2024-04-24T13:20:38.835Z

FuPa Portrait
Ab in die Hessenliga! Viktoria Kelsterbach steigt als Meister auf. Foto: Viktoria.
Ab in die Hessenliga! Viktoria Kelsterbach steigt als Meister auf. Foto: Viktoria.

Im zweiten Anlauf mit dem Quäntchen Glück

MEISTERBRIEF Viktoria Kelsterbach ist nach dem Aufstieg in die Hessenliga die künftige Nummer eins im Main-Taunus-Kreis +++ Kleinster Etat und kein einziger Vertragsamateur

KELSTERBACH. Was so ein FuPa-Liveticker manchmal bewirken kann: Eigentlich war allen Beteiligten vor dem letzten Verbandsliga-Spieltag klar: Der Tabellenzweite FC Ederbergland macht mit einem Heimsieg gegen den Dritten VfB Gießen den Meistertitel und die direkte Rückkehr in die Hessenliga klar. Viktoria Kelsterbach, das noch auf Rang eins steht, würde am letzten Spieltag noch abgefangen und mit dem Relegationsplatz Vorlieb nehmen müssen, der ja schon im vergangenen Jahr ein schlechtes Omen war. Doch es kam anders.

Denn der VfB Gießen, für den es ja auf dem Papier um nichts mehr ging, bezwang Ederbergland sage und schreibe mit 4:0. 170 Kilometer entfernt konnten es die Kelsterbacher zunächst nicht fassen. "Wir hatten es ja nicht mehr in der Hand, haben dann aber auf dem FuPa-Liveticker gespannt den Gießener Sieg verfolgt", erinnert sich Kelsterbachs sportlicher Leiter Christian "Ossi" Trupkovic an das "Herzschlagfinale" vom 29. Mai. Wenig später war das Vereinsheim schon proppenvoll, die Aufstiegsfeier kam zwar unerwartet, aber gerne gelegen.

Mentale Stellschrauben gedreht

Ein Erfolg, den sich wohl kaum eine andere Mannschaft der vergangenen Jahre so verdient hat, wie Kelsterbach. Durch Kontinuität, Ruhe im Verein und eine ausgeprochen hohe Kompetenz nicht nur bei den Spielern, sondern (gerade) auch den handelnden Verantwortlichen. "Es ist ein Aufstieg, den sich alle Beteiligten erarbeitet haben, wir haben uns nicht durch die Rückschläge beirren lassen", lobt Trupkovic daher. Einer dieser Rückschläge datiert bereits aus dem Ende der Vorsaison, als die Viktoria im Aufstiegsrennen gegen Watzenborn-Steinberg zuhause mit 0:4 den Kürzeren zog und dann auch in der Relegation hinter RW Frankfurt das Nachsehen hatte. Doch in der Vorbereitung auf die neue Saison drehte Trainer Ralf Horst an den richtigen Stellschrauben, erwies sich auch auf mentaler Ebene in meisterlicher Form. Und pushte seine nur punktuell, aber dafür umso besser verstärkte Mannschaft zu erstaunlicher Performance: Nach einem 1:0 gegen den FC Ederbergland ging die Viktoria mit sieben Punkten Vorsprung in die Winterpause.

Sechs Siege zum Finish

Doch danach hakte es, die Niederlagen gegen Biebrich (1:4), Waldgirmes (2:4), Dietkirchen (0:1) und das Remis gegen Schröck (1:1) brachten Kelsterbach wieder ins Hintertreffen gegenüber Ederbergland. Dennoch: "Der Last-Minute-Ausgeich in Schröck von Jonas Scheitza war der Punkt, an dem wir uns sagten, dass wir es doch noch schaffen können", findet Trupkovic. Mit Erfolg: Die letzten sechs Spiele wurden alle gewonnen - das (erfolgreiche) Ende ist mittlerweile ja bekannt.
Prunkstück bei den Kelsterbachern war mit 35 Gegentreffern die Defensive. Hinten erweist sich Dominique Groß als starker Rückhalt, vorne räumte die Verteidigung um Timo Gürtler, Tobias Fischer, Steven Mühl, Marcel Tschakert und Zugang Maxi Thomasberger (SV Niedernhausen) vieles ab. "Maxi wurde von Seiten Niedernhausens nicht mal die Verbandsliga zugetraut - jetzt spielt er nächstes Jahr in der Hessenliga", kann sich Trupkovic eine kleine Spitze gegenüber dem SVN nicht verkneifen. Vorne lief vieles über Kapitän Manuel May und Vollstrecker Julien Antinac (16 Treffer).

Massenhaft Anfragen, aber kein Umbruch

Antinac wird Kelsterbach allerdings nun verlassen. Er muss beruflich bedingt kürzer treten und schließt sich Gruppenliga-Aufsteiger SG Hoechst an. Auch der Stürmer Nummer zwei, Gerret Niederschlag, verlässt die Viktoria in Richtung seines Heimatvereins TuS Hornau. Die weiteren Abgänge: Marco Ippolito (RW Walldorf), Mohamed Boulahfa, Ouassim Bouzarzar (beide Ziel unbekannt) und Robert Brück (beruflich nach Fulda). Neu dabei sind bisher Steve Wagner (FC Eschborn), Leo Hasenstab (TSG Wörsdorf), Lukas Weller (eigene Jugend), Sebastian Weigand (Spvgg. Oberrad), Alex Scholz (FC Eschborn) und Tatsuta Fujioka (TuRa Niederhöchstadt), mit mindestens zwei weiteren Neuzugängen ist zu rechnen, zudem fahndet man für den Betreuerstab noch nach einem erfahrenen Mann mit Stallgeruch. Zum Trainingsauftakt am 24.6. geben in Denilson da Silva (U19 von Erzgebirge Aue) und Selehattin Deliktas (FV Steinfurt) noch zwei Gastspieler ihre Visitenkarte am Sportpark ab.
Mit einem Radikalumbruch ist bei Kelsterbach jedoch nicht zu rechnen, damit ist die Viktoria in den vergangenen Jahren ja auch blendend gefahren. Obwohl sich nach dem Rückzug des FC Eschborn, der Kelsterbach zur Nummer eins im Main-Taunus-Kreis macht, sich massenweise Spieler (insgesamt 46 bisher!) beim Klub vom Untermain anbieten. Auch mit Bewerbungsvideos aus der italienischen zweiten Liga oder Kontaktaufnahmen durch Vermittlungsorganisationen aus der US-College-Liga sehen sich Kelsterbachs Steuermänner konfrontiert. "Klar ist, dass wir den mit Abstand kleinsten Etat in der Hessenliga haben werden", findet Trupkovic und fügt hinzu: "Wir werden ohne einen einzigen Vertragsamateur das Abenteuer Hessenliga angehen."

Aufrufe: 021.6.2016, 14:00 Uhr
Philipp DurilloAutor