Freund schneller Passfolgen: Patrick Kammerbauer
Im letzten Test gegen Ujpest Budapest bekam er von den rund 200 Club-Fans sogar Szenenapplaus, schon in den nächsten Wochen und Monaten soll Patrick Kammerbauer weitere Erfahrungen sammeln im Männerfußball. Aber mal ehrlich: Wie war’s denn wirklich?
Der Zwillingsbruder musste leider zu Hause bleiben. Patrick und David Kammerbauer zählen zu den größten Hoffnungen im Nachwuchsleistungszentrum des 1. FC Nürnberg; David ist ein linker Verteidiger, Patricks Stärken kommen normalerweise im defensiven Mittelfeld am besten zur Geltung. Laufstark und giftig präsentierte er sich im Trainingslager der Profis, seine Ruhe selbst in brenzligen Situation verblüffte auch René Weiler. „Auf dem Platz“, findet Patrick Kammerbauer, „sollte man schon frech sein und sich etwas zutrauen.“ Bei der DJK Raitenbuch in der Nähe von Weißenburg hatten die Kammerbauers als kleine Buben einst angefangen mit dem Fußball, mittlerweile sind beide Junioren-Nationalspieler. Ihre Mutter hatte sie ohne ihr Wissen zu einem Talentsichtungstag beim großen Club angemeldet, fast neun Jahre ist das mittlerweile her. Von den rund 150 Teilnehmern durften nur die Kammerbauers wiederkommen. „Wir hatten eigentlich gar keine Lust, da hinzugehen“, sagt Patrick Kammerbauer, „ich weiß auch nicht, wie talentiert die anderen damals waren.“ Seitdem haben sie sich prächtig entwickelt; dass Patrick jetzt mit in die Türkei durfte und David nicht, hängt auch mit ihren Positionen zusammen.
Den FC Barcelona schauen sie sich gerne an, Patrick mag vor allem die schnellen Passfolgen. Das merkt man ihm in Belek an; er versucht auch bei den Profis, mit möglichst wenigen Kontakten zu spielen.
"sie haben uns alle sehr gut unterstützt.“: Patrick Kammerbauer (links) mit Guido Burgstaller. F: Zink
Seinem großen Ziel dürfte er sich angenähert haben, der 18-Jährige fiel positiv auf, auch in den Tests gegen den SV Grödig und Ujpest Budapest. Dass er gegen die Ungarn als Einziger aus der Förder-Gruppe noch eine halbe Stunde mitspielen durfte, spricht für ihn. Als rechter Verteidiger ließ er nicht viel anbrennen.
In Nürnberg wartet noch eine andere Herausforderung; dank der sogenannten Schulzeitstreckung hat er zwar 13 Jahre Zeit bis zum Abitur, ab Mai wird es aber ernst, auch für seinen Bruder, der eine Minute älter ist. Und danach soll der Traum von einer Profi-Karriere in Erfüllung gehen, natürlich auch für seinen Bruder. Den Sprung traut er sich zu, David ebenfalls, obwohl er weiß: „Man braucht auch eine gehörige Portion Glück."
Zeit für den nächsten Schritt: Sascha Wenninger
Sogar überregional für Aufsehen sorgte Sascha Wenninger im September im Stadion an der Grünwalder Straße. Mit einem Schrägschuss aus fast unmöglichem Winkel hatte er den zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich erzielt im Regionalligaspiel des 1. FC Nürnberg II beim FC Bayern München II. Fußball-Freunde wählten das Tor zum sogenannten „Bayern-Treffer des Monats“. Fair gab er später zu, dass es eigentlich eine Flanke hätte werden sollen, aber egal.
Weil der Club in Miso Brecko aktuell nur einen rechten Verteidiger im Aufgebot hat und Kevin Möhwald im offensiven Mittelfeld deutlich besser aufgehoben ist, durfte sich jetzt Sascha Wenninger empfehlen. Vor einem Jahr war er innerhalb der Regionalliga vom FC Augsburg II zum 1. FC Nürnberg II gewechselt, obwohl er ein paar Monate zuvor mit den Profis ins Sommer-Trainingslager in Walchsee/Tirol fahren durfte. Er hat also schon ein paar Erfahrungen sammeln können auf hohem Niveau.
Der junge Mann aus Lauterbach bei Donauwörth gab auch in Belek ordentlich Gas — musste aber feststellen, dass „das Tempo und die technischen Ansprüche“ ungleich höher sind als in der vierthöchsten Spielklasse. Erst verhältnismäßig spät hatten auch größere Vereine als der SC Untere Zusam, der FC Lauingen und die TSG Thannhausen den quirligen Außenverteidiger auf dem Zettel. Mit 17 holte ihn der FCA in sein Nachwuchsleistungszentrum, ließ ihn zweieinhalb Jahre später aber wieder ziehen. „Mein Vertrag wäre im Sommer ausgelaufen, da kam das Angebot aus Nürnberg genau zum richtigen Zeitpunkt“, sagt Wenninger.
Seitdem versucht er, sich in der U21 zu empfehlen. Es scheint ihm gelungen zu sein. „Ich denke, dass ich hier einen guten Eindruck hinterlassen habe“, sagt Wenninger, „sie haben uns alle sehr gut unterstützt.“ So gut, dass Wenninger mit einem guten Gefühl nach Hause flog. Obwohl er natürlich weiß, dass er mit seinen bald 21 Jahren vor möglicherweise entscheidenden Monaten steht. „Es sollte langsam in die Richtung gehen“, sagt Wenninger, „wenn es noch etwas werden soll.“ Mit der angestrebten Karriere im Profi-Fußball.
Wie der junge Frank Baumann: Lukas Mühl
Mit der zweitschwersten Tasche (nach der seines U19-Kumpels Patrick Kammerbauer) reiste Lukas Mühl an. 20 Kilogramm. Das ist stattlich für ein Trainingslager. Am Abend vor dem Abflug hatten die beiden noch besprochen, „was wir alles mitnehmen sollen“. Also packten sie neben ihren Fußballschuhen eben alles Mögliche ein. Die Playstation blieb allerdings zu Hause.
Mühl wird am Mittwoch 19 Jahre alt, wirkt aber reifer. Er hat Innenverteidiger gelernt, seine Stärken liegen im Zweikampf. Groß ist er, kann dafür aber gut Fußball spielen. Die Passqualität ist ordentlich, auch dank seiner Übersicht. Langjährige Beobachter des Vereins erinnert er mit seinem Bewegungsablauf sogar an den jungen Frank Baumann.
„Es geht schon anders zur Sache, das ist einige Stufen höher“, sagt Mühl, der aus Regen im Bayerischen Wald stammt. Aufgespürt hatte ihn Nachwuchstrainer Michael Wimmer in einer ostbayerischen Regionalauswahl, seit der U15 ist Mühl beim Club. Der mittleren Reife lässt er derzeit ein Fernstudium folgen, „Sportbetriebswirt“ könnte er eines Tages werden. Am liebsten aber, wie die meisten Talente seines Alter: Berufsfußballer.
Auch er glaubt, einen positiven Eindruck hinterlassen zu haben, „ich habe gemerkt, dass es von Tag zu Tag leichter geht, ich konnte sehr viel lernen“, sagt Mühl. Der sich demütig gab während der sieben Tage in Belek, wie Kammerbauer und Wenninger auch. „Es war von vorneherein klar, dass wir die Tore tragen müssen und das Wasser“, so Mühl. Respekt zeigten sie auch. Versteckt haben sie sich trotzdem nicht. Alle drei.