2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines

Kartenspiel mit Folgen

Konsequenzen der Sperren +++ DFB ist nicht mehr zuständig +++ Kein Aufschrei an der Basis

Der Amateurfußball in Nordrhein-Westfalen steht vor einer einschneidenden Änderung. Ab der Saison 2013/21014 sollen Kicker, die mit der Gelb-Roten Karte vom Platz gestellt werden, wie bei den Profis für ein Spiel gesperrt werden. Der Fußballausschuss des Westdeutschen Fußball- und Leichtathletik-Verbandes (WFLV) hat sich bereits dafür ausgesprochen. Jetzt muss noch der Beirat des Verbandes Grünes Licht geben. Der wird sich aber kaum gegen seinen Fußballausschuss stellen, der für die Abwicklung des Spielbetriebs zuständig ist.

Auslöser der Überlegungen war die Strukturreform des Deutschen Fußball-Bundes. Ab der kommenden Saison ist nicht mehr der DFB, sondern der Westdeutsche Fußball-Verband für die Regionalliga West zuständig. Da in der Regionalliga bereits die Spielsperre nach Gelb-Rot verhängt wird, kam der WFLV auf die Idee, das auch für die Ligen darunter einzuführen.

Jetzt muss alles nur noch in den Statuten und Satzungen verankert werden, damit auch für die Amateure gilt, was bei den Profis schon seit Jahren die Regel ist. "Vielleicht zieht der eine oder andere Spieler mal zurück, weil er keine zweite Gelbe Karte erhalten möchte. Auch die Zahl der Rudelbildungen und Revanchefouls dürfte sich damit deutlich verringern lassen", sagt Wolfgang Jades, Vorsitzender des Fußballausschusses im Verband Niederrhein.

"Einheitliche Regeln machen Sinn"

Einen Aufschrei an der Basis, wie bei so manchen Plänen der Funktionäre, gibt es nicht. "Grundsätzlich habe ich kein Problem mit einer Sperre nach Gelb-Rot. Allerdings treten einige Schiedsrichter sehr hochnäsig auf und verteilen eifrig Gelbe Karten. Das müsste sich ändern", sagt Martin Stroetzel, Coach des Oberligisten SV Schermbeck. Dennis Lindemann, Trainer des Bezirksligisten SV Bislich, sieht es ähnlich. "Wenn die Referees dann mehr Fingerspitzengefühl zeigen und nicht, wie es oft geschieht, bei jeder Kleinigkeit die Gelbe Karte zeigen, könnte das eine gute Sache werden."

Norbert Schmiedner vom Hamminkelner SV will erst einmal abwarten, wie das Ganze anläuft. "Ob die Sperre nach Gelb-Rot kommt oder nicht, ist mir eigentlich egal. Ein Urteil darüber möchte ich mir erst erlauben, wenn das wirklich angewandt wird", sagt der Coach des Bezirksligisten. Sven Westhus, Trainer des Bezirksliga-Neulings BW Dingden, befürwortet die Pläne. "Ob Profis oder Amateure – wir spielen alle ein Spiel. Und da macht es Sinn, dass es einheitliche Regeln gibt. Und Teams, die sich sportlich fair verhalten, werden dadurch belohnt. Deshalb finde ich diese Änderung gut", sagt er.

Der Verband Niederrhein plant beim Thema Gelbe und Rote Karten weitere Änderungen. Er überlegt, auch bei den Amateuren Spieler nach der fünften und zehnten Gelben Karte eine Partie zu sperren. "Durch den elektronischen Spielbericht, den die Vereine ausfüllen, müsste dies umzusetzen sein. Die Frage ist nur, ob von den Schiedsrichtern auch alle Gelben Karten eingetragen werden", sagt Jades.

Nach Wettbewerben getrennt

Eine Änderung soll es bei Sperren nach Roten Karten geben. Bislang wurden die Kicker nach einem Feldverweis für eine bestimmte Anzahl von Wochen aus dem Verkehr gezogen – egal, ob in diesem Zeitraum gespielt wird oder nicht. Wenn ein Akteur zum Beispiel in der letzten Partie vor der wochenlangen Winterpause Rot sah, konnte er in der ersten Begegnung nach der Pause schon wieder mitwirken. Das soll künftig nicht mehr möglich sein. "Dann soll es eine Sperre von vier Spielen und nicht vier Wochen geben. Und die Sperre muss auch in dem Wettbewerb abgesessen werden, in dem sie ausgesprochen wurde", sagt Holger Tripp. Will heißen: Wer in der Meisterschaft vom Platz fliegt, darf dort nicht spielen, im Pokalwettbewerb aber für sein Team auflaufen.

Aufrufe: 028.6.2012, 07:16 Uhr
Rheinische Post / Joachim Schwenk und Mario EmondsAutor