2024-04-23T13:35:06.289Z

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„Ich glaube, erfolgreicher kann man gar nicht einsteigen“

Trainer Yannick Viol spricht im Interview über seinen Erfolgf mit der U 17 des JFV A/O/Heeslingen

HEESLINGEN. Yannick Viol wurde mit der U17-Mannschaft des Jugendfördervereins A/O/Heeslingen Meister der Niedersachsenliga – und damit Aufsteiger in die Regionalliga. Andreas Meier, Mitarbeiter der Sportredaktion der ZEVENER ZEITUNG, sprach mit dem jungen Trainer über sein Team und die Jugendarbeit des JFV A/O/Heeslingen.

Ihr Trainerkollege Malte Bösch hat nach wenigen Saisonwochen das Traineramt bei der U19 übernommen, und auf einmal standen sie alleine in der Verantwortung. Eine schwierige Situation?

Malte und ich haben in den letzten Jahren eng zusammen gearbeitet, sind gute Freunde. Ich habe mich – ehrlich gesagt – vor der Saison noch nicht so weit gefühlt, um selbst Cheftrainer zu werden. Der Druck war schon enorm. Ich wusste, wenn ich keinen Erfolg aufzuweisen habe, bin ich vielleicht schon im Winter diesen Posten wieder los. Es war ein Wagnis für den Verein. Aber ich glaube, erfolgreicher kann man gar nicht einsteigen.

Der Saisonstart war mit vier Siegen und drei Niederlagen nach den ersten sieben Spielen eher mäßig. Es folgte eine Serie von 18 Siegen in 19 Partien. Wie kam es aus ihrer Sicht zu dieser Leistungsexplosion?

Das ist schwierig zu beantworten. Als ich das Traineramt von Malte übernommen habe, habe ich mich mit meinem neuen Co-Trainer Maximilian Dahlke zusammen gesetzt, und wir haben uns überlegt, wie können wir die Mannschaft dahin bringen, wo wir hinwollen. Dabei haben wir zwei Prinzipien aufgestellt. 1.: Wir treten nur als Team auf. 2.: Wir treten als Gewinnertypen auf, geben immer 180 Prozent. Das haben wir den Jungs Woche für Woche mehrfach im Training immer wieder gepredigt – bis sie es verinnerlicht hatten.

Gab es für sie in dieser Saison ein Schlüsselspiel oder einen Schlüsselmoment?

Eindeutig das Hinspiel gegen Eintracht Braunschweig – mein erstes Spiel als Cheftrainer. Zur Halbzeit stand es 0:0. Wir haben ganz ordentlich gespielt, aber eben auch nicht besser. In der Pause habe ich alle 20 Spieler in die Kabine geholt und gefragt: Wollt ihr um den Titel spielen oder wollt ihr Mittelmaß sein? Die Antwort der Mannschaft war: Wir wollen Meister werden! Wir haben das Spiel am Ende hart erkämpft 1:0 gewonnen und nach der Begegnung haben alle verstanden, dass es nur so geht.

Was waren für Sie die Höhepunkte oder besonderen Erlebnisse in der Saison?

Da fällt mir zuerst das Spitzenspiel gegen Göttingen kurz vor der Winterpause ein. Wir hatten uns mit einer Video-Analyse vorbereitet, hatten einen genauen Matchplan. In der Nacht vor dem Spiel konnte ich trotzdem nicht richtig schlafen, und dann lief vor der Partie wirklich alles gegen uns. Moritz Seiffert hatte eine Absage von St. Pauli bekommen, war entsprechend down. Justin Heinbockel fiel mit einer Magen- und Darmgrippe kurzfristig aus, und vor dem Spiel marschierte der Göttinger Trainer einfach in unsere Kabine und schaute sich in aller Ruhe auf unseren Plakaten unsere Aufstellung und unseren Spielplan an. Die Mannschaft hat aber in dieser Begegnung einen absoluten Siegeswillen gezeigt und die Partie mit 2:0 gewonnen. Ein Höhepunkt war auch der 6:0-Rückspielerfolg gegen Eintracht Braunschweig. Das war atemberaubend, das war überragend. Für solche Spiele bist du Trainer. Und nicht zu vergessen der 2:1-Sieg gegen Norden. Das war schon ein absoluter Krieg.

