2024-04-24T13:20:38.835Z

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Wollen in die West-Steffel: SV Glienicke II (hier in Weiß im Spiel gegen Birkenwerder II)  © MOZ/Stephanie Fedders
Wollen in die West-Steffel: SV Glienicke II (hier in Weiß im Spiel gegen Birkenwerder II) © MOZ/Stephanie Fedders

Knapp 60 Verhandlungen vor dem Sportgericht

Im Fußballkreis Oberhavel/Barnim gibt es reichlich Handlungsbedarf, vor allem in der 1.Kreisklasse Ost. Schlägereien und Beleidigungen gegen Schiedsrichter und Zuschauer nahmen vergangene Saison überhand.

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Um den Anstieg an Beleidigungen und Gewalt auf dem Fußballplatz ging es bei der Staffeltagung der 1. Kreisklasse Ost in Eberswalde. Besonders im Fokus: der FSV Groß Schönebeck.

"59 Verhandlungen vor dem Sportgericht im Fußballkreis Oberhavel/Barnim gab es in der vergangenen Saison. Allein 14 davon in der 1. Kreisklasse Ost", zählt Staffelleiter Bernd Jünemann auf. "Das ist eine sehr deutliche Steigerung. In den Jahren davor waren es immer sechs oder sieben Verhandlungen."

Über die Ursachen kann Jünemann nur spekulieren. "Das ist die Gesellschaft. Die Gewalt nimmt immer mehr zu, die gegenseitige Achtung fehlt. Ich habe auch das Gefühl, dass viele auf dem Fußballplatz rauslassen, was sie sich sonst im Alltag nicht trauen."

In den Verhandlungen vor dem Sportgericht ging es um Schlägereien, Beleidigungen gegen Schiedsrichter und Zuschauer. Besonders aufgefallen sei in der vergangenen Saison der FSV Groß Schönebeck, sagt Bernd Jünemann. "Der Verein hat insgesamt 1400 Euro Strafe zahlen müssen", rechnet der Staffelleiter vor. "Für einen Dorfverein ist das unvorstellbar." Trauriger Höhepunkt war das Spiel gegen den FSV Lok Eberswalde. Dort wurden dunkelhäutige Spieler von Groß Schönebecker Zuschauern mit Affenlauten verhöhnt.

Der rassistische Vorfall kam zur Verhandlung vor das Sportgericht. Dort erschien kein Vertreter des Vereins. So mussten die Schorfheider nicht nur 650 Euro Strafe zahlen, sondern noch 100 Euro extra für das Nichterscheinen des Vereinsvertreters vor dem Sportgericht. "Deshalb haben wir nach der Sitzung noch mit den Groß Schönebeckern gesprochen und ihnen unsere Hilfe angeboten. Wir sind ja nicht nur dazu da, die Vereine zu bestrafen, sondern sehen uns als Dienstleister." Doch was hätten die Groß Schönebecker anders machen können? "Sie hätten schon viel früher während des Spiels eingreifen müssen, haben das aber erstmal laufen lassen und dann ist die Situation eskaliert."

Beim FSV Groß Schönebeck möchte man ganz schnell einen Schlussstrich unter die verkorkste Saison ziehen. "Wir sind da in einen Strudel der Negativität geraten, sagt Trainer Matthias Pelzer. "Das soll uns nicht noch einmal passieren." Er nimmt seine Mannschaft in Schutz. "Wir sind ja nicht unfair, das bestätigen uns auch immer alle, aber wir müssen das Gemecker auf dem Platz in den Griff kriegen." Und man hat vorgesorgt. "Wir haben Gespräche mit den Sicherheitsbeauftragten und der Polizei geführt und unsere Ordner gebrieft, damit so etwas nicht wieder vorkommt."

Zweiter wichtiger Punkt der Staffeltagung war der Wunsch des SV Glienicke II, der in die West-Staffel möchte. "Da Sachsenhausen III zurückgezogen hat, ist da ein Platz frei geworden", erklärt Bernd Jünemann. Auf der Staffeltagung durften die anderen Vereine abstimmen und stimmten einem Wechsel zu. Gestern Abend tagte die Staffel West. Wenn auch dort alle Vereine zustimmen, ist der Weg für den SV Glienicke II in die Staffel West frei. "Dann spielen wir in der Ost-Staffel nur mit 15 Mannschaften. Wenn kein Team aus der Landesklasse absteigt, wird es dann keinen Absteiger geben in der kommenden Saison", erklärt Jünemann.

Aufrufe: 05.8.2016, 09:23 Uhr
MOZ.de / Britta GallreinAutor