2024-04-16T09:15:35.043Z

Im Nachfassen
Elfmeter für den VfB: Stefan Richter (grünes Trikot) nimmt das Geschenk an, dass Fynn Arkenberg (re.) und Torhüter Samuel Radlinger durch ungeschickte Zweikampfführung anboten.objectivo/Kugel
Elfmeter für den VfB: Stefan Richter (grünes Trikot) nimmt das Geschenk an, dass Fynn Arkenberg (re.) und Torhüter Samuel Radlinger durch ungeschickte Zweikampfführung anboten.objectivo/Kugel

Kein Aufschwung nach Pokal: VfB Lübeck muss punkten

1:2-Niederlage befeuert Trainerdiskussion

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Der erhoffte Aufschwung, ausgelöst durch den tollen Pokalfight gegen Holstein Kiel, blieb aus. Der VfB Lübeck präsentierte sich in Hannover zwar nicht so schwach wie im letzten Liga-Spiel in Braunschweig elf Tage zuvor. Doch für Zählbares reichte es abermals nicht. Die Grün-Weißen treten tabellarisch nicht mehr nur auf der Stelle - einzig die Tatsache, dass gleich mehrere hinter dem VfB platzierte Mannschaften noch ein oder mehr Spiele mehr auszutragen haben, hält die Lübecker als Tabellenneunter noch in der oberen Tabellenhälfte.

,,Ich würde noch nicht von Abstiegsgefahr sprechen", sagte Abwehr-Routinier Dennis Wehrendt. ,,Aber wir müssen den Blick jetzt sicherlich nach unten richten. Nach oben in Richtung Tabellenspitze habe ich aber ohnehin nie geschaut." In zwei Spielen vor der Winterpause (daheim gegen Havelse am kommenden Sonntag, eine Woche später bei St. Pauli II) müssen Punkte her, um zu Weihnachten nicht wirklich zittern zu müssen.

,,Die Situation kennen wir ja schon", erklärte Trainer Denny Skwierczynski auf die Frage nach steigendem Druck vor dem kommenden Heimauftritt. ,,Auch vor den letzten Heimspielen hatten wir ja schon immer Druck." Die Minusserie vor eigenem Publikum (nur zwei von acht Punktspielen wurden gewonnen) sorgte bereits vor einigen Wochen dafür, nun kommt die Tabellensituation hinzu. ,,Wir sollten bald wieder punkten", weiß Skwierczynski, für den ansonsten auch auf der bislang intakte Trainerstuhl beim VfB aus sportlichen Gründen ins Wackeln kommen könnte.Mit dem Ausgang des Spiels in Hannover haderte Skwierczynski zu Recht. ,,Das war unglücklich", sagte er. ,,Ein Unentschieden wäre auf jeden Fall gerecht gewesen. Damit hätten wir in unserer Situation auch erst einmal leben können. Aber wir haben momentan das Spielglück einfach nicht auf unserer Seite." Besonders den zweiten Gegentreffer führte er dabei an. ,,So ein Billard-Tor", ärgerte er sich. ,,Das ist bezeichnend für unsere bislang schwierige Saison." Der Hannoveraner Noah Sarenren-Bazée hatte eigentlich einen unplatzierten Schuss abgegeben. ,,Er schießt mich an. Das war äußerst unglücklich", beschrieb Wehrendt der Treffer, bei dem der Ball von seinem Bein wieder an den Körper des Hannoveraners und dann über alle Akteure hinweg ins Netz flog. Trotz der letzlich entscheidenden Slapstick-Einlage wusste Skwierczynski aber auch: ,,Den Konter verteidigen wir nicht gut, gehen erst mit drei Mann auf einen und lassen den Torschützen völlig frei."

Ansonsten war der VfB-Coach nicht ganz unzufrieden mit der Leistung. ,,Kämpferisch kann ich niemandem einen Vorwurf machen", erklärte der 41-Jährige. ,,Fußballerisch war es auf dem schweren Boden nicht so einfach. Aber wir hatten auch ein paar ganz gute Passagen dabei und ja auch schon in der ersten Hälfte unsere Möglichkeiten. Dass wir dann das 1:1 gemacht , war doch völlig verdient." Dass der Elfmeterpfiff, der dazu führte, nicht zwingend war, gestand Skwierczynski, merkte aber im gleichen Atemzug an: ,,Für mich war der erste Elfmeter noch weniger berechtigt." Doch das Zweikampfverhalten, das Aleksandar Nogovic in dieser Szene an den Tag gelegt hatte, passte irgendwie auch zur bisherigen VfB-Saison: Bemüht und engagiert, aber nicht so clever wie für Top-Regionalliga-Level nötig.

Wehrendt sprach dann in seiner Analyse des Spiels und der aktuellen Probleme auch Klartext. ,,Man muss sehen, dass ein Pokalspiel wie in der letzten Woche einfach ein völlig anderes Spiel ist", erklärte er. ,,Das heute war Liga-Alltag." Und in dem offenbaren sich immer wieder ähnliche Probleme. ,,Wir sind hinten zu anfällig, kommen immer wieder in Mann-gegen-Mann-Situationen, die dann schwer zu verteidigen sind", erklärte der 28-Jährige. Im Mittelfeld und Angriff fehlt dann oft die defensive Grundordnung. ,,Wir brauchen mehr Hilfestellung", mahnte er an. ,,Von klaren Positionsbeschreibungen bis hin dazu, dass die Spieler auch genau wissen müssen, was sie falsch gemacht haben", erklärte er. Kritik, die auch in Richtung Trainerteam gemünzt ist - wenn auch Wehrendt im gleichen Atemzug betonte, um die zeitlich problematische Situation des ebenso wie die Spieler voll berufstätigen Trainerteams zu wissen. Doch der nächste Entwicklungsschritt ist nur mit mehr Aufwand zu bewältigen. Videoanalysen, intensiver Taktikschulung, Gegnervorbereitung - einige Dinge müssen dafür umgestellt werden. Für einen nebenberuflichen Trainer nicht leicht. Auch deshalb kommt die Trainerdiskussion beim VfB kurz vor der Winterpause voll in Gang.
Aufrufe: 023.11.2015, 09:30 Uhr
SHZ / cjeAutor