2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligavorschau
Der wohl vorerst letzte sportliche Höhepunkt des Kaller SC: Im Juli 2013 gastierte der FC Malaga mit seinem damaligen Trainer Bernd Schuster zum Freundschaftsspiel im Grenzlandstadion. Foto: Steinicke
Der wohl vorerst letzte sportliche Höhepunkt des Kaller SC: Im Juli 2013 gastierte der FC Malaga mit seinem damaligen Trainer Bernd Schuster zum Freundschaftsspiel im Grenzlandstadion. Foto: Steinicke

Der Niedergang des einst großen Kaller SC

Der Ex-Verbandsligist und das Aushängeschild des Eifeler Fußballs rutschte bis in die Kreisliga B ab – Ist die Talfahrt jetzt beendet?

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Was ist nur aus dem Kaller SC geworden? Noch vor zehn Jahren als Verbandsligist ein Aushängeschild des Eifeler Fußballs, wurde er in der Vorsaison als Schießbude der Kreisliga A durchgereicht in die zweite Kreisklasse. Ist jetzt die Talfahrt beendet? Vorsitzender Wolfgang Kirfel glaubt, dass es mit dem KSC wieder aufwärts gehen wird.

Der KSC gehörte mit seiner ersten Mannschaft viele Jahre zu den Aushängeschildern im Kreis Euskirchen: der Kaller SC. In der Saison 2007/08 kickten die Spieler des KSC sogar in der Verbandsliga. Wegen ihrer tollen Leistungen in der Landesliga in der Spielzeit davor und dem damit verbundenen Aufstieg wurden sowohl die Mannschaft als auch Abwehrstratege Manuel Plützer damals zu den Sportlern/Mannschaften des Jahres im Kreis Euskirchen gewählt.

Der Erfolg des Teams – damals gehörten unter anderem neben Plützer Torwart Timo Dümmer, Christoph Fleck, Sebastian Scheidtweiler, Daniel Thonke und Martin Kerkau zu dem von Karl Lambertz trainierten Kader – währte nicht lange. Nach nur einem Jahr führte der Weg der Kaller zurück in die Landesliga. Nach dem Weggang einiger Führungsspieler war auch dort nach zweijähriger Spielzeit Schluss und das Team trat den bitteren Gang in die Bezirksliga an. Vier Jahre behauptete man sich mit Höhen und Tiefen in dieser Klasse. Ein Highlight war im Juli 2013 noch einmal ein Freundschaftsspiel der Kaller gegen den spanischen Erstligisten FC Malaga mit dem damaligen Trainer Bernd Schuster.

Anfang des vergangenen Jahres kam es dann ganz dicke. Jörg Piana, zu dem Zeitpunkt Trainer, hatte noch alles versucht, um die Saison zu Ende zu spielen. Da aber in der Winterpause einige Fußballer den Verein verließen und der Coach kein Team mehr zusammenbekam, wurde die Mannschaft zu Beginn der Rückrunde zurückgezogen.

Verschärft wurde die Situation durch die Wechsel an der Vereinsspitze und den Verlust von Sponsoren. Der Verein lag nicht nur finanziell am Boden. Es war auch schwierig, Mitglieder für die Vorstandsarbeit zu finden. So war 2016 das Ende fast schon besiegelt.

Erst in einer zweiten, außerordentlichen Mitgliederversammlung fand sich mit Wolfgang Kirfel ein Vorsitzender, der mit einigen treuen KSClern die Karre aus dem Dreck ziehen wollte. „Wir haben lange überlegt, ob wir es machen sollen“, erklärte Kirfel dieserRedaktion. „Doch, wenn wir es nicht gemacht hätten und sich auch sonst niemand gefunden hätte, wäre der Verein im vergangenen Jahr vermutlich tot gewesen“, so Kirfel, der sich zunächst mehr im Handball engagiert hatte.

