2024-04-24T13:20:38.835Z

Allgemeines
– Foto: Michael Locke

Lud­wig-Jahn-Sport­platz: Freu­de und Skep­sis

Wenn auf dem Lud­wig-Jahn-Sport­platz in der Kem­pe­ner In­nen­stadt ein neu­es Schul­ge­bäu­de er­rich­tet wer­den soll­te, bräuch­ten die Sport­ver­ei­ne ei­ne Al­ter­na­ti­ve. Die Stadt schlägt ei­ne Er­wei­te­rung an der Ber­li­ner Al­lee vor.

Der Lud­wig-Jahn-Sport­platz in der In­nen­stadt bie­tet seit Jahr­zehn­ten vie­len Kem­pe­nern ei­ne sport­li­che Hei­mat. Die Sport­an­la­ge könn­te bald Ge­schich­te sein, denn sie spielt in den Über­le­gun­gen der Stadt­ver­wal­tung zur Neu­ge­stal­tung des Schul­cam­pus ei­ne zen­tra­le Rol­le. Wie be­rich­tet, könn­te auf dem Ge­län­de nach An­sicht ei­ner ver­wal­tungs­in­ter­nen Ar­beits­grup­pe ein neu­es Ge­bäu­de für die Ge­samt­schu­le ent­ste­hen.
Den Weg­fall des Are­als soll ei­ne Er­wei­te­rung der Sport­parks an der Ber­li­ner Al­lee kom­pen­sie­ren. Ein prag­ma­ti­scher Vor­stoß, der nicht nur dem Kem­pe­ner Sport per­spek­ti­visch neue Mög­lich­kei­ten bie­ten, son­dern auch ge­ne­ra­ti­ons­über­grei­fend wert­vol­le Diens­te leis­ten kann. Wie ste­hen die vier Ver­ei­ne, die die An­la­ge der­zeit nut­zen, zu dem Plan? Un­se­re Re­dak­ti­on hat sich bei Ver­ant­wort­li­chen um­ge­hört.

Die Re­ak­tio­nen sind un­ter­schied­lich. Po­si­ti­ve Si­gna­le ste­hen Be­den­ken und Kri­tik ge­gen­über. Deut­lich wird auch, dass die Be­trof­fe­nen mit Blick auf die un­ter­schied­li­chen Be­dürf­nis­se bei der Kon­zep­ti­on ge­hört wer­den möch­ten. Nur un­gern wür­den die Ver­eins­ver­tre­ter vor voll­ende­te Tat­sa­chen ge­stellt wer­den.

So sieht es der SV Tho­mas­stadt Kempen

Mi­cha­el Bee­nen, 2. Vor­sit­zen­der des SV Tho­mas­stadt Kem­pen, sieht den Wunsch der Fuß­bal­ler nach ei­nem zwei­ten Kunst­ra­sen­platz nä­her rü­cken. Der Knack­punkt: „Da wir der­zeit drei Plät­ze nut­zen, fällt im Prin­zip ei­ner weg. Und wir be­we­gen uns schon jetzt an der Ka­pa­zi­täts­gren­ze. Da­her soll­te man noch ein Klein­spiel­feld in die Über­le­gun­gen ein­be­zie­hen“, meint Bee­nen. Ei­ner zen­tra­len Sport­an­la­ge für Alt-Kem­pen steht Bee­nen, der lang­fris­tig die sport­li­che Hei­mat des SV Tho­mas­stadt an der Ber­li­ner Al­lee sieht, sehr of­fen ge­gen­über. „Ein Zen­trum für den Sport, wo sich Schu­le, Ver­eins- und Brei­ten­sport be­geg­nen, fin­de ich rich­tig gut. Viel­leicht soll­te man lang­fris­tig auch über die Lud­wig-Jahn-Hal­le nach­den­ken“, sagt Bee­nen und meint da­mit, auch über den Bau ei­ner neu­en Groß­sport­hal­le nach­zu­den­ken.

Das sagt der Kem­pe­ner Turn­ver­ein „Gran­di­os“ fin­det Lars Mül­ders den Ge­dan­ken an ei­ne Be­geg­nungs­stät­te meh­re­rer Ver­ei­ne und Sport­ar­ten. „Wir wä­ren von ei­nem Um­zug mit ei­ner Läu­fer­grup­pe und ei­ner klei­nen Ju­gend-Leicht­ath­le­tik-Grup­pe nur be­dingt be­trof­fen“, sagt der Vor­sit­zen­de des Kem­pe­ner Turn­ver­eins. „Aber das wä­re ei­ne Be­rei­che­rung für al­le Ver­ei­ne und bie­tet ei­ne ganz an­de­re Kom­mu­ni­ka­ti­ons-Platt­form“, meint er.

