2024-04-19T07:32:36.736Z

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Jugendkicker leben Integration vor

Bei der Fußball-Jugendabteilung des TV Voerde bemüht man sich schon lange um jugendliche Flüchtlinge.

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Alpha dreht in aller Ruhe seine Runden um den Sportplatz an der Rönskenstraße. Ein unbekanntes Gesicht, das die auf dem Feld kickenden A-Junioren des TV Voerde neugierig macht. Schließlich kommen der junge Mann aus Guinea und die Voerder Nachwuchsspieler ins Gespräch - mit Händen und Füßen und ein bisschen Französisch. Der Flüchtling ist im selben Alter, das stellt sich schnell heraus.

Wenig später ist Alpha fester Bestandteil des Teams, ausgestattet mit Fußballschuhen und zudem komplett eingekleidet. Seine neue Mannschaftskameraden haben ohne zu zögern für ihn gesammelt. Die Geschichte des Westafrikaners ist nur eine von vielen, die zeigt, dass sich der TVV aktiv um die Integration von Flüchtlingen bemüht. Allein 13 aus ihrer Heimat geflohene Kinder und Jugendliche mischen mittlerweile in der Voerder Fußballjugend-Abteilung mit, einen etwas älteren Spieler hat die dritte Senioren-Mannschaft gerne aufgenommen.

Für die Bemühungen des Vereins, die jungen Menschen aus Afrika, Syrien oder Afghanistan einzubinden, ist Kaeed Anwar Gold wert. Der 46-Jährige war Anfang des Jahrtausends selbst ein Flüchtling, als er wie zahlreiche seiner kurdischen Landsleute aus dem Nord-Irak in Deutschland vor den Gräueltaten Saddam Husseins Schutz suchte. Der studierte Sportlehrer, der schon lange mit einer gebürtigen Voerderin verheiratet ist und schon ebenso lange in der Fußball-Jugend des TVV mitarbeitet, weiß genau, wie sich die jungen Leute in den Gemeinschaftsunterkünften fühlen, die fernab ihrer Heimat nichts zu tun haben und für die auch die deutsche Sprache erst einmal ein Buch mit sieben Siegeln ist. So unternimmt Kaeed Anwar sein möglichstes, um zu helfen.

Das kann er nicht nur, aber vor allem mit seinen Sprachkenntnissen. Der leidenschaftliche Fußballer kann sich mit den allermeisten Flüchtlingen auf Arabisch, Kurdisch oder Englisch verständigen, wirbt bei den Neuankömmlingen immer wieder dafür, beim TV Voerde vorbeizuschauen und hält auch den Kontakt mit den Eltern. "Ein Vater hat mir, nachdem sein Sohn erstmals wieder Fußball gespielt hat, erzählt, dass er ihn schon lange nicht mehr so glücklich gesehen hat", berichtet Anwar. Es sind natürlich genau diese Bemerkungen, die ihn in seiner Tätigkeit immer wieder bestärken.

Der Wille, jungen Sportlerinnen und Sportlern, die ihre Heimat verloren haben, beim TVV zumindest schon einmal eine neue sportliche Heimat zu bieten und damit einen großen Beitrag zur Integration der Flüchtlinge zu leisten, geht an der Rönskenstraße aber nicht nur von Kaeed Anwar aus. Als Jugendobmann der Fußballer und Trainer der A-Junioren ist Paul Zajac genauso überzeugt von der Richtigkeit des Engagements - und obendrein sehr erfreut über die Unterstützung, die den Flüchtlingen in allen Mannschaften aus den Reihen der eigenen Spieler und deren Eltern zuteil wird.

Nun ist die weltweit enorm beliebte und genauso verbreitete Sportart Fußball prädestiniert dafür, junge Menschen aus anderen Kontinenten einzubinden und zudem das Sportzentrum an der Rönskenstraße mit dem Schwerpunkt Fußball häufig erster Anlaufpunkt. Doch der TV Voerde hofft sehr darauf, in Zukunft auch weitere Flüchtlinge in seinen anderen Abteilungen begrüßen zu können. "Unsere Bereitschaft bezieht sich auf alle Bereiche", betont Burkhard Loll, Pressewart des Vereins.

Die Stimmung in der Öffentlichkeit gegenüber Flüchtlingen mag sich nach den Silvestervorfällen in Köln verschlechtert haben. Der Verein will sich davon nicht anstecken lassen. Für Loll ist eines glasklar: "Die Leute wollen sich integrieren." Man müsse ihnen einfach nur die Gelegenheit dazu geben. Genau da will der TV Voerde seinen Beitrag leisten.

Aufrufe: 022.1.2016, 16:02 Uhr
RP / Timo KiwitzAutor