2024-04-24T13:20:38.835Z

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– Foto: Heiko van der Velden

FCN? N für Noah oder Niederrhein

Analyse: Roman Gevorkyan hat die Anteile des KFC Uerdingen übernommen. Wer ist das? Welche Ziele verfolgt der Investor aus Armenien? Warum fließt immer noch kein Geld? Sind die Sorgen der Fans berechtigt? Wir geben einige Antworten.

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Der KFC Uerdingen steckt in einer seiner schlimmsten Krisen der Vereinsgeschichte. Nachdem Mikhail Ponomarev als Präsident des Vereins zurückgetreten ist und seine Anteile an der Fußball-GmbH abgegeben hat, stehen zwei andere Männer an der Spitze: Andreas Galland als Vorsitzender des Verwaltungsrates des Vereins und Roman Gevorkyan als Chef der Noah Company mit Sitz in Armenien bei der KFC Uerdingen 05 Fußball GmbH.
Doch weder Galland noch Gevorkyan stellen sich den Fragen der Fans. Die sind ziemlich sauer und fragen sich: Wer ist eigentlich dieser Gevorkyan? Und was hat er vor? Spurensuche.

Der KFC ist jetzt Teil eines Quartetts. Roman Gevorkyan ist ein armenischer Investor, der sich zuvor schon bei drei anderen Vereinen engagiert hat. Der KFC Uerdingen ist nach dem FC Noah Jerevan (Armenien), Noah Jurmela (Lettland) und ACN Siena (Italien) der vierte Klub in seinem Fußball-Imperium. Ein solcher Trend ist in ganz Europa auszumachen.

So ging Gevorkyan in Italien vor. Der AC Siena wurde 1904 gegründet. Wegen finanzieller Schwierigkeiten gab es 2014 eine Neugründung unter dem Namen Robur Siena. Die Saison 2019/20 beendete der Verein auf dem fünften Platz der 3. Liga, Gruppe A, war aber erneut wirtschaftlich am Ende. Roman Gevorkyan übernahm die Neugründung des Vereins, der nun Associazione Calcio Noah (ACN) Siena 1904 heißt und nach dem Zwangsabstieg künftig in der 4. Liga spielt.

Die Sorgen der Uerdinger Fans. Bei allen drei Vereinen, bei denen Gevorkyan zuvor als Eigner fungiert, wurde der Name seiner Gesellschaft Noah auch in den Vereinsnamen integriert. Mit diesem Ansinnen bildet die Noah Company keine Ausnahme. Nun befürchten die Anhänger der Blau-Roten, dass dies auch hier der Fall sein könnte und aus dem KFC Uerdingen möglicherweise ein FC Noah Uerdingen werden könnte.

Im deutschen Fußball sind Firmen im Vereinsnamen untersagt. Das hält Konzerne jedoch nicht davon ab, kreativ tätig zu werden und entsprechende Brücken zu bauen. Prominentestes Beispiel ist Red Bull, das sich bei Rasenballsport Leipzig engagierte; inzwischen ist fast ausschließlich von RB Leipzig die Rede. Zumindest erscheint es theoretisch denkbar, dass die Noah Company ähnliches vor hat. So könnte aus dem Krefelder Fußball Club (KFC) Uerdingen der Fußball Club Niederrhein (FCN) Uerdingen werden.

Die Diskussion um den Namen hat eine Geschichte. Es soll sogar einige Uerdinger Fans geben, die froh wären, wenn Krefeld wieder aus dem Namen verschwinden würde, zumal der Verein bis 1995 FC Bayer 05 Uerdingen hieß. Damals war lange um den neuen Namen gerungen worden, insbesondere um die Frage, ob der Name Krefeld darin überhaupt vorkommen solle oder dürfe, und falls ja, wie dominant. Die aktuelle Begründung für einen FCN Uerdingen läge sogar quasi auf der Hand: Der Niederrhein wäre das größere Einzugsgebiet. Erst kürzlich hatte der Handball-Drittligist HSG Krefeld (den) Niederrhein hinzu gefügt.

Das Ziel von Gevorkyan ist ein internationales Klubgeflecht. Wie internationale Konzerne einen Hauptsitz und mehrere Dependancen haben, so streben das inzwischen auch einige Fußball-Konzerne an. Das erleichtert zum Beispiel die Transfers von Spielern. Auf niedrigem Niveau ist das jedoch nur mäßig sinnvoll.

Der Abstieg wäre ein herber Rückschlag. Anders als in Italien muss Gevorkyan alles tun, um den Klassenerhalt mit dem KFC Uerdingen zu erreichen. Ein Abstieg aufgrund einer Insolvenz aus wirtschaftlichen oder aber auch aus sportlichen Gründen würde die Planungen geradezu konterkarieren, denn ein Wiederaufstieg aus der Regionalliga in die 3. Liga wäre eine Herkulesaufgabe für die Traditionsvereine wie Rot-Weiss Essen, Wuppertaler SV, Alemannia Aachen und viele Jahre und Jahrzehnte benötigen. So verwundert es nicht, dass Noah-Company-Chef Roman Gevorkyan sagt: „Wir werden alles versuchen, um die Dritte Liga zu halten und die Zukunft des KFC Uerdingen zu sichern. Wenn das gelungen ist, können wir über konkrete Ziele sprechen.“

Warum taucht Gevorkyan ab? Um ihn ranken sich viele Gerüchte. Eines lautete: Er werde sich in dieser Woche in Krefeld vorstellen. Es erwies sich als reine Spekulation und falsch. Dafür, dass er bislang auf einen offiziellen Besuch verzichtet hat, gibt es sicherlich verschiedene Gründe. Zum einen drängen Eigner nur selten in die Öffentlichkeit. Das ist bei Dietrich Mateschitz von Red Bull so und war bei Mikhail Ponomarev nicht anders. Zum anderen ist es gut möglich, dass Gevorkyan warten will, bis die wirtschaftlichen Fragen und Probleme beim KFC gelöst sind.

Wieso gibt es überhaupt noch finanzielle Probleme? Gevorkyan wusste um die wirtschaftlichen Probleme des Vereins, als er die Anteile übernommen hat. Dass es jetzt dennoch nicht glatt läuft, kann nicht ernsthaft überraschen. Über die konkreten Gründe kann allerdings nur spekuliert werden. Aber auch zwischen Ponomarev und seinem Vorgänger Lakis gab es nach der Übergabe noch unterschiedliche Auffassungen darüber, wer noch was zu zahlen hat.

Aufrufe: 019.2.2021, 21:00 Uhr
RP / Thomas SchulzeAutor