Gut gedacht war das Vorhaben, mit einer großen Schar von Flüchtlingen in der Kreisliga A zu spielen. Doch den sportlichen Erfolg brachte es dem KSC nicht. Foto: Küpper
Gut gedacht war das Vorhaben, mit einer großen Schar von Flüchtlingen in der Kreisliga A zu spielen. Doch den sportlichen Erfolg brachte es dem KSC nicht. Foto: Küpper

Der Versuch, eine Mannschaft für die Kreisliga A auf die Beine zu stellen, erwies sich als schwierig: Wer wollte sich schon bei dem maroden Verein die Fußballschuhe schnüren? Der neue Vorstand ließ nicht locker und fand einen Weg: Kurzerhand wurde der Kader durch eine ganze Schar von Flüchtlingen aus aller Herren Länder komplettiert. Dieses Integrationsmodell der Kaller stieß auf viel Beachtung, bescherte den Verantwortlichen aber auch große Schwierigkeiten. Neben Sprachbarrieren bereitete vor allem auch die Tatsache Probleme, dass dem Verein immer wieder ausländische Spieler verloren gingen, weil sie in andere Städte und Regionen umverteilt wurden.

Um stets mit elf Spielern auflaufen zu können, mussten Spielertrainer Jürgen Nagelschmidt und Vorsitzender Kirfel, beide schön älter als 50 Jahre, häufiger aushelfen. Es war unvermeidlich, dass bei dieser Konstellation der KSC zur Schießbude der Liga wurde. Am Ende der Saison lautete das Torverhältnis 29:166. Von 30 Spielen wurde lediglich eines gewonnen, dreimal spielten die Kaller unentschieden, ansonsten gingen sie als Verlierer vom Platz.

Eigentlich wollte der Fußballkreis Euskirchen den Kaller SC wegen der tollen Integrationsarbeit zum Saisonende mit einem Fußball und einer Urkunde belohnen. Doch just zu diesem Zeitpunkt traf beim Fußballverband Mittelrhein ein anonymer Brief ein, in dem unter anderem der Vorwurf erhoben wurde, dass Flüchtlinge mit den Pässen anderer Zuwanderer spielten, die gar nicht mehr im Kreis Euskirchen beheimatet seien. Daraufhin rückte Staffelleiter Peter Dierichsweiler im April beim Auswärtsspiel in Erftstadt zur Passkontrolle an. In zwei Fällen war tatsächlich nicht alles in Ordnung. In der darauffolgenden Heimpartie wurden die Spielerpässe erneut kontrolliert. Diesmal hatte der Staffelleiter nichts zu beanstanden.

Damit war die Angelegenheit für den Fußballkreis und -verband erledigt – und der Kaller SC abgestiegen.

Stimmen zum Niedergang des Kaller SC:

Willi Küpper war zweimal Trainer beim Kaller SC, insgesamt acht Jahre. Er findet es mehr als traurig, was aus dem KSC geworden ist: „Zu meiner Zeit war das nicht abzusehen. Ich glaube, dass mit dem Weggang des Hauptsponsors vor einigen Jahren alles zusammengebrochen ist. Es ist auch über viele Jahre versäumt worden, in die Jugendarbeit zu investieren. Inzwischen scheint es in Kall auch keine Interesse mehr am Fußball zu geben.“

Jörg Piana trainierte den Kaller SC vor dem Rückzug der Mannschaft in der Bezirksliga: „Vor Jahren wurden Fehler gemacht, als man eigene Spieler vergrault und andere von auswärts geholt hat. Hinzu kommt, dass man ab der Bezirksliga auf finanzstarke Sponsoren angewiesen ist. Zum Glück wird jetzt wieder etwas im Jugendbereich gemacht. Es könnte ein guter Neuanfang werden. Vielleicht steigt in Kall dann wieder das Interesse am Fußball.“

Aufrufe: 023.6.2017, 20:30 Uhr
KSTA-KR/Manfred MetzAutor