2024-04-24T13:20:38.835Z

Spielbericht
F: Süßenguth
F: Süßenguth

Wüstheuterode vs. Preußen: Pokalfight mit allen Facetten

Preußen und die Spiele im Eichsfeld - da scheint nicht nur Dramatik und Spannung vorprogrammiert, nein, es geht derzeit in Richtung Herztropfennachbestellung.

Nachdem man in der Vorwoche bereits in Teistungen in letzter Sekunde einen Punkt rettete, war es auch diesmal eigentlich schon zu Ende mit der Pokalsaison. Denn erst Skibbes Ausgleich mit dem Schlusspfiff brachte überhaupt die Verlängerung. Dort auch zwei Treffer und in der Elferlotterie die besseren Nerven, einen starken Keeper und ein 8:5 auf der Anzeigetafel. Aber der Reihe nach.

Der idyllische Platz an der niedersächsisch-thüringischen Grenze war bislang kein gutes Pflaster für die Preußen. Letzte Saison die einzige Niederlage und ein Gegner, der immer mehr das Robuste als das Spielerische bevorzugt. Trainer Harnisch änderte zum Teil krankheitsbedingt seine Elf auf sieben Positionen, nur Gothe, Fischer, Fiß und John waren übrig geblieben vom Auftaktspieltag. Und es wurde gleich offensiv gespielt. Langer Ball auf S. Thüne in der ersten Minute, doch der kann allein vor Geißler den Ball nicht gut verarbeiten. Auf der Gegenseite setzt sich Degner stark auf Außen durch, seine Eingabe verwandelt Fischer leicht abgefälscht zum 0:1 (3.). Dann Engel auf Fiß, doch der kommt nicht an Bolle vorbei (7.). Dann bedient Fiß exzellent Fischer, der aber knapp vorbei legt (14.). Als Fischer seine Ecke den Kopf von Domeinski erreicht und der den Innenpfosten anvisiert und der Ball in den Armen von Bolle landet, waren 25 starke Auftaktminuten vorbei. Mit der Hereinnahme von Spielertrainer A. Thüne änderte sich jedoch das Bild auf dem Platz. Thüne selbst nahm gleich einen indirekten Freistoß im Strafraum nach vermeintlichem Rückpass auf Geißler, blieb aber in der Mauer hängen. Wiederum A. Thüne scheiterte frei vor Geißler (30.). Und die Gastgeber setzten jetzt gegen lethargische Preußen nach. Fromm umspielt gleich vier Mann, Pingel schließt den Pass aus 12 Metern ab zum Ausgleich (40.). 1:1 somit beim Wechsel.

Los ging es wieder mit einer starken Offensivaktion der Gäste. Zunächst scheiterte Engel am großartigen Bolle, den Nachschuss legte Fiß knapp daneben (49.). Kurz darauf Ecke von Fiß, diesmal passt es beim Kapitän, Domeinski nickt ein zum 1:2 (51.). In der Folge haben die Preußen das Spiel unter Kontrolle, ließen kaum offensive Aktionen und Chancen zu. Doch auch die von den Germanen gewollte Hektik nahm zu. Es wurde auf beiden Seiten meist an der Grenze gegrätscht und gebügelt, spielerisch sehr überschaubar. Müller wurde von Harnisch Platzverweisgefährdet gegen Walter ausgewechselt. Auf der Gegenseite stand Gastrock-Mey ebenso vor dem Ausstand. So wurden die Standards entscheidend. Wie schon im Frühjahr im Punktspiel setzte A. Thüne einen direkten Freistoß aus 18 Metern in die Maschen, Geißler hatte auf den Heber spekuliert, die Torwartecke war verwaist - 2:2 (79.). Engels Freistoß dagegen hielt Bolle stark (85.). Als dann Fromm in der 88. Minute per Kopf die Führung zum 3:2 erzielte war der Drops eigentlich gelutscht. Preußen war gefühlt raus - mal wieder, Wüstheuterode feierte schon das Weiterkommen. Harnisch wechselte kurz darauf Skibbe ein. Und der letzte Einwurf, eine verunglückte Flanke an allen vorbei und der alte Pokalfuchs Skibbe steht am langen Pfosten blank und drückt die Kugel ins Tor - 3:3 (90.+3). Neue Hoffnung auf eine weitere Pokalrunde.

