2024-03-27T14:08:28.225Z

FuPa Portrait
Daniel Corsalli auf dem Gelände des Wartenberger SV
Daniel Corsalli auf dem Gelände des Wartenberger SV

"Ich bin Fußballer durch und durch"

Daniel Corsalli (Co-Trainer Wartenberger SV II) über seinen Umgang mit mehrfacher Tumor-Erkrankung | Quäntchen Glück e.V. will helfen

Daniel Corsalli (40) ist Co-Trainer der II. Herren beim Wartenberger SV und hilft auch sonst überall, wo er gebraucht wird. Was aber nicht mal im Verein alle wissen: Daniel kämpft seit 15 Jahren gegen seine Krebserkrankung, die ihm auf dem Fußballplatz schon fast das Leben kostete. Im Interview spricht er über die Erkrankung, seine Wünsche und warum er einfach nicht vom Fußball lassen kann.

Wir haben uns mit Daniel Corsalli und Philipp Andersen (Torhüter beim Wartenberger SV und Vorstandsmitglied bei "Quäntchen Glück e.V."), der erst kürzlich von Daniels Schicksal erfahren hat und gerne helfen möchte, auf dem Gelände des Wartenberger SV getroffen und über Daniels Schicksal gesprochen.

FuPa: Daniel, wie lange bist du schon im Fußball aktiv?

Daniel Corsalli: Ich spiele seit meinem siebten Lebensjahr Fußball. Die letzten 10 Jahre beim Wartenberger SV und zuvor beim Weißenseer FC. 2001 hat meine aktive Laufbahn dann aber eine unerwartete Wendung genommen.

Was ist damals passiert?

Ich hatte im Spiel gegen Agrispor einen epileptischen Anfall auf dem Platz. Die Feuerwehr ist damals nicht richtig auf das Gelände gekommen und so konnte ich erst spät behandelt werden. Ein Mitspieler hat mir damals das Leben gerettet, da ich sonst möglicherweise an meiner Zunge erstickt wäre. Im Krankenhaus wurde dann bei mir ein Gehirntumor entdeckt.

Wie hast du die Diagnose damals aufgenommen?

Es war natürlich die Hölle für mich. Mit 25 Jahren rechnet man ja nicht damit und mein großer Sohn wurde erst kurz zuvor geboren. Da ist natürlich für mich eine Welt zusammengebrochen.

Warst du danach noch als Spieler aktiv?

Ich habe nach der operativen Entfernung des Tumors wieder Fußball gespielt - aber nur noch bei den II. Herren.

Woher hast du die Kraft bzw. Energie dafür genommen?

Ich kann einfach nicht zuhause rumsitzen. Meine Beine haben gezittert und ich brauchte einfach einen Ball und musste weitermachen. Die Ärzte haben gesagt, dass ich auf Kopfbälle verzichten soll, aber das ist als Abwehrspieler erfahrungsgemäß schwierig. Auch meine Familie hat mir viel Kraft gegeben und war immer für mich da - dafür bin ich auch sehr dankbar.

Man denkt ja, trotz der Vorgeschichte, sicherlich nicht daran, dass es nochmal passieren kann, oder?

Ich hatte mich gar nicht weiter damit beschäftigt. Sie hatten den Tumor ja rausgenommen, die epileptischen Anfälle sind aber geblieben. Es ist dann sieben Jahre später leider erneut aufgetreten - auch wieder beim Fußballspielen.

Wie ist dein aktueller Status?

Ich strotze nicht gerade vor Kraft und es könnte mir natürlich besser gehen. Ich versuche dennoch überall da zu sein, wo ich gebraucht werde. Die Energie ist aber natürlich nicht mehr so vorhanden wie früher. Vor zwei Jahren folgte dann eine Chemotherapie und Bestrahlung. Ich habe immer versucht, das Ganze nicht an die große Glocke zu hängen. Wenn ich nicht da war, dann war ich halt nicht da.

Und den Fußball ganz aufzugeben war für dich nie eine Option?

Nach der Bestrahlung habe ich gesagt, dass ich aufhöre, wurde aber vom Trainer der II. Herren überredet, doch noch weiter zu machen. Ich bin Fußballer durch und durch und das wird auch nicht aufhören.

Was hast du neben dem Fußball gemacht?

Ich habe Betriebsschlosser gelernt und dann bei einer sehr guten Firma gearbeitet, wofür ich dem Chef noch immer dankbar bin und er würde mich auch gerne wieder beschäftigen - ich darf aber nicht.

Kann man davon ausgehen, dass du nie wieder arbeiten wirst?

Ja, das kann man. Ich bin offiziell erwerbungsunfähig und darf nicht arbeiten, da mir ansonsten die Rente gestrichen werden würde. Ich habe ja einen Haushalt und Familie und mache mich da so gut es geht nützlich, um meine Frau zu entlasten.

Wenn du einen Wunsch frei hättest...

... dann wäre ich natürlich gerne wieder vollkommen gesund. Das ist aber unrealistisch. Ich würde sehr gerne mal die ganze Familie schnappen und wegfahren. Einfach mal einen richtigen Urlaub machen.

Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin alles Gute!

Um Daniel bei seinem Wunsch zu unterstützen, hat sein Vereins-Kollege Philipp Andersen, über den Verein "Quäntchen Glück e.V.", eine Aktion ins Leben gerufen, die Menschen uneingeschränkt und ohne viel bürokratischem Aufwand helfen und kleine Freuden zwischendurch ermöglichen möchte.

Wer das Projekt unterstützen möchte, bekommt hier alle nötigen Informationen: >>> Kontakt Quäntchen Glück e.V.

Aufrufe: 027.5.2016, 16:00 Uhr
redAutor