2024-05-02T16:12:49.858Z

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Vor vier Jahren stand der Verein kurz vor dem Aus, jetzt freut sich die neu belebte Alemannia-Fußballabteilung wieder über steigende Kinder- und Jugendzahlen.   | Foto: Volker Münch
Vor vier Jahren stand der Verein kurz vor dem Aus, jetzt freut sich die neu belebte Alemannia-Fußballabteilung wieder über steigende Kinder- und Jugendzahlen. | Foto: Volker Münch

Kehrt Alemannia Müllheim schon bald wieder zurück?

Die Kicker sind zurück am Ball: Erfolgreiche Kampagne "Wieder am Leben"

Fußball in Müllheim war über Jahrzehnte lang eng mit den Kickern der Spielvereinigung Alemannia verbunden. Doch seit ein paar Jahren hat sich die Abteilung von Müllheims zweitgrößtem Sportverein aus dem offiziellen Spielbetrieb verabschiedet, aktive Fußballer und ein Großteil der Jugendspieler sind zu anderen Vereinen abgewandert. Die Abteilung stand vor dem endgültigen Aus. Das hat sich mittlerweile wieder geändert. "Wieder am Leben" heißt das Motto, dem sich eine Gruppe um Jugendleiter Stephan Reichenbach verschworen hat und den Müllheimer Fußball wieder aufleben lässt.
Seit Jahrzehnten kränkelt die Fußballabteilung der Alemannia mehr oder weniger. Manchmal scheiterte eine sportliche Zukunft an Trainingsmöglichkeiten, dann fehlte einmal mehr das Geld oder der Trainings- und Spielbetrieb konnte in der Konkurrenz mit benachbarten und regionalen Fußballclubs nicht Schritt halten. Gründe gab es genug, warum die Alemannia-Fußballer zwischen sportlichen Erfolgen auch immer wieder die Existenzfrage stellten.

Vor vier Jahren stand der Verein vor der Auflösung

Am Ende fanden sich keine Mitglieder mehr, die einen Abteilungsvorstand bilden und den Spielbetrieb organisieren wollten. Höhepunkt des vorläufigen Niedergangs war die Abmeldung der ersten und der zweiten Aktivmannschaft vom Spielbetrieb auf Verbandsebene. Und damit legte auch der damalige Abteilungsvorstand seine Ämter nieder. Das endgültige Aus schien vorprogrammiert.

Zu allem Überfluss schmolz die Zahl der Jugendlichen von Jahr zu Jahr. Zuletzt waren die A-, die B- und die C-Jugend wie auch die Bambini weggebrochen. Übrig blieben vier Jugendmannschaften mit etwas mehr als 70 Kinder und Jugendlichen. Unter ihnen der Sohn von Stephan Reichenbach. Er engagierte sich zu diesem Zeitpunkt eigentlich mehr aus Plausch als Jugendtrainer. "Irgendwann gab es praktisch niemand mehr, der sich irgendwo in der Abteilung engagieren wollte. Wir standen vor der Auflösung", erinnert er sich. Zuletzt warf der damalige Jugendleiter das Handtuch. Das war vor knapp vier Jahren.

Mit dieser Situation wollten sich Stephan Reichenbach und eine Gruppe von Gleichgesinnten nicht zufriedengeben. Nachdem sich die übrig gebliebenen Jugendtrainer nach längerem Hin und Her einig waren, die Jugendarbeit fortsetzen zu wollen, wurden sie aktiv. "Wir haben Türklinken geputzt und weitere Helfer, Trainer und Betreuer für uns gewonnen", freut sich Reichenbach, der heute offiziell als Jugendleiter der Fußballabteilung fungiert. Unter ihnen auch Marcus Lammert, der Reichenbach bei der Konzeption und Öffentlichkeitsarbeit unterstützt - und das sehr plakativ. "Wieder am Leben" ist nicht nur der Titel eines Songs des bekannten Popsängers Andreas Bourani, sondern auch das neue Leitmotto. "Uns geht es noch gar nicht um sportliche Erfolge. Der Spaß für alle Beteiligten, besonders für die Kinder soll im Vordergrund stehen", betont Stephan Reichenbach. Das Konzept scheint bisher aufzugehen. Aus den etwas mehr als 70 Kindern und Jugendlichen wurden bereits weit über 150 Nachwuchskicker.

