2024-05-08T14:46:11.570Z

Im Nachfassen
Schon bei der SG Alsenztal immer engagiert in Sachen Fußball: Thomas Dubravsky (links). Jetzt führt er den neuen Vorstand des Fußballkreises Bad Kreuznach mit (von links) Berthold Schick, Wolfgang Staub, Jürgen Marx, Christian Wendel, Martin Steeg, Werner Ehle, Udo Marx und Otfried Seefeldt.
Schon bei der SG Alsenztal immer engagiert in Sachen Fußball: Thomas Dubravsky (links). Jetzt führt er den neuen Vorstand des Fußballkreises Bad Kreuznach mit (von links) Berthold Schick, Wolfgang Staub, Jürgen Marx, Christian Wendel, Martin Steeg, Werner Ehle, Udo Marx und Otfried Seefeldt.

Jederzeit gesprächsbereit

Der Kreisvorsitzende Thomas Dubravsky über 18er-Klassen, Schiedsrichter, Futsal und sein Verhältnis zu den Fußballvereinen

REGION. Seit etwa einem halben Jahr ist Thomas Dubravsky im Amt. Der neue Vorsitzende des Bad Kreuznacher Fußballkreises hat sich inzwischen eingearbeitet und dabei für seine ersten größeren Entscheidungen nicht nur Freunde in Kicker-Kreisen gefunden. Aber Kritik ist für den 48-Jährigen in erster Linie Motivation. Die „Kommunikation mit den Vereinen“ hat sich Dubravsky als Motto vorgegeben. Gesprächsthemen gibt es genug bei den Fußballern.

Herr Dubravsky, wie lautet nach einem halben Jahr ein erstes Fazit Ihrer Amtszeit?

Für mich persönlich hat sich im Sportlichen im Vergleich zu meiner Arbeit als Vorstandsmitglied im FV Hochstätten oder SG Alsenztal eigentlich nur geändert, dass ich jetzt im Kreis für alle Vereine zuständig bin. Und die Arbeit ist für mich sogar einfacher zu bewerkstelligen, da es vor allem Arbeit am Telefon oder PC ist, während es im Verein vom Platz abzeichnen über Thekendienst bis zum Essen für die Spieler nach dem Training noch viel mehr war.

Also alles gut, oder...

...naja, dass ich bei einigen Vereinen auch auf Kritik gestoßen bin aufgrund der 18er-Klassen, ist ja bekannt. Ansonsten bin ich im Großen und Ganzen schon zufrieden. Zumal wir mit der Besetzung des Kreisvorstands um Martin Steeg, Werner Ehle und Udo Marx drei Kollegen haben, die auch aus den Vereinen kommen. Für uns ist es wichtig, dass wir unsere Arbeit als Arbeit für die Vereine verstehen, auch wenn wir die Vorgaben von oben natürlich einhalten müssen.

Gab es schon ein erstes, direktes Feedback?

Ja, klar. Wir hatten ja unsere große Sitzung in Meddersheim. Da gab es natürlich Diskussionen. Und auch Kritik. Für mich ist Kritik aber immer Ansporn, es besser zu machen. Ich bin kein Mensch, der Kritik nicht versteht. Natürlich gibt es Vereine, die sind nur am Meckern. Denen versuche ich aber die Probleme zu erklären. Das Feedback nach der Sitzung war ausschließlich positiv.

...trotz der Kritik an den 18er-Klassen?

Ich wusste von Anfang an, dass es ein Problem wird. Für mich war durch mein Wissen aus der Vereinsarbeit eine Runde mit drei Zwölfer-Klassen aber ausgeschlossen. In drei Zwölferklassen gibt es jeweils zwei, drei Wackelkandidaten. Dann hast du irgendwann nur noch Zehnerklassen – mit der Folge, dass Mannschaften drei oder vier Wochen keine Spiele haben. Mit allen Konsequenzen, etwa im Trainingsbetrieb. Das ist doch für den Verein nicht gut. Deshalb haben wir uns für die 18er-Klassen entschlossen – wohlwissend, dass das nicht das Optimum war. Die Mehrheit der 36 Mannschaften hatte sich ebenfalls dafür ausgesprochen. Aber auch die Minderheit habe ich verstanden.

