Vergangene Saison reichte es für die stets ambitionierten Außerferner zu Rang sechs. In dieser Runde läuft es nicht so gut. Im Sommer hatte der mit 15 Treffern beste Torschütze den Verein verlassen. Den Verlust des Portugiesen verkraftete Reutte nicht und ist nur Elfter. „Seine Tore fehlen uns“, sagt Wuttge. Jetzt in der Winterpause holte Reutte den Serben Miroslav Rikanovic. Der Ex-Profi soll das Team ans Saisonziel (Rang vier bis sieben) schießen.
Nach dem erfolglosen Intermezzo beim Bezirksliga-Aufsteiger FC Kempten (dort stand Wuttge für drei Monate an der Seitenlinie; im Oktober 2013 kam die Trennung) nahm sich Wuttge eine Auszeit. „Ich war weg vom Schuss. Das war mal ganz gut so“, sagt er. Lange durfte er sich nicht ausruhen. In Reutte erinnerte man sich an ihn. Schnell war der Vertrag unterzeichnet. Was selten ist: Der Kontrakt ist unbefristet. „Das ist eine Wertschätzung, die man in diesem Job nicht so oft erfährt.“
Wuttge ist voll des Lobes über die Professionalität, wie der SV Reutte geführt wird. „Da sind ganz gestandene Persönlichkeiten“, egal ob es der Vorsitzende oder sein Stellvertreter ist – im Nachbarland heißt das Obmann. Was ihn zudem beeindruckt, sind die Anlagen, auf denen in Österreich Fußball gespielt wird, sei es in Wattens oder Neustift. „Diese Plätze sind regelrechte Teppiche. Sie sind nicht nur super gelegen und haben ein tolles Panorama; sie sind mindestens zweitligareif.“
Unter dem Strich, sagt Wuttge zu seiner ersten Stelle im Ausland, „bin ich froh über die Erfahrung. Schade, dass es nicht schon früher geklappt hat.“ Die Abwechslung kommt nicht ungelegen. „Ich fühle mich dort wohl“, sagt er, wenn auch mit Einschränkung. Wer Wuttge kennt, weiß um seine Besonnenheit. Er ist kein Heißblüter, der an der Seitenlinie gleich aus der Haut fährt, wenn ein Schiedsrichter mal eine Entscheidung trifft, die nicht so nach dem Geschmack ist. Und doch hadert er mit den Unparteiischen im Nachbarland. „Die sind ganz schön arrogant. Ein Beispiel: Bei einer Entscheidung habe ich von außen nur abgewunken, nicht mal was gesagt. Da kommt der Schiedsrichter an die Linie und sagt mit, ich soll mit der Theatralik aufhören. So nach dem Motto: Was willst du, du kleiner Deutscher.“
Auch von Fans sei er schon mal als sch... Deutscher bezeichnet worden. Das sei aber die Ausnahme. „Deppen gibt es fast überall. Im Großen und Ganzen sind die Leute herzlich und nett.“ Wobei ihm sein Team manchmal zu nett ist. „In Österreich wird technisch guter Fußball gespielt. Was den Spielern fehlt, ist das deutsche Kämpfer-Gen.“ Abhilfe könnte sein Sohn Maxi schaffen, der seit dem vergangenen Sommer in Reutte kickt.
„Sich gegen die Niederlage zu wehren, findet oft nicht statt.“ Das sei laut Wuttge wohl die Folge österreichischer Mentalität. Hie und da stehe Gemütlichkeit weit oben. „Ich versuche sie zu packen und sage ihnen, wir müssen kämpfen und fahren nicht irgendwohin, um Sehenswürdigkeiten zu betrachten.“ Wuttge nimmt es mit Humor: „Ihre Einstellung ist nicht deutsch, obwohl sie fast alle deutsch sprechen!“ Humorvoll auch sein Schlusswort: „Ich werde kein Fußball-Österreicher.“