2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Zufrieden: Holsteins Trainer Karsten Neitzel.
Zufrieden: Holsteins Trainer Karsten Neitzel.

Neitzel: Kein Interesse an Fortuna

Gespräch mit dem Trainer von Holstein Kiel

Gut gelaunt stellte sich Holsteins Trainer Karsten Neitzel am Sonnabend nach dem Sieg gegen Osnabrück der Presse. Wir sprachen mit dem 47-Jährigen über das Spiel, die derzeitige Entwicklung und angebliches Interesse aus Düsseldorf - und erhielten neben flapsigen Sprüchen mit wahrem Kern und einem Augenzwinkern jede Menge interessante Antworten.

Wie fällt Ihr Fazit nach dem 1:0 gegen Osnabrück aus?

Es war ein schweres Spiel auf schwerem Boden, bei dem oft der lange Ball gewählt wurde. Wir haben zum wiederholten Mal ein Spiel durch einen Standard in die richtige Richtung gelenkt. Sonst hätte das Spiel auch in die andere Richtung kippen können. Letzte Woche haben wir drei Punkte nach Hause gespielt, heute nach Hause gekämpft.


Was hat Sie am Führungstor besonders gefreut?

Das Tor hat eine kleine Geschichte, denn die Ecke resultiert aus einem Freistoß, bei dem 90 Prozent der Mannschaften ins Abseits rennen. Wir haben gewusst, dass die Osnabrücker das versuchen. Da merkt man, dass sich die Vorbereitung von Carsten Wehlmann und Jan Sandmann auszahlt.


Wie haben Sie den möglichen Elfmeter gesehen?

Sembolo macht das geschickt, fädelt ein. Ich glaube, das sieht der Schiedsrichter. Aber natürlich geben da viele Elfmeter, und wir hätten uns darüber auch nicht beschweren können.


Bei gegnerischen Standards gab es aber auch zu viel Chancen für Osnabrück, oder?

Ja, aber der VfL hat schon eine Truppe mit sehr vielen großen Spielern. Das muss man erst einmal verteidigt kriegen. Da haben wir in der einen oder anderen Situation Glück gehabt. Das ärgert einen, weil da Aufmerksamkeit in der Zuordnung gefehlt hat.


Wenn man Glanztage hat wie gegen Erfurt und Spiele wie gegen Osnabrück auch mit Kampf und einer Portion Glück gewinnt, sind das oft Mannschaften, die am Ende aufsteigen...

Wir haben im Jahr 2015 schon ein breites Raster abgeliefert, und das erfolgreich. Aber es kann auch ganz schnell kippen, das müssen wir wissen. Aber Respekt, nach so einem Klassespiel gegen Erfurt noch einen draufzusetzen, auch wenn es fußballerisch nicht so lief.


Aus Düsseldorf wurde vermeldet, Sie seien ein Trainerkandidat bei der Fortuna...

Das habe ich auch gelesen. Aber da ist wirklich nichts dran. Wenn mich jemand anrufen würde, würde ich den Verein informieren, dass mich jemand angerufen hat. Aber es muss sich niemand Sorgen machen. Ich kann ja nicht von den Spielern verlangen, dass Sie sich hier so einbringen und selbst mit anderen Vereinen reden. Das fände ich hochgradig asozial.


Ausstiegsklauseln gibt es bei Ihnen nicht?

Das finde ich albern. Wenn ich hier für zwei Jahre unterschreibe, gehe ich davon aus, auch zwei Jahre zu bleiben.


Zweite Liga können Sie schließlich auch in Kiel haben.

Momentan ist das möglich. (schmunzelt)


Sie haben in der Woche gesagt, das Gerede über die 2. Liga nervt...

Da kann man nichts gegen machen. Ist doch schöner, wenn die Leute über den Aufstieg reden als über die Regionalliga. Was ich meine ist, dass wir uns davon nicht ablenken lassen dürfen. Es ändert sich nichts an unserer Arbeit. Ob wir nach Wiesbaden als Zweiter oder als Siebter fahren - das Ziel sind drei Punkte. Wenn wir die holen, wird noch länger über was anderes geredet. Wir freuen uns über die Euphorie. Das war ja auch mal anders.


Was sind denn die Gründe dafür, dass das derzeit so ist?

Grundsätzlich machen wir ja nicht so viel anders als letztes Jahr. Die automatisierten Abläufe, wenn der Gegner in Ballbesitz ist, setzt die Mannschaft sehr gut um. Die gesamte Mannschaft hat eine wahnsinnige Disziplin. Was wir besser machen, ist bei eigenem Ballbesitz eine größere Souveränität zu zeigen. Da läuft das Bällchen schon mal über mehrere Stationen.


Dabei haben Sie im Gegensatz zur Konkurrenz ja nicht einmal neue Spieler geholt...

Das war ja eine bewusste Entscheidung. Unser kleiner Kader ist momentan ein großer Vorteil. Es gibt einfach weniger unzufriedene Spieler im Kader. Das bleibt ein Vorteil, solange es nicht mehr Sperren oder Verletzungen gibt.


Machen sich da auch Ihre Trainingsabläufe bezahlt?

Wir sehen schon zu, dass wir am Wochenende ausgeruht auf den Platz gehen. Wir haben andere Abläufe als die meisten, am Freitag trainingsfrei. Dafür stehen wir am Spieltag um 8.30 oder 9 Uhr auf dem Platz, um dem Körper guten Morgen zu sagen. Die Jungs fühlen sich gut dabei, also lassen wir es so.

Aufrufe: 011.3.2015, 08:00 Uhr
SHZ / Interview: Christian JessenAutor