Skep­sis bei der Tur­ner­schaft Kempen

Beim Vor­sit­zen­den der Ver­ei­nig­ten Tur­ner­schaft Kem­pen über­wiegt die Skep­sis. „Aus den Er­fah­run­gen der Ver­gan­gen­heit traue ich den Plä­nen der Stadt­ver­wal­tung über­haupt nicht mehr“, sagt Det­lev Schür­mann. „Aus mei­ner Sicht soll­te das En­sem­ble am Jahn-Platz er­hal­ten blei­ben. Zu­min­dest so lan­ge, bis ei­ne neue An­la­ge steht. Es muss auch klar sein, dass ei­ne neue An­la­ge von der Stadt be­zahlt wird. Der SV Tho­mas­stadt hat für den be­ste­hen­den Kunst­ra­sen schon sehr viel selbst be­zahlt“, so Schür­mann, des­sen Ver­ein eben­falls viel Ei­gen­ka­pi­tal in sein Ver­eins­heim am Gört­sches­weg ge­steckt hat.

Au­ßer­dem müs­se an La­ger­mög­lich­kei­ten et­wa für Sport­ge­rä­te ge­dacht wer­den. Zu­dem liegt Schür­mann das am Ran­de des Jahn-Plat­zes ste­hen­de Eh­ren­mal des Ver­eins be­son­ders am Her­zen. Sei­ne Bot­schaft: „Be­vor man auf Sport­stät­ten ver­zich­tet, muss klar sein, was für den Sport ge­macht wird. Wir sind an ei­ner kon­struk­ti­ven Lö­sung in­ter­es­siert. Aber es gibt vie­les zu be­den­ken. Das ist nicht mal eben so ge­tan“, sagt er mit Hin­weis auf ein Ge­samt­kon­zept.

Ei­ne ver­nünf­ti­ge Al­ter­na­ti­ve

In ei­ne ähn­li­che Ker­be wie Schür­mann schlägt Fran­ce­sca Me­di­ci-Franz, zu­stän­dig für die Leicht­ath­le­ten des Kem­pe­ner LC. „Ei­ne ver­nünf­ti­ge Al­ter­na­ti­ve muss ge­schaf­fen sein. Da se­he ich die Stadt in der Ver­ant­wor­tung. Wä­re das nicht der Fall, stün­den wir vor ei­ner gro­ßen lo­gis­ti­schen Her­aus­for­de­rung. Ob das dann auch die El­tern un­se­rer Kin­der mit­tra­gen, ist auch frag­lich“, sagt sie. Die Un­ter­brin­gung von Ge­rät­schaf­ten ist auch für Fran­ce­sca Me­di­ci-Franz ein The­ma.

Zu den Leicht­ath­le­tik-Dis­zi­pli­nen des Kem­pe­ner LC ge­hört ab dem Ju­gend­be­reich auch der Speer­wurf. Das wirft die Fra­ge auf, ob die tech­nisch an­spruchs­vol­le Dis­zi­plin noch ei­ne Zu­kunft hat. Auf dem Ra­sen­platz der Lud­wig-Jahn-An­la­ge stellt das der­zeit kein Pro­blem dar. An­ders sä­he das auf ei­nem Kunst­ra­sen­platz aus. „Das geht nur auf Ra­sen“, stellt Fran­ce­sca Me­di­ci-Franz klar. Da­zu müss­te mit Blick auf Wurf­sport­ar­ten dar­auf ge­ach­tet wer­den, dass sich bei der Be­le­gung kei­ne Über­schnei­dun­gen er­ge­ben. Grund­sätz­lich steht sie ei­nem neu­en Stand­ort po­si­tiv ge­gen­über. „Denn die Tart­an­bahn muss er­neu­ert wer­den, und die Ku­gel­stoß­an­la­ge so­wie die Um­klei­de­räu­me sind in kei­nem gu­ten Zu­stand“, sagt sie. Wie Lars Mül­ders träumt sie von ei­nem gro­ßen Ver­ein in Kem­pen, „der dem Sport mehr Ge­wicht ver­lei­hen kann“.

Aufrufe: 05.2.2020, 17:04 Uhr
RP / Uwe Worrin­ger Autor