2024-04-25T10:27:22.981Z

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Abschied aus Gesmold: Tarek, Youssef und Bilal Al Moustafa (von links) kehren zurück in den Libanon. Foto: Viktoria Gesmold
Abschied aus Gesmold: Tarek, Youssef und Bilal Al Moustafa (von links) kehren zurück in den Libanon. Foto: Viktoria Gesmold

Integration gelingt auf dem Fußballplatz spielerisch

Flüchtlingsfamilie aus dem Libanon geht nach einem Jahr in Gesmold zurück in die Heimat

Vor zwei Wochen hieß es Abschied nehmen für Familie Al Moustafa aus dem Libanon. Es ging zurück in die Heimatstadt Beirut. Nach gut einem Jahr Aufenthalt in Gesmold war der Asylantrag der Flüchtlinge abgelehnt worden.

Da ein Widerspruch gegen die Entscheidung wenig Aussicht auf Erfolg hatte, entschied sich die Familie mit den fünf Kindern für eine freiwillige Rückkehr. Besonders die Kinder gingen nach dem Eindruck vieler Gesmolder mit sehr gemischten Gefühlen zurück. Hatten sie sich doch in Schule, Sportverein und darüber hinaus gut integriert. Und es ist ungewiss, was sie in der Heimat erwartet.

Besonders gut gelang es in den vergangenen Monaten den Brüdern Tarek, Bilal und Youssef, Kontakte zu knüpfen. Die drei Fußballer wurden nach ihrer Ankunft in Gesmold alsbald vom Verein Viktoria eingeladen, an den Übungsstunden teilzunehmen. Wo Fußballschuhe und Sportkleidung fehlten, wurde entsprechend gespendet. Unterstützung durch die Gesmolder Bürger gab es auf vielfältige Weise. Ob Kleidung, Möbel, Fahrräder, Sprachkurse, Begleitung bei Behördengängen oder Arztbesuchen: Bei Bedarf wurde schnell und unbürokratisch geholfen. Dabei stachen die Mitglieder des Integrationskreises Gesmold heraus.

Youssef Al Moustafa, der jüngste der drei Fußballer, kickte in der G-Jugend. Er stieß im Winter vor einem Jahr zum Team von Trainer Bastian Stallkamp, trainierte danach regelmäßig und nahm auch am Spielbetrieb teil. Trotz sprachlicher Probleme war die Eingewöhnung kein Problem.

Bilal, der mittlere der drei, war bereits in der zweiten Hälfte der Vorsaison im jüngeren Jahrgang der C-Jugend aktiv. Die Viktoria-Familie beobachtete von außen einen schüchternen, aber sehr ehrgeizigen Jungen. Zur Saison 2016/2017 lernte Bilal wieder neue Mitspieler kennen, die ihn, wie im Vorjahr, sehr gut aufnahmen. Bilal war fast bei jedem Training dabei und zeigte sich sehr engagiert. Schnell wurde deutlich, dass der Fußball stark dazu beitragen kann, die neue Sprache zu erlernen. „Auffällig war, wie schnell sich Bilal alle Namen seiner Mitspieler merken konnte“, erzählt Hubert Wallenhorst vom Förderkreis Fußball in Gesmold.

Bilal erzielte als Mittelstürmer in 14 Einsätzen neun Tore. Insbesondere sein Traumtor gegen Alfhausen/Rieste bleibt in Erinnerung: Er setzte sich gegen sechs Gegenspieler durch und überlupfte im Fallen den herausstürmenden Torhüter. Bilal sei stets ein fairer Sportsmann gewesen. „Er hat dem Team viel gegeben und bis zu seinem Abschied eine klasse Saison gespielt“, resümiert sein Trainer Steffen Meyer.

Tarek stieg im Winter vor einem Jahr bei der B-Jugend ein. „Er fand sehr schnell Anschluss“, sagt Coach Sascha Bolwin und führt weiter aus: „Dazu beigetragen hat auf jeden Fall, dass er sehr gutes Englisch gesprochen hat und die deutsche Sprache erstaunlich schnell anwenden konnte. Seine fußballerischen Fähigkeiten führten ebenfalls dazu, dass er von den anderen Jungs respektiert wurde.“ Erst im Mai konnte er erstmals in einem Pflichtspiel eingesetzt werden, in dem er prompt sein erstes Tor erzielte. Das wird für ihn unvergessen bleiben, denn obwohl es nur das 6:1 war, war der Jubel bei den Gesmoldern so groß, als wäre es das entscheidende Tor gewesen. „Wir hätten Tarek gerne bei uns im Team behalten. Wir werden in Kontakt bleiben“, sagt Bolwin.

Aufrufe: 027.2.2017, 10:30 Uhr
Meller KreisblattAutor