Kolumne: Tag der offenen Tore

Obwohl das Bundesliga-Wochenende bereits hinter uns liegt, wirkt der Champions-League-Spieltag der Vorwoche noch spürbar nach. Vor allem das Rekord-Spiel in Dortmund bleibt hängen, bei dem der BVB – gemeinsam mit den munteren Gästen aus Warschau – ausgelassen mit einem 8:4 den „Tag der offenen Tore“ zelebrierte. Ein wahres „Fußball-Fest“, wie sich viele Medien einig waren. Alle acht Minuten fiel durchschnittlich ein Treffer, sodass sich die Zuschauer zweimal überlegen mussten, ob die obligatorische Pinkelpause oder der Bratwurstnachschub während des Spiels tatsächlich nötig ist. Da zeige mir mal jemand die oft genannten Taktik-Liebhaber, denen auch bei einem ereignisarmen 0:0 aufgrund der „herausragenden Defensivleistung“ das Wasser im Munde zusammenlaufen soll. Ein „0:0 der besseren Sorte“, heißt es dann häufig. Ich bitte euch, alles Quatsch! Erst bei einem richtigen Schützenfest, bei dem den Keepern die Bälle um die Ohren fliegen wie beim Völkerball-Turnier, geht dem Zuschauer so wirklich das Fußballer-Herz auf. Wenn man als Zuschauer denkt, dass einem im Fernsehen das Eckballverhältnis anstatt des Spielstands angezeigt wird, ist die Stimmung auf dem Siedepunkt.

Solche Tor-Festivals sind bei den Profis selten. Im Amateurbereich kann man nur darüber lachen, dass das 8:4 als torreichstes Champions-League-Spiel ins Buch der Rekorde eingegangen ist. Von einem wahren Spektakel können die Zuschauer der C-Klasse Rhein-Pfalz Nord berichten, die am vergangenen Sonntag das Spiel des MTSV Beindersheim gegen die SG Leiningerland II gesehen haben. Schon zur Halbzeit (Stand: 9:2) waren die Teams kurz davor mit dem BVB-Kick gleichzuziehen. Nachdem es im zweiten Spielabschnitt dann mehr knallte als beim Jahreswechsel am Brandenburger Tor, pfiff der Schiri die Partie schließlich beim Stand von 24:3 ab. Meine Recherchen haben ergeben: Es war ein 24:3 „der besseren Sorte“, fiel in der Höhe aber vielleicht ein bis zwei Tore zu hoch für die Beindersheimer aus. Den Genickbruch stellte für die Gäste wahrscheinlich der frühe Rückstand dar, der nicht Mal 60 Sekunden nach Anpfiff auf sich warten ließ. In der Kreisklasse geht zwar sehr vieles schief, aber es bleibt im Anschluss immer Zeit für messerscharfe Analysen. Klassischer Kommentar des Unterlegenen: „Wenn wir das Gegentor nicht so früh bekommen, wird das ein ganz anderes Spiel!“ Oder auch gern mit Verweis auf die Schiedsrichterleistung: „Wenn wir in der 10. Minute nicht diesen zweifelhaften Einwurf gegen uns bekommen hätten, wäre das Spiel vielleicht andersrum verlaufen.“ Ja nee, is‘ klar. Das 3:24 lag in Beindersheim sicher auch in der Luft, aber es war halt so ein Tag, an dem alles gegen die Leiningerländer lief.

Man mag berechtigterweise einwenden, dass die Spannung bei solchen Ergebnissen doch eher auf der Strecke bleibt. Spätestens bei einem 10-Tore-Rückstand gestehen sich selbst die unverbesserlichsten Tipico-Suchtis ein, dass man vielleicht kein Geld mehr auf die zurückliegende Mannschaft setzen sollte. Es ist so, als würdest du gegen deinen acht Jahre jungen Neffen FIFA zocken: Am Anfang macht es noch Spaß, ihn schwindelig zu spielen und zu demütigen, aber nach dem dritten Eigentor des Gegners ist die Luft auch irgendwann raus. Ob der Treffer zum 24:3 in Beindersheim am Ende noch genauso bejubelt wurde wie das erste Tor, ist ebenfalls anzuzweifeln.

Hohe Ergebnisse hängen in der Kreisklasse aber nicht nur mit einem Klassenunterschied auf dem Platz zusammen. Im Gegenteil: Am Mittwoch vergangener Woche endete die Partie der TuS 1919 Platten II gegen die SG Altrich II mit 6:6. Der Ausgleich fiel natürlich in der letzten Minute. Die Taktik-Fanatiker, denen ein defensiv diszipliniertes 0:0 am liebsten ist, werden zu diesem Zeitpunkt sicher schon längst den Platz verlassen haben. Aber Tore sind wohl Geschmackssache.

JOEL GRANDKE LIEST

Joel Grandke liest an drei Terminen kostenlos auf Einladung von FuPa Lüneburg, der CN/NEZ und der Nordsee-Zeitung im Landkreis Cuxhaven und in der Stadt Bremerhaven aus seinem Buch "Nimm du ihn, ich hab ihn sicher".

Wir bitten darum, sich rechtzeitig um die Platzreservierung zu kümmern. Mehr Informationen in den jeweiligen Facebook-Veranstaltungshinweisen:

HEUTE, 19.30 Uhr in Cuxhaven (Vereinsheim Rot-Weiss Cuxhaven an der Kampfbahn)

https://www.facebook.com/events/695949613907051/

1. Dezember, 20 Uhr in Otterndorf ("Meerhus", Marktstraße 18)

https://www.facebook.com/events/202518753491310/

9. Dezember, 19.30 Uhr in Bremerhaven ("Losche", Wasserturm im Leher Stadtpark)

https://www.facebook.com/events/1749847202005786/

VERLOSUNG

Unter allen, die sich bis Sonntag, 4. Dezember, 23.59 Uhr, ein Ticket für die Lesung von Joel Grandke in der "Losche" im Wasserturm am Leher Stadtpark in Bremerhaven reserviert haben, verlosen wir fünf vom Autor signierte Bücher. Die Berkanntgabe der Gewinner und die Übergabe der Bücher erfolgt bei der Veranstaltung.

Karten zur Veranstaltung in der Losche am 9. Dezember um 19.30 Uhr können in den Geschäftsstellen der NORDSEE-ZEITUNG oder hier im Internet reserviert werden. Allen Teilnehmern viel Glück.

Mehr Informationen zu Joel Grandkes grandiosem Erstlingswerk über die Kreisklasse "Nimm du ihn, ich hab ihn sicher":

Artikel bie FuPa: Eine Reise in die Welt des Kreisklassenfußballs

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