2024-04-23T06:39:20.694Z

WM 2014
Mate Malenica vom FC Fortuna Mombach hätte seiner Nationalmannschaft aus Kroatien ein leichteres Auftaktspiel gewünscht. Dennoch ist der Offensivspieler zuversichtlich.
Mate Malenica vom FC Fortuna Mombach hätte seiner Nationalmannschaft aus Kroatien ein leichteres Auftaktspiel gewünscht. Dennoch ist der Offensivspieler zuversichtlich.

Ins Achtelfinale und dann ist alles drin

Der in Kroatien geborene Mate Malenica über seine Heimat und den schwerst-möglichen Auftakt gegen den Gastgeber

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Mainz. „Mit einem Punkt wäre ich überglücklich“, sagt Mate Malenica. Es gibt in der Tat dankbarere Aufgaben als im ersten Spiel einer Fußball-Weltmeisterschaft gegen den Gastgeber und Topfavoriten Brasilien anzutreten. Kroatien, Malenicas Heimatland, hat dieses Los gezogen.

„Es wird ein Spiel bei extremer Hitze, und die Brasilianer sind das gewohnt“, prognostiziert der Stürmer von Verbandsliga-Vizemeister Fortuna Mombach, „die europäischen Mannschaften werden da nichts zu lachen haben.“ Wie weit es die Kroaten danach gegen die anderen Gruppengegner Mexiko und Kamerun bringen? „Ich tippe nicht auf mein Heimatland“, sagt der in Split geborene Malenica, „da hat man ja eine gewisse Fanbrille auf.“ Kurze Pause. „Okay, 0:0 gegen Brasilien, dann als Gruppenzweiter ins Achtelfinale, und ab da ist alles möglich. Wir wissen ja, wie das ist, der Ball ist rund...“

Träumen muss erlaubt sein, und mit dem Mittelfeld um Vielleicht-bald-Barcelona-Spieler Ivan Rakitic und Real-Madrid-Motor Luca Modric haben die Kroaten zumindest einen Mannschaftsteil, der sich auf dem Niveau der glorreichen Zeiten in der zweiten Hälfte der Neunzigerjahre bewegt. Als die Kroaten 1998 WM-Dritter wurden, hatte Mate Malenica gerade seinen zwölften Geburtstag hinter sich. Doch auf den Überraschungs-Coup angesprochen, rattert er die kroatische Mannschaftsaufstellung runter, als wäre es gestern gewesen. „Ich kann mich noch ganz genau daran erinnern, vor allem an das Spiel gegen Deutschland“, grinst er mit Blick auf den kroatischen 3:0-Sieg im Viertelfinale gegen die DFB-Elf. Damals waren die Kroaten eine Ansammlung überragender Individualisten. „Heute kommen sie mehr über den Teamgeist“, erklärt der 27-Jährige.

Eigentlich hatten Mate Malenicas Eltern bereits in Mainz gelebt, bevor er geboren wurde, doch seine Mutter wollte, dass ihr Sohn auf kroatischem Boden zur Welt kommt. Und eigentlich hätte sich die Familie auch gern wieder am Balkan niedergelassen, doch dann kam der Bürgerkrieg, und so wuchsen der kleine Mate und seine inzwischen fünf Geschwister – darunter auch das 21-jährige Box-Talent Branimir Malenica – in Mainz auf. „Hier ist meine Heimat, hier bin ich zur Schule gegangen“, sagt Mate Malenica, der es dennoch liebt, mindestens ein bis zweimal pro Jahr ins Heimatland seiner Eltern zu reisen. „Früher habe ich das fünf, sechs Mal pro Jahr gemacht“, erzählt der Kroate, der auch Kroate bleiben will – und sich gleichwohl nicht vorstellen kann, aus seinem Mainz wegzuziehen. Kein Gegensatz im heutigen Europa.

Das WM-Auftaktspiel will Mate Malenica gemeinsam mit Freunden und Familie am Fort Malakoff gucken. „Da sind kroatische Freunde dabei, aber auch aus anderen Ländern – Bosnier, Deutsche, Türken, Italiener, meine Kumpels von Fortuna Mombach“, erzählt er. Auf seinem Kroatien-Trikot steht kein Name, aber wenn dort einer stünde, wäre es der von Alen Boksic, dem ehemaligen Nationalstürmer und amtierenden Vizepräsidenten von Malenicas Lieblings-Klub Hajduk Split. „Meine ganze Familie sind Hajduk-Split-Fans, mein Opa, mein Uropa, da wurde ich ein Leben lang drauf gedrillt“, berichtet der 27-Jährige, der noch immer – wenn er nicht gerade in der Verbandsliga spielen muss – gemeinsam mit der ganzen Familie jeden Sonntag zum Gottesdienst in katholischer Sprache in St. Bonifaz geht. Typisch kroatisch ist für ihn der katholischen Glaube. Und typisch kroatisch ist „das Fluchen“, lacht er, „das auf jeden Fall. Beim Autofahren, aber immer auf Kroatisch. Und das deftige Essen, mit viel Fleisch.“ So ein Punktgewinn zum Auftakt gegen Brasilien würde Malenica und seinen Landsleuten aber auch prima schmecken.

Aufrufe: 012.6.2014, 12:30 Uhr
Torben SchröderAutor