Wird es in der neuen Runde bei den 18er-Klassen bleiben?

Ich hoffe nicht, kann es aber natürlich nicht garantieren, da wir nicht wissen, wie viele Vereine melden. Wenn Ende Juni die Meldungen durch sind, werden wir uns mit den C-Klassen-Vereinen zusammensetzen.

Eine Rückkehr zum Reservespielbetrieb wie früher halten Sie für ausgeschlossen?

Es wird sicher Mannschaften geben, die das möchten, aber auch viele, die den regulären Spielbetrieb beibehalten wollen. Insgesamt glaube ich, dass es sehr wichtig ist, zweite Mannschaften zu erhalten. Sie sind unersetzbar für das Vereinsleben. Es wäre zu überlegen, eine reine Klasse mit Neunermannschaften, vielleicht auch über die Kreisgrenzen hinweg, einzurichten. Wir sind da im ständigen Dialog.

Kreisübergreifend findet das auch schon bald bei den A-Junioren seine Anwendung...

Genau. Man könnte die Neuner-Mannschaften aus dem normalen Spielbetrieb herausnehmen und in einer separaten Klasse zusammenführen. Wenn das den Vereinen lieber ist, dann wollen wir das so kommunizieren, aber nicht einfach beschließen.

Prinzipiell gilt: Kommunikation ist sehr wichtig für den neuen Kreisvorstand?

Ich glaube, ob im Privaten, Beruf oder im Sport, wird man es nie allen Recht machen können. Wir versuchen aber, über Kommunikation ein möglichst großes Maß an Zufriedenheit zu erreichen.

Gibt es ein großes Thema, dem sich der Kreisvorstand in seiner Zeit annehmen will?

Über ein bestimmtes Thema als Schwerpunkt habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht. Bislang stand einfach die Diskussion um die Klasseneinteilung zu sehr im Vordergrund. Aber für mich ist es wichtig, dass wir das Untereinander und Miteinander zwischen Zuschauern, Schiedsrichtern, Sportler, Vereinen und Verantwortlichen hinbekommen.

Ich war auch als Trainer kein Kind von Traurigkeit, aber wir haben auf dem Sportplatz manchmal teilweise ein Verhältnis, das nicht gut ist. Das wird im Profibereich vorgelebt und natürlich auch durch die Medien verstärkt. Inzwischen wird jede Schiedsrichterentscheidung untersucht und bewertet. Von mehreren Seiten. So etwas findest du zum Beispiel in England nicht. Und genau das ist unser Problem. Inzwischen wird jedes Spiel im Profibereich übertragen, der Nachwuchs nimmt das an. Und das führt auch dazu, dass die Hemmschwelle immer niedriger wird.

Aktuelles Thema Schiedsrichter: Auch die können sich natürlich nicht aus der Verantwortung stehlen.

Sicher nicht. Ich möchte da unserem Schiedsrichter-Obmann Christian Wendel nicht vorgreifen, aber wir müssten auch sehen, dass wir an der Nahe wieder mal einen überregional aktiven Schiedsrichter als Aushängeschild haben. So einen wie Patrick Kessel. Wir haben viele junge Schiedsrichter und sind der einzige Kreis im Südwesten, der in den letzten zwei Jahren ein Plus bei den Schiedsrichtern stehen hat. Die Neulingslehrgänge in Edenkoben und jetzt auch die Kurzlehrgänge seit vorigem Jahr in Waldböckelheim sind eine gute Sache geworden. Das wird sehr gut von den Vereinen angenommen, da kann man auch stolz auf die Vereine sein. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, wir haben in den letzten drei Jahren 60 neue Schiedsrichter bekommen. Das ist ordentlich, aber jetzt müssen wir den nächsten Schritt gehen und auch den einen oder anderen Schiedsrichter nach oben bekommen. Ich habe die Hoffnung, dass ein erfahrener Mann wie Torsten Bauer da auch irgendwann einmal mithilft. Das könnte ein großes Thema für die nächste Zeit werden. Vielleicht bekommen wir die jungen Schiedsrichter mal so hin, dass sie zugänglich sind und auch mal einen Fehler oder einen schlechten Tag eingestehen. Das würde vieles entspannen. Kommunikation ist auch da ganz wichtig. Vielleicht wieder etwas weniger Vorgaben und etwas mehr Menschlichkeit auf dem Platz.

