2024-04-24T13:20:38.835Z

Im Nachfassen
Nicht zu fassen: Holsteins Stürmer Manuel Schäffler nach der zweiten Pokal-Niederlage in Lübeck binnen vier Monaten.
Nicht zu fassen: Holsteins Stürmer Manuel Schäffler nach der zweiten Pokal-Niederlage in Lübeck binnen vier Monaten.

Kollektiver Ärger bei Holstein Kiel

,,Das Tor war symptomatisch für unser Spiel."

Die Spieler mussten sich schon am Zaun zum Gästeblock einiges anhören. ,,Derbyversager" war das Lieblingswort unter den Fans, in den Internetforen und sozialen Netzwerken. Zum zweiten mal in Folge hatten die Kieler mit 0:1 beim Erzrivalen Holstein Kiel verloren. Und im Gegensatz zum Juli war es diesmal auch mehr als ein Freundschaftsspiel mit Pokaltitel. ,,Das ist schon sehr enttäuschend", gestand Holsteins Geschäftsführer Wolfgang Schwenke. ,,Wir haben es nicht geschafft, Druck zu entwickeln." Präsident Roland Reime hatte ,,einen verdienten Sieg" der Lübecker gesehen. ,,Ich will nicht behaupten, dass unsere Spieler nicht gekämpft hätten. Aber die Lübecker wollten den Sieg einfach mehr", sagte der Vereinsboss. ,,Das ist sportlich ein Rückschlag und auch wirtschaftlich ein Problem", erklärte er in Anbetracht der nun fehlenden mindestens 150 000 Euro für das Erreichen der ersten Runde im DFB-Pokal.

Auch Trainer Karsten Neitzel gratulierte dem VfB zu einem verdienten Erfolg: ,,Die Lübecker waren in den Eins-gegen-eins-Situationen oft besser und auch bei ihren Kontern gefährlich." Dass die Rahmenbedingungen an der Lohmühle dem Kieler Kombinationsfußball nur wenig Möglichkeiten gaben, ließ der Trainer nicht als Entschuldigung und schon gar nicht als Vorwurf an die Gastgeber gelten. ,,Natürlich waren die Platzbedingungen schwierig. Aber das war angesichts des Wetters ja nicht überraschend. Schon in der letzten Woche gegen Meppen war der Rasen ja nicht viel besser."

,,Wir mussten unser Spiel umstellen und mehr lange Bälle spielen, haben dabei aber kaum Durchschlagskraft entwickelt", sagte Verteidiger Rafael Czichos. Das machte Neitzel auch an den Stürmern fest. ,,Als Schäffler mal den Ball festgemacht hat, wurde es vorne sofort gefährlich. Aber das war viel zu selten der Fall." Auch die Maßnahme, im zweiten Abschnitt einen zweiten Stoßstürmer als Anspielstation zu bringen, ging nicht auf. Zur Leistung von Joker Saliou Sane sagte Neitzel vorsichtshalber nichts.

,,Vielleicht sind wir das Spiel falsch angegangen, obwohl es am Anfang ja noch ganz vernünftig aussah", rätselte Flügelstürmer Steven Lewerenz. Verteidiger Patrick Herrmann befand: ,,Wir haben das Spiel angenommen. Aber wir haben es nicht geschafft, vorne torgefährlich zu werden."

Für kollektiven Ärger sorgte der Gegentreffer. ,,Ein dummer Standard. Das regt uns auf", sagte Lewerenz. ,,Wieder so ein Standardgegentor", ärgerte sich Czichos. ,,Das darf nicht sein." Und Herrmann, der letztlich angeschossen wurde, meinte: ,,Das Tor war symptomatisch für unser Spiel."

Neitzel ärgerte der Treffer. ,,Schon bei der Verlängerung von Richter sind wir nicht eng genug dran", schimpfte er mit dem zugeordneten Denis-Danso Weidlich. Im Zentrum waren die Lübecker dann sogar in Überzahl, weil sich niemand für Aleksandar Nogovic zuständig fühlte. Im Vorjahr war die Verteidigung gegnerischer Standards noch ein ganz großes Plus der Kieler - derzeit muss man bei jedem ruhenden Ball Sorge haben.

Nun geht es darum, dass der positive Ansatz des Großaspach-Spiels nicht schon in Lübeck völlig verloren ging. ,,Wir müssen das jetzt aufarbeiten und uns auf Stuttgart konzentrieren. Da müssen wir etwas mitnehmen", betonte Czichos. Gehen die Kieler beim VfB II am Freitag leer aus, wird es nämlich endgültig wieder ungemütlich an der Förde - dann auch wieder im Hinblick auf die Tabelle.
Aufrufe: 016.11.2015, 22:00 Uhr
SHZ / cjeAutor