Herr Yilmaz, als wir uns im Oktober 2014 das letzte Mal sprachen, schossen Sie beinahe im Alleingang den VfR Moorenbrunn ab. Der Trainer hatte Großes mit Ihnen vor, er wollte Sie in die Türkei zum Probetraining schicken.
Süleyman Yilmaz: Ja, daraus ist nichts geworden, weil mir die Ausbildung zum Gießereitechniker wichtiger war als alles auf diese kleine Chance im Profifußball zu setzen.
Hätte Sie das nicht gereizt: Vor vollen Stadien zu spielen, den Lebensunterhalt mit Fußball zu bestreiten, teure Autos zu fahren?
Yilmaz: Doch, schon. Aber sind wir doch mal ehrlich: der Sprung ist riesengroß von der A-Klasse in die zweite oder dritte türkische Liga. Wer sagt mir denn, dass ich das auch geschafft hätte.
Der in die Landesliga zu Dergahspor, wo sie nun spielen, ist aber auch nicht zu verachten.
Yilmaz: Das stimmt. Es war super, dass der Kontakt mit Dergah zu diesem Zeitpunkt zustande kam, es ist eine tolle Alternative. Das hat auch mein Trainer bei der DJK Eintracht Süd so gesagt.
War es für Sie schwer, die A-Klasse zu verlassen?
Yilmaz: Wie meinen Sie das?
Na ja, immerhin haben Sie Woche für Woche so viele Tore geschossen, dass Sie sie kaum zählen konnten.
Yilmaz: Ach so, das stimmt. Ich war schon ein bisschen traurig, aber mehr, weil ja viele Freunde bei der DJK Eintracht Süd spielen. Ich wollte mit diesem Verein aufsteigen. Aber auch bei Dergahspor kenne ich viele Jungs und fühle mich sehr wohl.
Verfolgen Sie noch die A-Klasse 6?
Yilmaz: Oh ja, nach jedem Spiel ist mein erster Blick ins Internet, wie DJK Eintracht gespielt hat. Mein bester Kumpel spielt ja auch noch dort, ich hoffe, sie schaffen das auch ohne mich in die Kreisklasse.
Wie war eigentlich das erste Training in der Landesligamannschaft, es ging ja in kurzer Zeit vier Ligen nach oben für Sie...
Yilmaz: Das war zum Glück in der Halle, da ist das nicht so sehr aufgefallen. Aber das Tempo ist natürlich viel höher. In der A-Klasse trainierst du nicht so intensiv.
Und das erste Spiel?
Yilmaz: Ganz ehrlich: Mir hat ein wenig die Luft gefehlt, das Spiel ist doch viel schneller und intensiver. Die Laufwege, die Eingespieltheit hat zudem noch gefehlt, das ist jetzt besser geworden.
Ist es auch neben dem Spielfeld eine andere Liga?
Yilmaz: Na ja, der größte Unterschied ist, dass ich jetzt dreimal in der Woche trainiere. Wir bekommen Trainingsklamotten und Getränke gestellt, im Training sind wir mindestens 18 Mann und wir haben immer zwei Torhüter. Die Plätze sind nicht unbedingt besser als in der A-Klasse, beim Spiel in Vach zum Beispiel war das ein furchtbarer Acker.
Bereiten Sie sich auch professioneller auf die Landesligaspiele vor?
Yilmaz: Am Anfang, als der Trainer mich noch nicht hat spielen lassen, bin ich abends in die Disco gegangen wie immer. Dann habe ich bald meine Chance bekommen und sie genutzt, jetzt lebe ich bewusster und mache wesentlich langsamer Party. Ich habe einfach keine Lust, wieder zurück auf die Bank zu müssen.
Also haben Sie auch das Rauchen aufgehört?
Yilmaz: Nein, das nicht, ich rauche auch in der Landesliga noch. Das ist nicht so einfach mit dem Aufhören...
Sie haben am vergangenen Wochenende Ihr erstes Tor für Dergahspor erzielt – hat sich das anders angefühlt, als ein Tor in der A-Klasse zu feiern?
Yilmaz: Es war das wichtige 1:0, wir spielen ja gegen den Abstieg, es hat sich eigentlich genauso gut angefühlt. Wobei, wenn ich so recht überlege: Nein, in der A-Klasse ist es leichter, Tore zu schießen. Eigentlich freut man sich deshalb in der Landesliga doch viel mehr darüber.
Sind Sie bei den Gegnern der, der aus der A-Klasse kam?
Yilmaz: Weiß ich nicht, ich spreche nicht mit meinen Bewachern, sie sind ja nicht meine Freunde auf dem Feld. Sie sind aber viel laufstärker, schneller und zweikampfstärker als noch in der A-Klasse.
Sie führen noch immer die Torschützenliste der A-Klasse 6 an, obwohl Sie seit sechs Spielen gar keine Partie mehr dort bestritten haben.
Yilmaz: Ja, das ist sehr cool.
Ach, Sie wussten das?
Yilmaz: Na klar, ich schaue da noch ab und zu drauf. Wobei mich mein Kumpel Hakan (Aydogdu, d. Red.) an diesem Wochenende eingeholt hat, er hat jetzt auch 19 Treffer erzielt. Ich hätte also besser noch ein paar mehr Tore gemacht, bevor ich gewechselt bin.
Sie haben gesagt, Sie fühlen sich sehr wohl bei Dergah. Hört sich so an, als gebe es kein Zurück mehr in die A-Klasse?
Yilmaz: Ach, wissen Sie, wenn es nicht klappen sollte, habe ich kein Problem damit zurückzugehen zur DJK Eintracht Süd. Oder eben dorthin, wo der Trainer dann ist. Ich würde ihm wieder helfen wollen, egal wo er ist.