Weiteres großes Thema: die Jugendarbeit in und um Bad Kreuznach. Junge Fußballer werden immer weniger eigentlich nichts Neues, oder?

Doch, das ist das Neue – nämlich, dass es weiter immer weniger werden. Jedes Jahr muss Jugendwart Berthold Schick bekannt geben, dass es weniger Teams sind. Inzwischen haben wir erstmals unter 200 Jugendmannschaften im Kreis. Wir haben die geburtenschwachen Jahrgänge und ein anderes soziales Verhalten. Das geht auch am Fußball nicht vorbei. Aber auch die Erziehung spielt eine große Rolle.

Und das heißt?

Es kann nicht sein, dass die Eltern ihre Kinder nur noch am Sportplatz absetzen und den Verein als günstige Betreuungsalternative sehen. Ich meine nicht die Kleinsten. Die Eltern sind aber nicht mehr bereit zu fahren, zu helfen. Und da hast du als Verein Angst.

Es geht nur noch über Spielgemeinschaften – inzwischen ja schon teilweise mit fünf, sechs Orten. Und das wird nicht besser. Die SG Meisenheim hat es vorgemacht, ist inzwischen am Anschlag. Und jetzt bräuchten wir zum Beispiel eine starke Eintracht zusätzlich als Zentrum in Bad Kreuznach. Und davon würden wieder alle Jugenden rundherum profitieren. Das müssen auch die kleinen Vereine verstehen. Wir müssen an die Zukunft denken, und da kommen wir an Solidarität einfach nicht vorbei.

Der Winter steht vor der Tür, Zeit für Hallenfußball. Oder für Futsal. Wie ist Ihre Meinung dazu?

Als Vereinsvertreter habe ich Futsal immer abgelehnt. Dadurch, dass die Hallenkreismeisterschaften die letzten Jahre im Futsal stattfanden, und auch durch Gespräche mit Trainern, die Futsal klasse finden, habe ich meine Meinung geändert. Viele Regeln im Futsal, wie beim Einwurf oder Rückpass, sind gut. Es fehlen eigentlich nur die großen Tore, damit mehr Treffer fallen. Das wollen die Zuschauer sehen.

Wir wissen, dass der DFB sehr großen Wert auf Futsal legt. Und es wird wohl auch so kommen, dass in den nächsten Jahren Turniere nur noch im Futsal gespielt werden dürfen. Also dürfen wir uns dem nicht verschließen. Inzwischen sage ich: Futsal ist eine Modernisierung des Hallenfußballs von vor 30 Jahren ohne Kunstrasen oder Bande. Und ein Spiel für technisch starke Mannschaften. Das muss sich dann aber medial entsprechend widerspiegeln, dann verstehen es auch immer mehr Leute. An der Nahe hat man sich an Futsal, auch dank der Vorarbeit von Karl-Heinz Weyand, schon gewöhnt. Das wird nun auch auf die anderen Kreise zukommen.

Ein Lob also für Ihren Vorgänger...

Ja. Dank Karl-Heinz Weyand ist die Nahe Vorreiter in Sachen Futsal. Bei den AH-Kreismeisterschaften haben wir in diesem Jahr erstmals mehr als zehn, nämlich elf Teams. Wir hoffen darauf, noch eine Zwölfte zu finden. Auch da sind wir im Gespräch.

Das Interview führte Mario Luge.



Aufrufe: 023.12.2016, 08:00 Uhr
Mario LugeAutor