Beschreiben Sie doch mal ihr Team: Was zeichnet es aus?

Die Qualität ist schon überragend. Aber das Team wusste gar nicht, was es heißt, hart zu trainieren und nach Prinzipien zu arbeiten. Wir haben eine absolute Top-Defensive und eine große Kreativität im Spiel nach vorne.

Gibt es in ihrem Team Spieler, die heraus stechen?

Das ganze Team ist stark. Es gab einen Konkurrenzkampf auf hohem Niveau. Natürlich stechen Hannes Müller, Justin Heinbockel und Lennard Martens heraus. Hannes ist absolut reif, fast schon überreif für sein Alter. Er ist auf dem Platz vorangegangen, mit ihm habe ich mich als Trainer ausgetauscht. Justin Heinbockel hat sich überragend entwickelt und Lennard Martens war der Kopf für uns Trainer auf dem Platz. Alle drei hätten auch das Niveau gehabt, in der B-Junioren-Bundesliga zu spielen. Man sollte auch nicht Moritz Seiffert vergessen, der eine überragende Rückrunde hatte und nun doch zu St. Pauli wechselt, und Marvin Alidemi, dem ich absolut vertrauen konnte.

In der neuen Saison warten auf ihr Team in der Regionalliga noch stärkere Kaliber. Wie kann die Manschaft des JFV hier bestehen? Was ist dem neuen Jahrgang zuzutrauen?

Es ist ein sehr erfolgreicher Jahrgang, der seit – glaube ich – eineinhalb Jahren kein Pflichtspiel mehr verloren hat. Natürlich sind die Erwartungen hoch, aber man darf nicht vergessen, dass sich unser Fußball von dem Fußball der U16 sehr stark unterscheidet. Wir wollen auch in der Regionalliga ohne Angst spielen, ein Spektakel bieten, einen Fußball zeigen, der auffällt. Ich glaube, man kann es so sagen: Wir wollen auch in der Regionalliga niemals die Haltung verlieren, sondern unseren Fußball durchziehen.

Wie kann aus Ihrer Sicht die Ausbildung beim JFV noch verbessert werden?

In der U17 werden wir das Training beispielsweise noch mehr individualisieren, gezielt auf die Stärken und Schwächen der Spieler eingehen. Wir werden uns in der Trainingsarbeit den Leistungszentren annähern. Für die jüngeren Jahrgänge des JFV ist es aus meiner Sicht wichtig, dass wir für jeden Jahrgang Grundprinzipien der Ausbildung entwickeln, zum Beispiel worauf die Trainer bei der U13 oder U14 besonders Wert legen sollten. Wir können im Verein noch eine Schippe drauflegen. Das wollen wir bei der U17 versuchen vorzuleben. Wir müssen noch mehr auf dem Einzelnen eingehen, die Spieler top ausbilden. Das muss unser Anspruch sein.

Yannick Viol: Der 23-Jährige Nachwuchstrainer begann seine Laufbahn beim TSV Wiepenkathen und wechselte als U14-Spieler zu Werder Bremen. Hier durchlief der Torwart alle Jugendteams und gewann mit seinem Jahrgang den Norddeutschen Meistertitel und wurde B-Jugend-Vizemeister. Im Herrenbereich spielte Viol für Ahlerstedt/Ottendorf und Heeslingen und ist seit mittlerweile vier Jahren als Trainer für den JFV tätig.

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Dieser Artikel stammt von der Zevener Zeitung

Aufrufe: 06.7.2017, 19:15 Uhr
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