2024-04-24T13:20:38.835Z

Ligabericht
Die Ansprüche von Trainer Franz Koller passten bei Landesliga-Aufsteiger Kareth nicht mit denen von Team und Verein zusammen.  Foto: Brüssel
Die Ansprüche von Trainer Franz Koller passten bei Landesliga-Aufsteiger Kareth nicht mit denen von Team und Verein zusammen. Foto: Brüssel

Koller und Kareth gehen getrennte Wege

Beim überraschenden Abgang klaffen der Anspruch des Trainers und die Wirklichkeit beim Landesliga-Aufsteiger auseinander

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Unverhofft kommt oft: Dass der TSV Kareth-Lappersdorf in der Fußball-Landesliga Mitte den Trainer nach neun Spielen wechseln würde, darauf deutete nichts hin. Elf Punkte, Platz zwölf - angesichts einer Verletztenflut war die erste Zwischenbilanz für den Aufsteiger höchst manierlich. Und doch: Schon am Montag erklärte Franz Koller im Training der Mannschaft seinen Rückzug zur Winterpause, am Donnerstagabend war mit sofortiger Wirkung Schluss (FuPa berichtete exklusiv). Abteilungsleiter Anton Brunnbauer muss sich auf die Suche nach einem neuen Coach begeben. Im Heimspiel (19 Uhr) am Freitag gegen den SV Mitterteich übernimmt Kapitän Michael Kirner, der auch die C-Junioren des Klubs coacht, interimsmäßig ,,für diese und maximal noch nächste Woche" (Brunnbauer) Kollers Aufgaben.

,,Was die Mannschaft und der Verein wollte, war nicht deckungsgleich mit dem, was ich wollte", erklärte Franz Koller den Grund seiner Unzufriedenheit, die am Ende in der Trennung mündete. Immer wieder hatte sich im Aufstiegsjahr (,,Ich habe gezögert: Wären wir nicht aufgestiegen, wäre schon da Schluss gewesen") Kritik an Urlaubsabwesenheiten von TSV-Spielern entzündet. ,,Ich bin immer da und ich erwarte das gleiche Engagement, das ich an den Tag lege", sagt Koller, der auch am DFB-Stützpunkt in Cham tätig ist und die C-Junioren des ASV Cham in der Bayernliga betreut. ,,Für mich gibt es keine 80, 90 oder 99 Prozent - nicht mal 100. Bei mir sind es eigentlich 1000 Prozent."

Urlaub als Kritikpunkt Nummer eins

Als sich das TSV-Team am Montag um zwei weitere Verletzte reduzierte und ein weiterer Spieler zehn Tage Urlaubsabwesenheit ankündigte, war das für Franz Koller ,,das i-Tüpfelchen. Ich will nicht, dass Spieler gehen und kommen, wann sie wollen". Für Anton Brunnbauer war dagegen ein Fortschritt sichtbar: ,,Heuer war es bei weitem nicht mehr so schlimm. Das war der zweite Fall, wo ein einsatzfähiger Spieler weggefahren ist. Alle anderen waren verletzt oder gesperrt."

Der 39-Jährige, der eine Innenausbau-Firma betreibt, hatte auch eine höherklassige Zukunft für den Verein im Visier. ,,Ich habe Kareth nach einem Totalzusammenbruch übernommen. Keiner hatte damit gerechnet, dass wir so schnell zurückkommen", sagt Koller und sah die Entwicklung längst nicht am Ende. ,,Ich will immer noch einen Schritt mehr. Ich wollte den Verein ganz an die Spitze bringen, eventuell sogar in die Bayernliga. Es gab aber Stimmen, das wäre nicht stemmbar. Jeder Verein ist so strukturiert, wie er sein will", sagt Franz Koller.

Kollers Glaube: ,,Halten Liga locker"

Dennoch geht Franz Koller ,,nicht im Groll": ,,Das Wichtigste ist, dass zum Schluss der Verein gut dasteht und keinen Schaden nimmt. Für mich ist viel zu wertvoll, was hier in etwas mehr als einem Jahr entstanden ist und ich glaube, dass in der Mannschaft so viel Qualität steckt, dass sie die Liga locker hält und zwischen Platz fünf un acht landen kann." Seine Ansprüche an das Team hält er für die sechste Liga nicht für überzogen: ,,Bei denen, die ganz vorne stehen, geht es auch. Aber ohne den finanziellen Spielraum fehlt eben auch ein Druckmittel."

Das weiß auch Anton Brunnbauer: ,,Wenn jemand wegen des Geldes Fußball spielt, ist er bei uns im falschen Verein. Wir sind keine Profitruppe. Bei uns spielen Leute, die aus Leidenschaft Fußball spielen." Der Trainer-Abgang könnte das Team noch einmal enger zusammenrücken lassen. Wobei die Saison auch aus Brunnbauers Sicht positiv lief: ,,Wir sind im Soll. Katastrophal war einzig das letzte Spiel beim 1:3 in Lam. Ansonsten waren wir jedesmal auf Augenhöhe - auch beim 1:4 gegen Ammerthal, wo wir nach der 1:0-Führung versäumt haben, das 2:0 zu schießen und nach dem 1:2 auch noch einmal den Ausgleich hätten erzielen können. Und danach hat Ammerthal sehr gut gespielt."

Für Anton Brunnbauer gilt es jetzt, eine Lösung zu finden - am besten für länger. ,,Aber während der Saison ist der Markt natürlich begrenzt", sagt der Abteilungsleiter, bei dem sich bereits ,,zwei Trainer von selbst meldeten. Und zwei Kandidaten habe ich im Kopf." Auch bei Franz Koller haben sofort zwei Klubs die Lage abgecheckt. ,,Aber ich mache garantiert keinen Schnellschuss. Außerdem sähe das ja am Ende so aus, als wäre der Abgang provoziert worden. Es müsste schon etwas ganz Wahnsinniges sein, zu dem man nicht nein sagen kann", sagt Koller über seine Zukunftspläne.

Aufrufe: 03.9.2015, 21:40 Uhr
Claus-Dieter WotrubaAutor