Die Reaktionen sind unterschiedlich. Positive Signale stehen Bedenken und Kritik gegenüber. Deutlich wird auch, dass die Betroffenen mit Blick auf die unterschiedlichen Bedürfnisse bei der Konzeption gehört werden möchten. Nur ungern würden die Vereinsvertreter vor vollendete Tatsachen gestellt werden.
Michael Beenen, 2. Vorsitzender des SV Thomasstadt Kempen, sieht den Wunsch der Fußballer nach einem zweiten Kunstrasenplatz näher rücken. Der Knackpunkt: „Da wir derzeit drei Plätze nutzen, fällt im Prinzip einer weg. Und wir bewegen uns schon jetzt an der Kapazitätsgrenze. Daher sollte man noch ein Kleinspielfeld in die Überlegungen einbeziehen“, meint Beenen. Einer zentralen Sportanlage für Alt-Kempen steht Beenen, der langfristig die sportliche Heimat des SV Thomasstadt an der Berliner Allee sieht, sehr offen gegenüber. „Ein Zentrum für den Sport, wo sich Schule, Vereins- und Breitensport begegnen, finde ich richtig gut. Vielleicht sollte man langfristig auch über die Ludwig-Jahn-Halle nachdenken“, sagt Beenen und meint damit, auch über den Bau einer neuen Großsporthalle nachzudenken.
Das sagt der Kempener Turnverein „Grandios“ findet Lars Mülders den Gedanken an eine Begegnungsstätte mehrerer Vereine und Sportarten. „Wir wären von einem Umzug mit einer Läufergruppe und einer kleinen Jugend-Leichtathletik-Gruppe nur bedingt betroffen“, sagt der Vorsitzende des Kempener Turnvereins. „Aber das wäre eine Bereicherung für alle Vereine und bietet eine ganz andere Kommunikations-Plattform“, meint er.
Beim Vorsitzenden der Vereinigten Turnerschaft Kempen überwiegt die Skepsis. „Aus den Erfahrungen der Vergangenheit traue ich den Plänen der Stadtverwaltung überhaupt nicht mehr“, sagt Detlev Schürmann. „Aus meiner Sicht sollte das Ensemble am Jahn-Platz erhalten bleiben. Zumindest so lange, bis eine neue Anlage steht. Es muss auch klar sein, dass eine neue Anlage von der Stadt bezahlt wird. Der SV Thomasstadt hat für den bestehenden Kunstrasen schon sehr viel selbst bezahlt“, so Schürmann, dessen Verein ebenfalls viel Eigenkapital in sein Vereinsheim am Görtschesweg gesteckt hat.
Außerdem müsse an Lagermöglichkeiten etwa für Sportgeräte gedacht werden. Zudem liegt Schürmann das am Rande des Jahn-Platzes stehende Ehrenmal des Vereins besonders am Herzen. Seine Botschaft: „Bevor man auf Sportstätten verzichtet, muss klar sein, was für den Sport gemacht wird. Wir sind an einer konstruktiven Lösung interessiert. Aber es gibt vieles zu bedenken. Das ist nicht mal eben so getan“, sagt er mit Hinweis auf ein Gesamtkonzept.
In eine ähnliche Kerbe wie Schürmann schlägt Francesca Medici-Franz, zuständig für die Leichtathleten des Kempener LC. „Eine vernünftige Alternative muss geschaffen sein. Da sehe ich die Stadt in der Verantwortung. Wäre das nicht der Fall, stünden wir vor einer großen logistischen Herausforderung. Ob das dann auch die Eltern unserer Kinder mittragen, ist auch fraglich“, sagt sie. Die Unterbringung von Gerätschaften ist auch für Francesca Medici-Franz ein Thema.
Zu den Leichtathletik-Disziplinen des Kempener LC gehört ab dem Jugendbereich auch der Speerwurf. Das wirft die Frage auf, ob die technisch anspruchsvolle Disziplin noch eine Zukunft hat. Auf dem Rasenplatz der Ludwig-Jahn-Anlage stellt das derzeit kein Problem dar. Anders sähe das auf einem Kunstrasenplatz aus. „Das geht nur auf Rasen“, stellt Francesca Medici-Franz klar. Dazu müsste mit Blick auf Wurfsportarten darauf geachtet werden, dass sich bei der Belegung keine Überschneidungen ergeben. Grundsätzlich steht sie einem neuen Standort positiv gegenüber. „Denn die Tartanbahn muss erneuert werden, und die Kugelstoßanlage sowie die Umkleideräume sind in keinem guten Zustand“, sagt sie. Wie Lars Mülders träumt sie von einem großen Verein in Kempen, „der dem Sport mehr Gewicht verleihen kann“.