2024-04-24T07:17:49.752Z

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F: Hendrik Deckers
F: Hendrik Deckers

KFC Uerdingen: Wer nicht mitzieht, muss gehen

Der KFC Uerdingen will sich nicht zu den Entlassungen von Trainer Krämer sowie der Spieler Schorch und Öztürk äußern. Die RP beantwortet drängende Fragen über die wahren Gründe und die Folgen.

Trainer Stefan Krämer musste nach zwei Niederlagen gehen, obwohl der Drittliga-Aufsteiger KFC Uerdingen auf Platz vier stand. Zur Entlassung von Krämer sagte Präsident Mikhail Ponomarev: „Wir hatten zuletzt leider zu oft unterschiedliche Vorstellungen und Sichtweisen.“

Die Spieler Christopher Schorch und Tanju Öztürk wurden rausgeworfen. Aus „disziplinarischen Gründen“, so der Verein. All das wirft Fragen auf, die die Fans beantwortet haben wollen. Doch diese Fragen will der KFC „nicht zulassen beziehungsweise nicht beantworten“. Die RP stellt sie trotzdem und versucht sie zu beantworten.

Was waren das für unterschiedliche Vorstellungen? Sie waren grundsätzlicher Art und deshalb schwerwiegend. Dabei ging es um die Vereinsführung und Kaderzusammenstellung. KFC-Präsident Ponomarev führt den Verein wie ein Unternehmen, was national und international inzwischen üblich ist. Die Vereinsführung entscheidet Personalfragen, weil der Trainer austauschbar ist und Wechsel zum Tagesgeschäft gehören. Bei der personellen Ausrichtung setzt Ponomarev auf Spieler, die bewiesen haben, das sie es können, aber derzeit nicht auf höchstem Level spielen. Eine Aufgabe des Trainers ist es, sie wieder an ihr Leistungsoptimum heranzuführen. Davon sind Kevin Großkreutz, Dominic Maroh, Stefan Aigner und Maximilian Beister jedoch noch ein gutes Stück entfernt. Zudem wollte Krämer jüngere Spieler mit mehr Tempo. Hinzu kam, dass es sportlich ruckelte: Platz vier ist akzeptabel, doch acht Niederlagen in 21 Spielen, ein ausgeglichenes Torverhältnis, mäßige spielerische Leistungen und manch glücklicher Sieg stärkten nicht gerade die Position des Trainers.

Warum hat der Verein nicht schon in der Winterpause reagiert? Krämers Verdienste sind unstrittig. Er hat quasi Heldenstatus erlangt, indem er vor einem Jahr ein wahres Kunststück vollbrachte, als er die Mannschaft zu zwölf Siegen in Folge und in die Dritte Liga führte. Deshalb hatte er auch viel Kredit. Der war allerdings nach zwei blutleeren Vorstellungen in Folge in Unterhaching (0:4) und gegen Würzburg (0:3) aufgebraucht. Als dann in den Stunden des Misserfolgs die Meinungen lautstark ausgetauscht wurden, war das Tischtuch zerschnitten.

Wer kommt als Krämers Nachfolger in Frage? Nur ein Trainer, der bereit ist, Teil des das Projekts KFC Uerdingen zu sein. Einer, der bereit ist, die Rahmenbedingungen zu akzeptieren und die Vorgaben des Klubs umzusetzen. Einer, der dialog- und kompromissbereit ist, der den Erfolg will und am Aufstieg partizipieren möchte. Demnach dürften die gehandelten Stefan Effenberg oder Felix Magath nicht erste Wahl sein – wohlgemerkt, nicht aus finanziellen, sondern aus persönlichen Gründen.

Was haben sich die Spieler zuschulden kommen lassen? Die Trennung von Schorch und Öztürk erfolgte sicherlich nicht, weil sie im Trainingslager über die Stränge geschlagen haben. Alle Spieler standen morgens in der Türkei auf dem Platz, keiner war angetrunken. Außerdem hätte der Verein dann sofort reagiert und nicht nach der Pleite gegen Würzburg. Dass der stellvertretende Kapitän Schorch und der dem Mannschaftsrat angehörende Öztürk ein gutes Verhältnis zu Krämer hatten und ihr Missfallen über die Entscheidung laut kund getan haben, scheint weitaus relevanter.

Sind Schorch und Öztürk sportlich zu ersetzen? Ja, dass Schorch gegen Würzburg den Vorzug gegenüber dem genesenen Kapitän Mario Erb erhielt, war eine Überraschung. Schorchs Leistung ebenso schwach wie die von Öztürk (und den anderen). In der Innenverteidigung sind Maroh und Erb gesetzt, sollte sich einer verletzen, kann Manuel Konrad zurück gezogen werden. Im Mittelfeld, wo Öztürk spielte, herrscht sowieso ein Überangebot: Konrad, Krempicki, Daube, Litka, Rodriguez, Beister, Kefkir, Dörfler tummeln sich um die wenigen Plätze.

Fehlen sie in der Mannschaft? Ja, Schorch sicherlich noch mehr als Öztürk, der ein eher ruhiger Typ ist. Schorch ist ein echter Kerl. Seine Einstellung war immer vorbildlich, er hat stets alles gegeben. Und er hat sich mit dem Verein identifiziert. Unvergessen sind die Bilder, wie er in Mannheim die KFC-Fahne schwingt und begeistert den Aufstieg feiert.

Aufrufe: 031.1.2019, 14:20 Uhr
RP / Thomas SchulzeAutor