Rückkehr der Aktiven ins Auge gefasst

Und die Zahl steigt weiterhin. Heute hat die Alemannia-Fußballabteilung wieder in allen Klassen Jugendmannschaften gemeldet. "Uns war von Anfang an klar, dass wir wieder ganz von unten anfangen müssen", stellt Reichenbach fest. Das erforderte viele Gespräche, viel Mund-zu-Mund-Propaganda und natürlich auch Werbung bis hinein in die Kindergärten. Die weitere Entwicklung wird nicht dem Zufall überlassen. Vielmehr hat man den Wiederaufbau oder besser gesagt, den Neuanfang, in verschiedene Phasen eingeteilt und entsprechende Etappenziele formuliert. "Wir diskutieren viel und leisten Überzeugungsarbeit", erklärt Stephan Reichenbach. "Dass bei uns wieder gute Arbeit geleistet wird, spricht sich bereits herum. Einige kommen von anderen Vereinen zurück, andere starten bei uns erstmals durch", ergänzt Marcus Lammert. Das zeitigt erste Erfolge: So stieg die Zahl von vier auf zwölf Jugendmannschaften. "Seit Saisonbeginn haben wir sogar wieder eine eigene A-Jugend", freut sich Reichenbach. Betreut werden die Teams in allen Altersgruppen von heute 20 Trainern, darunter zwei Frauen.

Da die Abteilung bis heute noch keinen kompletten Vorstand hat, übernehmen Stephan Reichenbach und sein Trainerteam vorerst die erforderlichen Aufgaben. "Wir sind eine eingeschworene Truppe", freut sich der Jugendleiter über die Unterstützung. Dass die Alemannia wieder über eine A-Jugend verfügt, sei der Initiative seines Stellvertreters Joachim Bohnert zu verdanken. Das nächste Ziel: Wieder eine erste Aktivmannschaft zu melden. "Die brauchen wir, um unseren A-Jugendspielern eine Perspektive zu geben", erklärt Reichenbach. Dafür ins Auge gefasst hat man die Spielsaison 2017. Ein Ziel, das mit Sicherheit eine weitere Anstrengung der Verantwortlichen erfordert. Vor allen Dingen muss spätestens zu diesem Zeitpunkt wieder ein verantwortlicher Abteilungsvorstand installiert sein, der gegenüber den Fußballverbänden Verantwortung übernehmen kann und den Betrieb organisiert. "Bis dahin wollen wir die Zeit nutzen, um entsprechende Mitstreiter, die Verantwortung übernehmen wollen, zu gewinnen", so Reichenbach weiter. Dazu werden möglichst viele Menschen gesucht, um die Aufgaben auf viele Schultern verteilen zu können.

Die Identifikation mit dem Verein ist wichtig

Ein weiteres Problem ist der alte Kunstrasenplatz. Er war einer der ersten im Markgräflerland und wurde auch für die Allgemeinheit geöffnet. Jetzt ist der Belag verschlissen und muss erneuert werden. "Da sind wir mit der Stadt im Gespräch", berichtet Reichenbach. Nur dort steht eine Flutlichtanlage, die einen Übungsbetrieb in der dunklen Jahreszeit ermöglicht.

Dass es den Kindern und Jugendlichen Spaß macht, zeigen sie während des Trainings. Hoch motiviert schieben sie den Ball über das Grün und nehmen die einzelnen Übungen sehr ernst. Mit viel Spaß vermitteln die Übungsleiter dem Kickernachwuchs den Umgang mit dem runden Leder. Aber: Auf lange Sicht kann das nur funktionieren, wenn sich auch die Bevölkerung wieder mit den Alemannia-Kickern identifiziert. "Wir bieten ehrlichen Fußball und schreiben Spaß, Gemeinschaft und sportliches Verhalten ganz groß", formuliert Stephan Reichenbach die wichtigsten Ziele. Das verdient Unterstützung durch fußballbegeisterte Einwohner der Kernstadt. Nur dann hat Fußball in Müllheim wieder eine Zukunft.
Aufrufe: 04.11.2015, 00:00 Uhr
Volker Münch (BZ)Autor