2024-05-08T14:46:11.570Z

Allgemeines
F: Rinke
F: Rinke

Kicken statt konkurrieren

Kreisjugendausschuss will Wettbewerbscharakter im Nachwuchsfußball mindern

Es ist ein Weg, der unumkehrbar ist. Und der Kreisjugendausschuss (KJA) des Fußballkreises Siegen-Wittgenstein will ohnehin nicht von dem eingeschlagenen Pfad abkommen.

„Wir müssen den Druck von den Kindern nehmen. Die Kinder sollen Spaß am Fußball haben, sollen sich auf dem Platz entfalten können“, konstatierte Jürgen Lück. Der stellvertretende KJA-Vorsitzende verteidigte damit die Ausweitung der Prinzipien der Fairplay-Liga auf den E-Junioren-Bereich.

Zunächst optional, aber mit einer klaren Empfehlung der Verantwortlichen gelten die Regeln in dieser Altersklasse – mittelfristig sollen die Prinzipien verbindlich sein. Im Kern bedeutet dies, dass in den einzelnen Ligen, aber auch beim Spielbetrieb in der Halle sowie bei Vereinsturnieren keine Wertung erfolgt. Dies ist bereits bei den G- und F-Junioren gängige und etablierte Praxis. Konkrete Ergebnisse sollen damit künftig nicht mehr einsehbar sein – dafür will auch der KJA selbst Sorge tragen. „Wir wollen weder Ergebnisse, noch Torschützen lesen. Es sollen schlichtweg keine Tabellen mehr erscheinen, stattdessen sollen die Fairplay-Liga-Regeln gelten“, erklärte Heinz-Uwe Ziegler im Rahmen des Juniorenstaffeltags im Vereinsheim des TSV Aue-Wingeshausen in Wingeshausen. Künftig, führte der KJA-Vorsitzende aus, soll es zudem auch bei den E-Junioren möglich sein, mit sieben Spielern und sieben Ersatzkräften aufzulaufen, die allesamt spielen können.

Es ist eine Marschroute, die im Fußballkreis große Rückendeckung genießt, wenngleich einige Vereine durchaus Widerstand leisten. Allerdings reagieren die Verantwortlichen damit auf zwei Parallelentwicklungen: Einerseits den Spielermangel in den ältesten Nachwuchsjahrgängen sowie zugleich auf die Entwicklungen in den jüngsten Jahrgängen am Seitenrand. „Was auf einigen Plätzen passiert, ist teilweise unmenschlich. Ich würde meine Kind nicht auf den Fußballplatz schicken, nur damit es sich dann von Trainern beschimpfen lassen muss. Das ist nicht die Bundesliga, einige Trainer müssen lernen, mit den Kindern vernünftig umzugehen“, forderte Ziegler.

Ohnehin haben die Vereine mit dem demographischen Wandel zu kämpfen, die zunehmende verbale Schärfe im Nachwuchsbereich ist da nicht zuträglich. „Wir brauchen die Kinder irgendwann in der A-Jugend, damit wir sie in den Seniorenbereich überführen können. Das wird aber zunehmend schwieriger“, wusste Lück. Während die Quantität im G-, F- und E-Juniorenbereich noch gegeben ist, gestaltet sich die Situation bei den A-Junioren problematisch. In der Vorsaison zählte Lück frappierend viele Teams mit dünner Kaderdecke. Auch in der kommenden Saison sind zehn Mannschaften mit zwölf oder 13 Spielern in den Kreisligen am Start.

„Ich bin mir sicher, dass nicht alle A-Junioren-Teams die Saison bis zum Ende spielen“, erklärte der stellvertretende KJA-Vorsitzende vielsagend. Und ging noch einen Schritt weiter: „Wenn sich Mannschaften im D-Junioren-Bereich auf die Fairplay-Liga-Prinzipien einigen würden, würden wir dieser Sache sicher keinen Riegel vorschieben.“ Es ist ein Weg der unumkehrbar und offenbar längst nicht beendet ist.

Aufrufe: 017.8.2017, 09:00 Uhr
Timo KarlAutor