Also Verlängerung. Und die erste dicke Chance für die Gastgeber. Wolff geht allein auf Geißler, der bleibt lange stehen und nimmt dem langen Schlacks den Ball vom Fuß (96.). Mit dem vierten Wechsel - Euchler für Gothe, wollte man noch mal anziehen. Und wieder war es ein Standard, der die dritte Führung brachte. Degners Freistoß aus 17 Metern wurde leicht abgefälscht und er trudelte in die Ecke - 3:4 (102.). Die Gastgeber wurden von A. Thüne angetrieben noch bissiger, Thunert rutschte quasi in alles rein, was sich bewegte, das rücksichtslose Foul an der Außenlinie an Schmidl hätte durchaus auch Rot sein können. Nach dem erneuten Wechsel machten es sich die Preußen wieder selbst schwer. Ein schlampiger Pass von Euchler wird zum Pressschlag mit A. Thüne, der geht steil und findet Wolff - erneuter Ausgleich zum 4:4 (110.). Es war nun nur noch Kampf und Gastrock-Mey übetrieb es. Er knallte in Geißler hinein und sah folgerichtig die Ampelkarte. Das der Stadionsprecher daraufhin die gesamten 109 Zuschauer mit den Worten "Schiedsrichter Du bist ein Witz" über das Stadionmikrofon informierte, ist sicher auch einmalig ulkig. So kam es zum Elfmeterschießen. Der Trainer hatte bereits beim Donnerstagtraining dafür trainieren lassen. Und alle Preußen waren vom Punkt sehr sicher. Degner 0:1, A. Herburg scheitert am großartig reagierenden Geißler, Engel sehr sicher zum 0:2, T. Herburg verwandelt zum 1:2, dann Kapitän Domeinski geschmacklos unter die Latte zum 1:3. Und wieder kaufte Geißler den Ball von Kapitän Thunert in großem Stil ab. Jetzt noch Fiß - unten links und das Weiterkommen war doch noch gepackt.

Ein aufregendes Spiel mit einem glücklichen Gewinner, der schon mit zwei blauen Augen in der 93. Minute draußen war. Spielerisch keine gute Leistung (oder geht das gegen solche robusten Mannschaften gar nicht), aber Moral völlig intakt, vier Tore gemacht und ein souveränes Elfmeterschießen hingelegt. Das ist Pokal - Hauptsache weiter!

Übrigens war es das erste Elfmeterschießen überhaupt im Landespokal. Das letzte Wettschießen der Preußen gab es 2008 im Halbfinale des Bezirkspokals in Walschleben. Da scheiterte übrigens Domeinski - trotzdem gewann man auch damals. Mund abputzen, am Freitag ist der Nachbar vom FC An der Fahner Höhe zu Gast, deren Trainer Busse und Heim heute aufgrund ihres Spielausfalls in Siebleben vor Ort waren. Auch das wird ein Saisonhighlight.

Germania Wüstheuterode - Preußen Bad Langensalza 5:8 n.E. (4:4, 3:3, 1:1)

Tore: 0:1 Fischer (3.), 1:1 Pingel (40.), 1:2 Domeinski (51.), 1:1 A. Thüne (79.), 3:2 Fromm (88.), 3:3 Skibbe (90.+3), 3:4 Degner (102.), 4:4 Wolff (110.)

Elfmeterschießen: 4:5 Degner, A. Herburg gehalten, 4:6 Engel, 5:6 T. Herburg, 5:7 Domeinski, Thunert gehalten, 5:8 Fiß

Zuschauer: 109

Aufrufe: 014.8.2017, 08:50 Uhr
Benno HarbauerAutor