• Der TSV 1860 München erkämpft sich gegen den KFC Uerdingen glückliches Remis.
• Auffällig bei den Löwen war, wie zuletzt häufiger, die fehlenden Kreativität im Angriffsspiel.
• Nach Gelb-Roter Karte: Erik Tallig ist für die Englische Woche raus - Marius Willsch dafür wieder voll einsatzfähig.
München – 0:1, 0:1, 0:0 – sarkastische Zeitgenossen würden angesichts der Drittliga-Heimbilanz der Sechziger gegen den KFC Uerdingen von einem klaren Aufwärtstrend sprechen. Auch Michael Köllner flüchtete sich nach dem unerquicklichen Samstagserlebnis zumindest in Selbstironie. „Schwierig, schwierig, schwierig“, sei dieses Spiel in aller Kürze zu analysieren, sagte der Trainer. „Am Ende muss man froh sein, dass es für uns 0:0 ausgegangen ist, weil Uerdingen hinten raus alles richtig gemacht hat. Die letzten Jahre gingen die Spiele immer 0:1 aus. Von daher sind wir froh, dass es heute zu einem 0:0 gereicht hat.“
Zu verdanken hatten die Löwen den Punkt einmal mehr ihrem Schlussmann. Wie sich Marco Hiller nach katastrophalem Stockfehler von Quirin Moll dem durchgebrochenen Muhammed Kiprit entgegenwarf (60.) – das hatte Klasse. Auch nach der Gelb-Roten Karte für den indisponierten Erik Tallig (69.) (Köllner: „Eigentlich wollte ich ihn gerade auswechseln. Johann Djayo war schon auf dem Weg zur Bank“) war es erneut Hiller, der für das zweite Highlight des Nachmittags sorgte. Mit einem Reflex entschärfte er Mörschels Drehschuss aus kurzer Distanz (80.).
Am Ende durften sich die Uerdinger über zwei liegengelassene Punkte ärgern. „Wenn wir hier in Führung gehen, hätten wir eine gute Chance gehabt, das Spiel zu gewinnen“, sagte Trainer Stefan Krämer. Für ernsthaften Widerspruch bestand kein Anlass.
Gut verteidigt ist halb gewonnen – die Devise für Gastspiele auf Giesings Höhen hat sich herumgesprochen in der Liga. „Es waren schon viele Mannschaften hier, die uns den Ball überlassen haben“, sagte Dennis Dressel. „Da müssen wir uns die Chancen erarbeiten und Tore machen.“ Bleibt die Frage, wie das beim „TSV harmlos“ ohne Tempowechsel, Präzision und brauchbare Ideen funktionieren soll.
Schon bei den Heimpleiten in der vergangenen Rückrunde gegen Würzburg und Rostock war den Sechzigern ihre mangelnde Durchschlagskraft zum Verhängnis geworden. Beim 1:1 gegen Magdeburg zeigte sich das Problem erneut. Die Kantersiege gegen Lübeck (4:1) und Halle (6:1) resultierten aus Sonntagsschüssen und Kontern, beim 0:2 gegen Duisburg und beim 1:2 gegen Saarbrücken machte den Löwen ihre Abschlussschwäche einen Strich durch die Rechnung.
Soweit kam es gegen Uerdingen erst gar nicht. In 90 Minuten gelang 1860 kein gefährlicher Schuss aufs Tor, Mölders’ Versuch nach starker Vorarbeit von Steinhart flog übers linke Kreuzeck. Was das für den Rest der Englischen Woche bedeutet? Aufsteiger Verl erwartet die Löwen nach dem 4:0 in Duisburg morgen (19 Uhr) mit breiter Brust, Lokalrivale Türkgücü ist mit dem Angriffsduo Sararer/Sliskovic am kommenden Samstag ohnehin kein Außenseiter. Köllners Ausblick: „Jetzt geht es darum, in Verl gut auf den Platz zu kommen, um vielleicht den heutigen Punkt zu veredeln. Wir müssen zwar auf Erik Tallig verzichten, dafür ist Marius Willsch wieder voll einsatzfähig.“
(Ludwig Krammer)