2024-04-16T09:15:35.043Z

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Zwischen 20 und 30 Flüchtlinge besuchen zwei Mal pro Woche das Training auf dem Lindensportplatz. 	Foto: Krämer
Zwischen 20 und 30 Flüchtlinge besuchen zwei Mal pro Woche das Training auf dem Lindensportplatz. Foto: Krämer

Flüchtlinge nehmen Fußballtraining dankend an

INTEGRATION: +++ JFV Alsfeld-Bechtelsberg engagiert sich bei Integration +++ Gruppe wächst kontinuierlich +++

Alsfeld (gk). Sport verbindet. Sportvereine stehen für gelebte Integration. Und damit können sie Brücken für Flüchtlinge bauen. Solche Sätze wurden in der Vergangenheit immer wieder bei verschiedenen nationalen und internationalen Sportveranstaltungen verwendet. Mittlerweile engagieren sich sehr viele Menschen in Deutschland, in Hessen und auch im Vogelsbergkreis für Flüchtlinge. In Alsfeld hat sich unter anderem der Jugendförderverein (JFV) Alsfeld der Integration von Flüchtlingen angenommen.

Seit Anfang Oktober bietet der JFV donnerstags und freitags auf dem Lindensportplatz an der Stadthalle Training für Kinder, Jugendliche und Erwachsene unter dem Slogan ,,Der Ball ist bunt - nationenübergreifender Fußball" an. Eine Maßnahme, die mit der Zielsetzung des JFV, der die Förderung des Fußballs als Gemeinschaftsaufgabe betrachtet, eng verbunden ist.

,,Genau das ist es, was sich der Sportkreis Vogelsberg in Sachen Flüchtlingsarbeit von seinen Sportvereinen wünscht", lobt Günter Stiebig, zweiter Vorsitzender und Integrationsbeauftragter im Vorstand, die Maßnahme des JFV Alsfeld-Bechtelsberg in den höchsten Tönen. ,,Die Integration sollte aber nicht nur auf den Fußball begrenzt bleiben. Es gibt viele weitere Sportarten, die auch einbezogen werden können." Bereits seit Längerem gab es im Verein Überlegungen, Flüchtlingen ein Angebot zum Fußballspielen zu unterbreiten. Mit der Einrichtung einer Stelle für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Verein konnte die Arbeit schließlich aufgenommen werden. Nach einigen Gesprächen mit dem Landratsamt des Vogelsbergkreises fiel Anfang Oktober der Startschuss. Bereits nach drei Wochen musste das Training auf dem Kunstrasenplatz von ein Mal auf zwei Mal pro Woche erhöht werden, um der stetig zunehmenden Nachfrage gerecht werden zu können.

Dreiköpfiges Trainer-Team

Die mittlerweile zwischen 20 und 30 Fußballer starke Trainingsgruppe besteht aus jungen Menschen im Alter zwischen elf und 30 Jahren, die aus unterschiedlichsten Ländern wie etwa Eritrea, Afghanistan oder Syrien stammen. Betreut wird die Gruppe vom 18 Jahre alten Erik Schnell-Kretschmer, der derzeit ein FSJ beim JFV Alsfeld-Bechtelsberg absolviert, das vom Landessportbund Hessen organisiert wird. Unterstützt wird der Youngster von Felix Dickhaut (Spieler beim Kreisoberligisten SV Leusel) und Torben Hainbuch (Spieler bei Kreisoberligist SG Altenburg/Eudorf/Schwabenrod). Fußball kennt keine Sprachen - das wird immer wieder behauptet. Und in der Tat: Wenn die drei Übungsleiter mit Englisch und Deutsch bei den Flüchtlingen nicht mehr weiter kommen, dann hilft - wie es Torben Hainbuch formuliert - nur das ,,gemeinsame Lächeln". Und schon wisse jeder Fußballer, was gemeint ist. ,,Es macht einfach Spaß, mit den Flüchtlingen Fußball zu spielen", betonen die drei Übungsleiter unisono. Was man während des Trainings merkt: Fußball sorgt bei den Flüchtlingen, die eine lange und oft lebensbedrohliche Flucht hinter sich haben, für wichtige Abwechslung in einer von Unsicherheiten geprägten Lebensphase. ,,Fremde Sprache, fremde Kultur und die ungewisse Zukunft haben ihre Spuren bei den Flüchtlingen hinterlassen", weiß Erik Schnell-Kretschmer. Auf dem Platz haben sie aber ihren Spaß. Wie etwa der elfjährige Achmed oder der 13 Jahre alte Mohamed (13), die beide aus Syrien stammen. Gefühlvoll streicheln sie den Ball und scheinen zumindest für kurze Momente ihre Probleme zu vergessen. Auch die anderen Flüchtlinge, die teilweise schon in Alsfeld wohnen, teilweise aber auch noch in der Flüchtlingsunterkunft in der Großsporthalle untergebracht sind, beteiligen sich mit sehr hohem Engagement am Training. Festzustellen ist auch: Die Gruppe ist diszipliniert, und es wird aufeinander Rücksicht genommen. Fouls kommen kaum vor - und wenn doch, dann ist das eher dem Übereifer geschuldet.

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Nicht alle Flüchtlinge, die am Training teilnehmen wollen, sind bereits in Besitz von Fußballschuhen und passender Kleidung. Der JFV Alsfeld-Bechtelsberg bittet daher um Sachspenden in Form von Nockenschuhen und Trikots. Diese können während der Trainingszeiten donnerstags und freitags zwischen 15 und 16.30 Uhr am Lindensportplatz abgegeben werden.



Aufrufe: 03.11.2015, 11:20 Uhr
Oberhessische ZeitungAutor