozent anheben. Das Umfeld muss ja auch mitwachsen, und wir werden vor allem mehr Manpower benötigen", so Ludwig. Dazu werde man versuchen, ,,die jetzt durch Flörsheim schwappende Welle mitzunehmen und weitere lokale Sponsoren zu gewinnen." Und natürlich hofft man als neues sportliches Aushängeschild darauf, dass die Stadt Flörsheim, deren Bürgermeister Michael Antenbrink am Sonntag beim Meisterstück zugegen war, die DJK nun etwas mehr ins Herz schließt: ,,Vor drei Monaten wurde ein marodes Trainingstor abtransportiert, bis heute warten wir auf Ersatz", berichtet Ludwig.

Auf was sich die ,,Schwarzen" in der Verbandsliga Mitte neben dem Klassenverbleib am meisten freuen, ist naheliegend: ,,Die Derbys gegen FC Eddersheim", sagt Ludwig. Und obwohl die Mannschaft, von denen bis auf zwei alle anderen auch an der Kreisoberliga-Meisterschaft beteiligt waren, neben den spielerischen und körperlichen Attributen auch sehr homogen wirkt, soll der Kader für die neue Runde verstärkt werden. ,,Wir müssen uns noch breiter aufstellen", sagte Trainer Richter - wohl wissend, dass die Verletztenmisere nach der Winterpause spürbar an der Qualität genagt hatte. ,,Drei Verstärkungen sind fix, eine ist noch in der Schwebe. Aber ganz wichtig ist, dass die Leute auch charakterlich zu uns passen", sagt Dirk Ludwig. Vater Bernd würde bestimmt auch von dieser Haltung begeistert sein.

Verbandsliga-Neuling DJK Flörsheim meldet die ersten drei Verstärkungen für die Saison 2016/17: Vom Liga- und Derbyrivalen FC Eddersheim kehrt Marcel Friedrich zur Stärkung der Defensive zurück. Der schnelle Dominik Ortega und ,,Knipser" Giuseppe Pagliaro (mit 32 Treffern bester Torschütze der KOL-Saison 2014/15) von Oberliga-Aussteiger 1. FC Eschborn sollen die Offensive beleben. Dazu ergänzt ein lange verletztes Trio den Kader.