2024-05-10T08:19:16.237Z

Im Nachfassen
Ein Bild, das es bei den Sportfreunden so wohl nicht mehr geben wird. Ottmar Griffel (links) und Reiner Jakobs liegen sich in den Armen. Inzwischen ist das Tischtuch der beiden zerschnitten. Eine Zusammenarbeit scheint nicht mehr möglich. Foto: René Traut
Ein Bild, das es bei den Sportfreunden so wohl nicht mehr geben wird. Ottmar Griffel (links) und Reiner Jakobs liegen sich in den Armen. Inzwischen ist das Tischtuch der beiden zerschnitten. Eine Zusammenarbeit scheint nicht mehr möglich. Foto: René Traut

Jakobs in Siegen vor dem Aus

Risse zwischen sportlicher Leitung und Trainer nicht mehr zu kitten – Wirtschaftsrat bekennt sich zu Griffel

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Siegen. Es sind stürmische Tage im Siegener Leimbachtal. Wenige Monate nach der Rückkehr in die Regionalliga ist die Aufstiegseuphorie bei den Sportfreunden Siegen schon wieder verflogen.
Diese Situation ist nicht der Tatsache geschuldet, dass der Verein in den bisherigen sieben Partien erst zwei magere Pünktchen holte. Vielmehr trug das Szenario dazu bei, das sich am Samstag in Oberhausen abspielte. 1:7 bei Rot-Weiß. Die Mannschaft in alle Einzelteile zerlegt. Ein solches Debakel haben die Sportfreunde Siegen seit langer Zeit nicht erlebt. Dass man nach solch einem "Waterloo-Erlebnis" in Siegen nicht ohne Weiteres zur Tagesordnung übergehen kann, versteht sich von selbst.
"Wir sind noch in der Aufarbeitungsphase der Partie", gab Sportfreunde-Vorsitzender Roland Schöler zu Protokoll. Ein Satz vom Vereinsoberhaupt - mehr nicht. Ein weiteres Statement war dem Vereinsboss nicht zu entlocken, da offenbar ein anderes Handy im Raum klingelte und das Gespräch mit der FuPa-Redaktion so ein jähes Ende nahm. Rückruf? Fehlanzeige.
Offener als der erste Mann im Verein ging da schon Trainer Ottmar Griffel mit der prekären Lage um. "So ein Spiel darf uns in dieser Form natürlich nicht passieren. Wir wussten vor der Saison, dass es schwer wird, die Klasse zu halten. Wir dürfen aber jetzt nicht den Fehler machen, alles an dieser einen Begegnung fest zu machen. Denn man hat durchaus in anderen Partien gesehen, dass wir das Zeug haben, in der Liga zu bestehen. Jetzt alles in Frage zu stellen, was vor wenigen Wochen noch gut war, das macht keinen Sinn", so Griffel, der am Sonntag mit Co-Trainer Thorsten Seibert und zwei Vorstandsmitgliedern eine erste Analyse des Oberhausen-Chaos betrieb.
Zwar wollte der 57-jährige Sauerländer nichts davon wissen, dass es mittlerweile Gräben zwischen ihm und der Mannschaft geben soll ("das Verhältnis mit dem Team ist absolut intakt"), doch mehr und mehr scheint sich eine Fraktion gebildet zu haben, die sich bereits vom Trainer abgewendet hat. Waren abwertende Gesten in Richtung Coach schon beim Wattenscheid-Spiel zu sehen, setzten sich diese nun in Oberhausen fort.
Aber nicht nur bei einigen Spielern scheint der A-Lizenz-Inhaber kein Gehör mehr zu finden. Zu allem Überfluss distanziert sich offenbar auch die sportliche Leitung vom Trainer. "Wenn wir einen Impuls setzen wollen, dann sollten wir das kurzfristig tun", wird Reiner Jakobs im KICKER zitiert. Rückendeckung für den eigenen Übungsleiter sieht sicherlich anders aus. Eine weitere Zusammenarbeit der beiden ist bei so einer Aussage nicht vorstellbar.
"Ich habe mit Herrn Jakobs seit Samstag nicht mehr gesprochen. Mehr möchte ich dazu nicht sagen", erklärt Griffel auf Nachfrage von FuPa Südwestfalen.
So zurückhaltend der Trainer ob dieser scharfen Geschütze in seine Richtung blieb, so offensiver bezog Mentor Hajdari, Sprecher des Wirtschaftsrats der Sportfreunde Siegen, Stellung zum Statement des Sportlichen Leiters: "Das ist eine exklusive Aussage von Herrn Jakobs, die wir von Vorstand und Wirtschaftsrat nicht teilen. Es wäre sinnvoller gewesen, dass, bevor man mit der Presse spricht, man erst einmal intern gewisse Dinge analysiert. Daher wirkt dieser Satz auf mich irritierend und ist sehr unanständig. Bevor man über andere Menschen oder Impulse spricht, ist es wichtig, dass man gemeinsam die Dinge bewertet und entsprechende Maßnahmen trifft." Rums!
Wie geht es nun weiter bei den Sportfreunden?
"Wir Trainer gehen konstruktiv mit der Situation um und arbeiten die Fehler in dieser Woche mit der Mannschaft auf. Wir müssen die jungen Spieler nun wieder aufbauen und die Niederlage bei ihnen aus den Köpfen rauskriegen", meinte Griffel. "Der Spielplan hat es nicht gut mit den Sportfreunden gemeint. Wir haben bislang gegen Mannschaften gespielt, die unter Profibedingungen trainieren und mit denen wir uns nicht messen können. Nun kommen Gegner, gegen die wir punkten müssen, das ist klar. Uns war von Anfang an bewusst, dass wir die Klasse nur mit Teamgeist halten können. Teamgeist ist im Vorstand, bei den Trainern, Betreuern, der Mannschaft und auch bei unseren großartigen Fans wichtig. Ich bin mir sicher, dass die Fans, die sich über die Leistung in Oberhausen verständlicherweise sehr geärgert haben, Mannschaft und Trainerteam am Samstag gegen Sprockhövel wieder nach vorne peitschen werden, um das Ruder gemeinsam rumzureißen", bekannte sich Hajdari klar zu Griffel.

Das bedeutet im Umkehrschluss, dass die Tage von Reiner Jakobs in Siegen wohl gezählt sind.

Aufrufe: 05.9.2016, 22:30 Uhr
Marc ThomasAutor