2024-05-02T16:12:49.858Z

FuPa Portrait
Junger Mann an der Pfeife: Felix Wagner von der JFG Aschberg ist seit drei Jahren Schiedsrichter.	F.: Günter Herdin
Junger Mann an der Pfeife: Felix Wagner von der JFG Aschberg ist seit drei Jahren Schiedsrichter. F.: Günter Herdin

Alles tanzt nach seiner Pfeife

Felix Wagner aus Glött gilt als großes Talent der Schiedsrichter-Gruppe Donau +++ Das Hobby hilft dem 16-Jährigen bei der Persönlichkeitsentwicklung auf und neben dem Platz

Gerade hat für ihn das letzte Schuljahr begonnen. Felix Wagner aus Glött besucht die zehnte Klasse der Aschberg-Schule in Weisingen. Dass er im kommenden Sommer einen guten Abschluss hinbekommt, das ist sein primäres Ziel für die nächsten Monate. Und der 16-Jährige weiß auch schon, wie es danach weitergehen soll: „Ich möchte eine Lehre als Industriemechaniker beginnen.“ Einen Lehrvertrag hat Felix Wagner freilich noch nicht in der Tasche. Doch diesbezüglich macht er sich keine Sorgen. Er ist sich sicher, dass ihm bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz auch sein großes Hobby helfen wird.

Als Fußball-Schiedsrichter muss er sich Woche für Woche auf den Plätzen der Region behaupten. Und das gelingt dem 1,86 Meter große Mittelschüler nach Einschätzung von Ulrich Reiner aus Bissingen bereits sehr gut. „Junge Leute, welche Verantwortung für ein Spiel auf sich nehmen, reifen schneller zu einer Persönlichkeit heran“, ist der Lehrwart der Schiri-Gruppe Donau überzeugt.

Felix Wagner gilt bei Ulrich Reiner und seinen Kollegen in der Gruppe Donau als das derzeit größte Talent, das seit vergangenem Mai bereits Begegnungen bis zur Kreisliga pfeifen darf. So wie Anfang September, als es für den Glötter gemeinsam mit seinen Assistenten Ulrich Reiner und Gerhard Weng (Peterswörth) zum Spiel zwischen dem SC Altenmünster und der SpVgg Ellzee ging. Es war die erste Partie, in der Wagner unter Beobachtung stand. Unter Beobachtung bedeutet, dass seine Leistung von einer neutralen Person in verschiedenen Bereichen beurteilt und dies auf einem sogenannten Beurteilungsbogen sogar schriftlich dokumentiert wird. Als Beobachterin fungierte in Altenmünster die Chefin der Schiedsrichter-Zunft im Kreis Donau, Sabrina Hüttmann. Sie attestierte dem Hoffnungsträger vor allem eine „gute Körpersprache“. Felix Wagner habe sich von den Spielern nicht auf der Nase herumtanzen lassen.

Dies hat auch Lehrwart Ulrich Reiner gefallen. Beim Nachgang der Partie gemeinsam mit der Beobachterin und dem Kollegen Weng seien natürlich auch Dinge angesprochen worden, die nicht so gut gelaufen sind. „Die ärgern mich zwar, doch da darf man nicht gleich beleidigt sein“, ist Felix Wagner froh über jede Reflexion.

Vor drei Jahren hat Wagner erfolgreich einen Schiedsrichter-Neulingskurs belegt. Er war damals 13 Jahre alt und war zugleich als aktiver Spieler bei der JFG Aschberg in der C-Jugend am Ball. Sein Talent als Kicker beschreibt der Jung-Schiri im Rückblick als „eher bescheiden“. Spielen und pfeifen – das hat der selbstbewusste Schüler auch noch zwei Jahre gemeinsam hinbekommen. Doch dann merkte er immer mehr, dass ihm die Leitung von Fußballspielen einfach noch mehr Freude bereitet. Er hat als Spieler aufgehört, ist jetzt nur noch als Referee im Einsatz. Das Pfeifen ist für Felix Wagner zur Leidenschaft geworden, wie er eingesteht. Er macht es freilich ein bisschen auch aus finanziellen Gründen. Zirka 150 Euro pro Monat für acht Spiele im Durchschnitt sei kein schlechtes Taschengeld. Und außerdem könne er mit einem Schiedsrichter-Ausweis jedes Bundesligaspiel kostenlos besuchen. Ob er wegen seines Hobbys von ehemaligen Mannschaftskollegen und Mitschülern manchmal gehänselt werde? Das Gegenteil sei der Fall, antwortet Felix Wagner auf diese Frage: „Sie finden das sogar richtig cool.“

So sieht es aus Ulrich Reiner. Immer wenn sein Schützling Kreisliga-Spiele, in denen auch Linienrichter zum Einsatz kommen, leiten muss, dann versucht der Lehrwart, ihm an der Seite zu assistieren. So wie in Altenmünster. Mit erfahrenen Kollgen wie Reiner und Weng im Team sei es schon einfacher, gute Leistungen zu bringen. Sie geben dem jungen Pfeifenmann vor dem Spiel und während der Halbzeitpause viele wertvolle Tipps. Wie weit es in den nächsten Jahren für Felix Wagner noch nach oben gehen kann, sei schwer vorherzusagen. Ulrich Reiner ist überzeugt, dass der Junge aus Glött seinen Weg machen wird.

Der Lehrwart aus Bissingen würde sich wünschen, dass es im Kreis Donau wieder mehr begeisterte Burschen wie Felix Wagner gibt. Zuletzt habe das Interesse an Neulingskursen stark nachgelassen. „Dieses Jahr hatten wir gar nur zwei Bewerber“, lamentiert Reiner. Im kommenden Frühjahr werde man einen neuen Anlauf nehmen, um Schiedsrichter auszubilden. Zum Neulingskurs können sich auch Mädchen und junge Frauen anmelden. Nach absolvierter Prüfung werden sie nicht nur eingeteilt, um wie Felix Wagner Spiele zu leiten, es warten auch gemeinsame Ausflüge oder Hütten-Aufenthalte wie in diesem Sommer im Zillertal. „Pfeifen ist das eine, Kameradschaftspflege das andere“, wirbt Ulrich Reiner für seine Gilde.

Aufrufe: 018.9.2017, 17:58 Uhr
Donau-Zeitung / herdAutor