2024-04-30T13:48:59.170Z

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Ungewöhnliches Ambiente: „Kleiner Kreisfußballtag“ auf der Waldstadiontribüne.	Fotos (3): Bär
Ungewöhnliches Ambiente: „Kleiner Kreisfußballtag“ auf der Waldstadiontribüne. Fotos (3): Bär

Kleiner Fußballtag auf großer Bühne

KREIS GIESSEN: +++ Traditionelle Veranstaltung diesmal im Waldstadion / „Wissen nicht, ob Saison so durchzuführen ist“ / Finanzielle Unterstützung möglich +++

Giessen. „Bleiben Sie stark, bleiben Sie verantwortungsbewusst, bleiben Sie dran, wir müssen nun mal da durch.“ Wer in ein paar Jahren auf die Idee kommt, Grußworte des „Kleinen Kreisfußballtages“ der letzten Dekade zu vergleichen, der wird sofort wissen, welchem Jahr diese Zeilen von Landrätin Anita Schneider zuzuordnen sind.

2020 – Pandemie, Corona, das Jahr, wie Kreisfußballwart Henry Mohr sagte, das „auch den Fußball in seinen Grundfesten getroffen hat.“

Der „Kleine Kreisfußballtag“ ist in der Ägide des seit 20 Jahren die Geschicke leitenden Mohr traditionell die Veranstaltung, die als Startschuss für die Saison dient. Dass auch dieses Treffen der Vereinsvertreter und Offiziellen diesmal unter dem Corona-Stern stand, bedarf keiner weiteren Erklärung – und auch die Fotos sprechen für sich. Auf Abstand auf der Tribüne im Waldstadion, mit Ehrungsbildern, die Dokumente der Zeitgeschichte sind: Mund-Nasenschutz tragende Vereinsverantwortliche, die am Eingang des Waldstadions ihre Hände zu desinfiziert hatten und an einem Flatterband entlang zu ihren Plätzen gingen.

Alles anders – aber ein Stück weit auch vieles wie immer. Man kennt sich, man redet miteinander, man schwätzt über Bayern München und die Champions League oder, dass „wir echt ne gute Truppe haben“, wenn‘s um den eigenen Verein geht. Zum Glück gibt‘s den Fußball, könnte man sagen.

Henry Mohr erläuterte vor versammelter Mannschaft dann auch ausführlich noch einmal die Vorgaben, die in der bevorstehenden außergewöhnlichen Runde zu bewältigen sein werden. Wochenspieltage mit wenig bis keinem Spielraum, wenn es um Verlegungen geht. Sein Plädoyer dafür – wie auch das seines Stellvertreters Hans-Peter Wingefeld – ist eindeutig: „Ihr müsst vorzeitig klären, auf welchem Platz ihr spielt. Wenn auf einem Gelände für den Wochenspieltag Flutlicht ist, dann ist es egal, ob der euch normalerweise zu holprig wäre.“ Die Termindichte lässt keine Wahl. Auch Mohr, ein eher daueroptimistischer Zeitgenosse, gibt zu, dass „wir nicht wissen, wie und ob wir die Runde zu Ende spielen können“, aber, „wenn wir jetzt starten, müssen wir das so tun, als würden wir davon ausgehen.“

Davon auszugehen war auch, dass die Meister und fairsten Teams der Abbruchsaison mit Ball und Urkunden bzw. einem ansehnlichen Set des Fairplay-Partners „Licher Brauerei“ („dort abzuholen“) angemessen geehrt werden würden. Was auch geschah, mit Maske und blitzschnell fürs Foto aufgestellt.

Knapp eineinhalb Stunden brauchte der Kreisfußballwart – nebst der Begrüßung durch die Landrätin, einem Statement von Kai Momberger (Licher) sowie Andreas Reuter für die Schiedsrichter („Wir werden uns auf das Spiel konzentrieren und nicht als Corona-Polizei auftreten“) –, um den kleinen Fußballtag über die große Bühne zu bringen.

Und zum Schluss gab es noch drei gute Nachrichten bzw. Geschenke. Harry Pfeiffer (frisch gebacken 60 Jahre jung) erhielt als Gastgeber für den FC Gießen zwei Taschen mit „Hygienemitteln“. Letztes Jahr wären es vermutlich Getränke gewesen. Die Vereinsvertreter durften außer den „Fußball aktuell“-Heften und Betreuerausweisen auch noch jeder das 280-Seiten-Buch „75 Jahre Fußball im Kreis Gießen“ mitnehmen, das Mohr gemeinsam mit Christian von Berg erstellt hat (wir berichteten). Und Anita Schneider hatte auch noch eine frohe Botschaft parat: Gemeinsam haben Sport- und Landkreis einen „Sportförderpreis ausgerufen“, immerhin mit 10 000 Euro dotiert. Aufgrund der aktuellen Situation wird das Geld „unbürokratisch“ umgewidmet, um damit Vereine für ihre besonderen Aufwendungen für Hygienekonzepte und diesbezügliche Anschaffungen zu unterstützen. „Es genügt, wenn ihr eure Maßnahmen und Unkosten und ein paar Zeilen dazu einreicht“, sagte Henry Mohr, verabschiedete sich und wies auf den Großen Fußballtag hin – der ist in 14 Tagen in Londorf. Dann aber nicht im Freien.

Aufrufe: 031.8.2020, 08:00 Uhr
Rüdiger Dittrich (Gießener Anzeiger)Autor