2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
– Foto: Volkhard Patten

Polizei wird auf den Sportplatz gerufen

Kicker und Zuschauer von Isa Boletini Sindelfingen veranstalten nach dem Abpfiff Hetzjagd auf den Schiedsrichter

Der Stürmer des KFIB Sindelfingen hatte es eine Viertelstunde vor Abpfiff bereits angekündigt. „Warte, bis das Spiel vorbei ist“, sagte er auf Albanisch. Dann, als Schiedsrichter Darko Milakovic nach 90 Minuten abpfiff, geriet der 4:2-Sieg des FSV Deufringen gegen die Sindelfinger schnell zur Nebensache.

Hetzjagd überschattet Kreisligaspiel

Mit nacktem Oberkörper baute sich Mergim Dobruna vor dem Unparteiischen auf. Seinen Mitspielern fiel es schwer, ihn zu beruhigen. Doch es war nicht nur der Stürmer, der dem Schiri an den Kragen wollte. Innerhalb von Sekunden entstand eine Hetzjagd, bei der auch die mitgereisten albanischen Zuschauer plötzlich auf das Spielfeld stürmten. Milakovic bekam zwei Tritte ab, rannte über den ganzen Platz und wurde schließlich von den Deufringer Ordnern sicher hintern den Zaun geführt, wo die Verantwortlichen vor der Metalltür patrouillierten. Der Deufringer Abteilungsleiter Harald Gammerdinger musste fassungslos die Polizei verständigen.

"So etwas habe ich noch nie erlebt"

Was war geschehen? Nach Ansicht von Albert Marki, dem Vorstandsvorsitzenden von KFIB Sindelfingen, fühlte sich die Mannschaft von Trainer Bashkim Maliqi von der ersten Minute an vom Schiedsrichter benachteiligt. „So etwas habe ich noch nie erlebt. Wir haben uns in manchen Szenen beschwert, aber das war nie beleidigend. Trotzdem hat er uns ständig ermahnt“, sagte Marki, der sich etwas mehr Fingerspitzengefühl vom Schiedsrichter gewünscht hätte. Kurz nach dem 1:0 für die Deufringer durch Kevin Austin, wurden dann erst zwei Zuschauer und dann auch Baskim Maliqi des Platzes verwiesen. Die Sindelfinger drehten in der Folge das Spiel, gaben die Führung dann aber wieder her, nachdem Giuseppe Romano und Björn Roth für den Gastgeber getroffen hatten. Anschließend zückte der Unparteiische zwei Mal die gelbrote Karte für die Gäste: Erst musste Endrit Qerimi, anschließend Torhüter Elbhasan Krasniqi vom Feld runter – beide wegen Meckerns. Kurz darauf stellte Robin Stürner dann den 4:2-Endstand her.

Geht es nach Marki hätte es wenige Minuten zuvor aber einen Elfmeter für die Gäste geben müssen. „Unser Spieler wird klar im Sechzehner umgehauen. Ich weiß gar nicht, wie man das nicht pfeifen kann“, so der Vorsitzende, der dem Schiedsrichter gar politische Motivation unterstellt. „Entweder war er Serbe oder Kroate. Er hatte ein Problem mit Albanern, anders kann ich mir das nicht erklären“, so Marki.

"Es war alles sehr unübersichtlich"

Dass das aber mitnichten ein Grund dafür ist, dem Schiedsrichter hinter her zu rennen und ihm Gewalt anzudrohen, weiß auch Marki. Das sei seiner Meinung nach auch nicht vorgefallen. „Da waren auch Deufringer Spieler auf dem Feld, es war alles sehr unübersichtlich.“ Die Frage, ob zu diesem Durcheinander nicht die über ein Dutzend Sindelfinger Zuschauer beitrugen, die auf den Rasen rannten, kommentierte Marki nicht.

KFIB ist nicht das erste Mal auffällig

Es ist nicht das erste Mal in dieser Saison, dass seine Mannschaft negativ auffällt. Auch im Spiel gegen den SV Bondorf hatten Sindelfinger Zuschauer den Schiedsrichter bedroht, gegen SV Mötzingen gab es drei rote Karten. „Das war nicht richtig und die roten Karten waren berechtigt“, sagte Marki, der in dem Vorfall im Spiel gegen Deufringen eine Ausnahme sehen will und die Schuld von sich weist.

Laut Nico Bühler, dem Spielleiter des FSV Deufringen, hatte sich die Situation beim Eintreffen der acht Polizisten bereits einigermaßen beruhigt. „Die Beamten haben den Schiedsrichter dann am Zaun abgeholt und ihn in die Kabine gebracht“, so Bühler. Von einigen Sindelfinger Spielern wurden zudem die Personalien aufgenommen.

Polizei sucht Augenzeugen

Am Montag gab das Polizeirevier Sindelfingen in einer Pressemitteilung bekannt, dass zu dem Vorfall auf dem Deufringer Sportplatz Augenzeugen gesucht werden. Das Polizeirevier bittet Zeugen, die zur Identifizierung der Angreifer aus den Zuschauerreihen beitragen können, sich unter Telefon (0 70 31) - 69 7-0 zu melden.

Aufrufe: 021.10.2019, 15:50 Uhr
Berkan Cakir, GäuboteAutor