2024-04-25T14:35:39.956Z

Spielbericht

Fazit: Fair Play geht anders

B-Juniorinnen kämpfen heroisch bis zum Abbruch


Kurz vor dem Spiel in Aachen spitzte sich die Personalsituation bei den B-Juniorinnen des TuS Zülpich dramatisch zu. Durch diverse, teils kurzfristige Ausfälle standen nur noch neun Spielerinnen zur Verfügung. Trotzdem entschied man sich zu der langen Anreise, um das Spiel nicht ausfallen lassen zu müssen.

Somit war von Anfang an klar, dass an diesem Tag gegen den Tabellenzweiten JSC BW Aachen nichts zu gewinnen war. Besonders als sichtbar wurde, dass man von Anfang an gegen elf Gegnerinnen spielen musste. Bereits in der Anfangsphase begann ein Spiel auf ein Tor, die Mädchen aus Zülpich stemmten sich aber heroisch dagegen. Der Versuch der Aachenerinnen, über Doppelpässe die zwei Spieler Überzahl zu nutzen, misslang, da die Abwehrspielerinnen sich dazwischen warfen und sie ein um anderes Mal abfingen.

Es gelang sogar den Gästen, einige Nadelstiche bis vor das gegnerische Tor zu setzen, aber die Schüsse gingen letztlich knapp vorbei oder wurden abgewehrt. Die eine verbleibende Stürmerin hatte es verständlicherweise schwer, sich gegen die fünf bis sechs Abwehrspielerinnen durchzusetzen. Trotzdem ließ sie nicht locker. In der 13. Minute wird sie steil geschickt, setzt sich schön durch und kommt trotz Bedrängnis zum Abschluss - der Ball streicht aber knapp am langen linken Eck vorbei.

So dauerte es bis zur 19. Minute, bis Aachen nach einem Angriff über die linke Seite bis zur Grundlinie durchstieß und nach einer scharfen Flanke in den Fünfmeterraum das 1:0 erzielte. Bis dahin hatte das Abwehrbollwerk tapfer gehalten, auch die Torhüterin wuchs über sich hinaus und parierte Ball um Ball. So wie in der 28. Minute, als sie bei einem fulminanten Weitschuss in die Ecke abtaucht und den Ball zur Ecke lenkt.

Der gegnerische Trainer wird zunehmend ungehaltener mit der Leistung seiner Spielerinnen und treibt diese vehement nach vorne. Sie sollen mehr aus der Überzahl machen, insbesondere nachdem die Verletzung einer Zülpicher Spielerin wieder aufgebrochen war und sie ebenfalls den Platz verlassen musste. Die Unterzahl von drei Mädchen zehrte an der Substanz der Gäste, so dass insbesondere den angeschlagenen Spielerinnen langsam die Puste ausging. Aachen wechselte hingegen munter aus und brachte frische Kräfte ins Spiel, um die Überlegenheit endlich auch in Tore umzumünzen.

Kurz vor der Pause gelang das der Heimmannschaft auch. In der 37. Minute senkt sich zunächst ein Heber unhaltbar ins lange linke Ecke, dann leistete eine der tapfer kämpfenden Zülpicher Mädchen mit einem Eigentor noch unfreiwillig Schützenhilfe zum 3:0 zur Pause. Aber kein Vorwurf, direkt hinter ihr stand eine einschussbereite Angreiferin.

Die Pause nutzen die allesamt jetzt angeschlagenen Zülpicher Mädchen zur Erholung, der Aachener Trainer zu einer weiteren, hörbaren Standpauke für seine Mannschaft. Die Zuschauer diskutierten darüber, warum man gegen neun Gegnerinnen zu elft antreten musste - aber selbst die als Zuschauer anwesende A-Jugend der Heimmannschaft hatte dafür kein Verständnis.

Nach der Pause spielten die Gäste weiter mit acht Spielerinnen gegen elf, der Kräfteverschleiß zeigte jetzt deutliche Spuren. So fielen innerhalb von zehn Minuten drei weitere Treffer. Auch die einzige Stürmerin aus Zülpich konnte kaum noch laufen, die Nadelstiche wurden weniger und weniger. Nur in der 53. Minute ging noch einmal ein Impuls durch die Mannschaft, als die souverän spielende Zülpicher Abwehrchefin aus der Abwehr bis vor das Tor stürmte und ihr Schuss knapp links am Tor vorbeiging. Nach drei weiteren Toren ging dann in der 71. Minute nichts mehr für die Gäste aus Zülpich. Zwei weitere Spielerinnen konnten verletzungsbedingt nicht mehr weiterspielen, so dass der gut und fair leitende Schiedsrichter das Spiel abbrechen musste. Es standen nur noch sechs Spielerinnen von Zülpich auf dem Platz.

Somit wird das Spiel als nicht angetreten für BW Aachen gewertet, trotzdem gingen die Zülpicher Mädchen verdientermaßen mit erhobenem Haupt vom Platz. Es bleibt aber ein bitterer Nachgeschmack. Der DFB und alle Vereine betonen immer wieder, wie wichtig Fair Play und Respekt vor dem Gegner ist. In diesen unteren Klassen und insbesondere im Jugendbereich wie hier sieht es aber so aus, als ob das nicht bei allen Trainern angekommen ist. Es ist unbenommen regelkonform, mit elf Spielerinnen gegen acht zu spielen - aber ist das auch richtig? Insbesondere wenn man haushoch führt und der Gegner keine Chance hat, jemals wieder ins Spiel zu kommen. Die Gäste aus Zülpich zeigten hier in der Vergangenheit ein anderes Verständnis von Fair Play und Werten, die sie ihren Spielern und Spielerinnen vermitteln. In vergleichbaren Situationen wurde in solchen Fällen sofort die Spielerzahl ausgeglichen. Wenn man sich schon spielerisch messen und gewinnen möchte, dann jedenfalls mit den gleichen Waffen. Denn was ist ein Sieg wert, der so errungen wurde?

Nicht nur aufgrund dieses Spiels suchen alle Mädchenmannschaften des TuS Zülpich Nachwuchs in allen Altersklassen. Nähere Informationen und auch die Werte des Vereins finden Sie auf der Facebook-Seite der Fußballmädchen.

Weitere Bilder zum Spiel finden Sie in der FuPa-Galerie.

Aufrufe: 026.3.2017, 09:45 Uhr
Detlef ApelAutor